Tim McGraw: Let It Go
Seit mehr als 17 Jahren gehört Tim McGraw zu den Hauptakteuren der modernen Country Music. Er füllt seit vielen Jahren die größten Football-Stadien und seine CDs und Videos verkaufen sich millionenfach. Mit Platin- und Goldauszeichnungen wurde der Sänger, der im letzten Jahr mit seiner Frau Faith Hill (Soul 2 Soul-Tour 2006) unterwegs war, überhäuft.
Er ist der „Mega-Star“ der amerikanischen Countryszene. Glaubte man noch vor einigen Jahren, dass ein Garth Brooks, kommerziell gesehen, niemals zu ersetzen sei, weiß man es heute besser. Wenigen Künstlern gelang es in den letzten Jahren so eindrucksvoll moderne sowie traditionelle Country Music in Einklang zu bringen – McGraw beherrscht dies perfekt.
Zwar hatte er mit seinem Vorgängeralbum „Live Like You Were Dying“, immerhin schon drei Jahre her, keine reine „Country-CD“ veröffentlicht, so bewegt er sich mit dem aktuellen Silberling „Let It Go“ wieder auf einer Ebene, die „Nashville-Like“ ist. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und behaupte, es ist das beste Studioalbum seit 1997, damals veröffentlichte er „Everywhere“, ein Meisterwerk, welches mit Awards nur so überschüttet wurde.
Mit der aktuellen Singleauskopplung „Last Dollar (Fly Away)“, übrigens aus der Feder von Big Kenny (Big & Rich), bemerkt man schon, dass sich Tim wieder „Back To The Roots“ bewegt. Countryelemente (Instrumentierung) überwiegen und textlich gesehen ein fröhlicher Song, der sich garantiert binnen kurzer Zeit zu einem Sommerhit entwickeln wird. Auch sonst überzeugen mich sämtliche Songs auf seinem mittlerweile neunten Studioalbum. McGraw klingt, endlich wieder, fröhlich und unkompliziert. Wollte er noch mit seinen Vorgängeralben die Welt retten, oder auf Drogenmissbrauch aufmerksam machen, was nicht verkehrt ist, aber auf Dauer zuviel des Guten, wirkt er auf mich mit den neuen Songs im Rücken, irgendwie natürlicher.
Seine Songs klingen, mal lustig, aber auch mal sentimental. Erzählt werden Geschichten die allesamt mehr als „nur“ unterhaltsam sind. In „I’m Workin“ wird die Geschichte des Durchschnittsamerikaners erzählt, in seiner ach so friedvollen Arbeitswelt, die genauso interessant ist, wie die Herzschmerzballade „Whiskey & You“, wo man(n), vielleicht der selbe Kerl, seinen Frust im Alkohol ertränkt. Allerdings so ganz ohne erhobenen Zeigefinger geht’s denn doch nicht. Beispiel: „Between The River And Me“ erzählt die Geschichte eines Alkoholikers, der seine Stieftochter schlägt. Doch Gott sei Dank überwiegen die fröhlichen Songs und man fühlt sich, mir ging’s so, sehr gut unterhalten.
Fazit: „Let It Go“ ist für mich eine Überraschung. Dachte ich doch, dass Tim McGraw sich mehr und mehr von der „reinen“ Country Music verabschiedet. Falsch vermutet, er ist wieder da und zwar besser als je zuvor.
Trackliste:
01. Last Dollar (Fly Away) |