Zu Gast bei Mark Bender
So wär‘ ich ohne Dich, Balladenkönig, Ehrlichkeit, Minutenglück, diese und eine Fülle weiterer Songs stammen aus der Feder von Mark Bender. Seit 1994 ist der am 26.08.1959 in Neumarkt in der Oberpfalz geborene Sänger, Textdichter, Songschreiber, Komponist und Produzent leidenschaftlicher Berufsmusiker. Mark Bender kann auf über 500 Songtitel, die er im Lauf seiner musikalischen Laufbahn schrieb, zurückblicken; darunter wurden ca. 450 Lieder über Schallplattenfirmen veröffentlicht. Viele seiner Kollegen aus den unterschiedlichsten Musikrichtungen schätzen seine Arbeit. Bekannte Künstler u.a. Roland Kaiser, Ireen Sheer, Karel Gott, Jürgen Drews, Jonny Hill, Tom Astor, Truck Stop um nur einige zu nennen, sangen Lieder, die Mark Bender für sie schrieb. Doch nicht nur für andere Interpreten, nein, selbstverständlich auch für sich hält der sympathische „sanfte Riese“ von 196 cm Körpergröße eine Vielzahl von Songs im „Ärmel“ parat. Sein neustes Album, das den Titel „Ein Haus am Meer“ trägt, beinhaltet 13 brandneue Eigenkompositionen des Künstlers. Zusätzlich finden auf der aktuellen CD zwei Bonustracks mit den Titeln „Meet Me In Heaven“ (Text und Musik: John R. Cash) sowie „Rose Of My Heart“ (Text und Musik: Hugh Moffatt) ihren Platz. Die Redaktion von Country.de war kürzlich zu Gast im Haus von Mark Bender und seiner netten Familie, um aus erster Hand näheres über seine aktuelle Produktion zu erfahren, die ab den 23. Februar 2007 im Handel erhältlich ist.
Neumarkt i.d. Opf. hieß das Ziel unserer Etappe, mittlerweile die siebente, die wir Ende Januar 2007 im Auftrag von Country.de antraten. Vor uns lagen ca. 420 Kilometer und gut drei Stunden Fahrzeit. Nach einer ruhigen und entspannten Reise erreichten wir ohne Zwischenfälle unser Ziel. Zu unserer Überraschung und für Nennenswert sei die Tatsache erwähnt, dass der Heimatort von Mark Bender als Willkommensgruß für uns sogar ein wenig Schnee übrig ließ. Die aufmerksamen Leser, die über den geografischen Standort unserer Redaktion bestens informiert sind, werden uns beipflichten, dass wir von der weißen Pracht in diesem „Winter“ bis Dato nicht gerade verwöhnt wurden.
Pünktlich um 13:00 Uhr wurden wir von Mark Bender vor unserem Hotel abgeholt und gemeinsam fuhren wir durch seinen wunderschönen Heimatort und hielten kurz beim Bäcker, um uns für das gemeinsame Gespräch im heimischen Wohnzimmer des Songwriters bei Kaffee und leckeren Kuchen zu stärken.
Country.de: Mark, vielen Dank, dass Du Zeit gefunden hast, um uns und unseren Lesern einen Blick hinter die Kulissen des Liedermachers Mark Bender zu gewähren. Du bist seit 1994 erfolgreicher Berufsmusiker, Sänger, Textdichter, Komponist, Songschreiber und Produzent. Bevor wir uns intensiver über den Künstler Mark Bender und seine Karriere unterhalten, möchten wir gern mehr über die Stationen Deines Lebens erfahren. Erzähl uns doch bitte, wie aus dem gelernten Einzelhandelskaufmann und ehemaligen Vertriebsleiter für biologische Arzneimittel der sanfte Riese mit der unverwechselbaren Stimme wurde.
Mark Bender: Meine musikalische Laufbahn begann im Alter von 17 Jahren, als ich meine erste Band hatte, wobei ich mit den Daten immer ein paar Probleme habe, weil es von den Bands zwar ein paar Fotos gibt, aber keiner von den Bandmitgliedern wusste, wann denn genau der erste Auftritt war. Ich weiß, dass ich damals noch keinen Führerschein hatte und dass ich von der Arbeit aus von einem Bandmitglied abgeholt worden bin, deswegen bin ich mir sicher, dass ich 17 Jahre gewesen sein muss (Mark lacht). Es war eine der typischen Coverbands, also wir haben auf Hochzeiten gespielt, für Schützen-und Sportvereine, auf Weihnachtsfeiern und Faschingsbälle, es war eine ganz normale Unterhaltungsband. Mit ca. 21 Jahren stieg ich bei der ersten Countryband ein. Das war damals etwas anders als in unserer heutigen Zeit, da wir an den Wochenenden nur für die in Deutschland stationierten US-Streitkräfte in den NCO-Clubs auftraten und die damaligen amerikanischen Countrycharts rauf und runter spielten, also Songs unter anderem von Alabama, Waylon Jennings, Hank Williams Junior, George Strait, George Jones, Merle Haggard und vielen anderen. In den Clubs gab es ein paar nette Eigenschaften, die mir sehr imponiert haben. Wir bauten unser Equipment auf und um 19:00 Uhr oder spätestens um 20:00 Uhr haben wir gespielt. Genauso pünktlich, wie wir begonnen haben, war der Abend auch um Punkt 24:00 Uhr beendet, nachdem wir noch ein bis zwei Zugaben geben durften. Es ist auch schon mal vorgekommen, dass der Veranstalter das Licht ausdrehte, dann hieß es aber auch endgültig Feierabend. Die Auftrittszeit war demnach exakt geregelt, was für uns als Künstler optimal war. Ganz anders sah es aus, als ich für die Unterhaltungsband tätig war. Wir spielten ja, wie ich anfangs erwähnte, auch auf Hochzeiten. Bei uns in Bayern war es meist üblich, bereits nachmittags um 15:00 Uhr zu beginnen und bis in der Früh um 03:00 Uhr zu spielen, also gut 12 Stunden, demnach hatte man natürlich nach so einer langen Zeit gegen die Müdigkeit anzukämpfen, während man nach den Auftritten vor den US-Soldaten quasi noch den ganzen Abend vor sich hatte. Ein weiterer Unterschied bezüglich der Auftritte vor amerikanischen und deutschen Publikum bestand darin, dass das amerikanische Publikum sofort mit Begeisterung dabei war, während man das deutsche Publikum erst ein wenig „aufwärmen“ musste. Ich kann mich noch an einen Gig bei den Amerikanern erinnern, das war meiner Meinung nach der Schärfste von allen. Wir bauten unsere Anlage auf der Bühne auf und als es losgehen sollte, gab es plötzlich NATO-Alarm und die ganzen Soldaten stürmten sofort aus dem Saal. Es blieben nur noch der Koch und zwei Bedienungen zurück und für diese drei Menschen haben wir tatsächlich 4 Stunden lang gespielt. Es sagte uns auch keiner, dass wir aufhören sollten, es hat soviel Spaß gemacht und wir bekamen auch unsere volle Gage. Es war richtig stark (Mark lacht).
Das waren meine ersten Bands und der Einstieg in die Countrymusic. Später war ich noch für zwei andere Bands tätig. Es folgte danach eine mehrjährige Phase, wo mir, bedingt durch meine berufliche Karriere, die Zeit für die Musik fehlte. Ich hab zwar Musik am Wochenende gehört, nahm auch zu Hause hin und wieder meine Gitarre zur Hand und spielte ein paar Lieder, aber das man am Wochenende losgezogen ist und jeden Monat drei bis fünfmal gespielt hat, das war zeitlich einfach nicht mehr möglich und so vergingen einige Jahre, ohne dass ich mich musikalisch in der Öffentlichkeit betätigte. Ich spürte aber, dass die Musik mich nicht so einfach los ließ. Irgendwann hab ich damit begonnen, nur für mich Songs zu schreiben. Darunter war dann auch eine Coverversion von einem Elvis-Song dabei der hieß „She’s Not You“, da hab ich, bezogen auf meine Frau und meiner Tochter, einen bayerischen Text zu diesem Song geschrieben mit dem Titel „Sie is wia Du“, weil die beiden sich sehr ähnlich sehen und Thema dieses Songs war. Diesen hab ich beim „Bayerischen Rundfunk“, der damals einen Nachwuchswettbewerb für Gesangsinterpreten startete, eingereicht. Mein Lied wurde kurz darauf in einer Sendung, die Dieter-Thomas Heck moderierte, vorgestellt. Daraufhin riefen mich ein paar Produzenten an, die mir sagten, sie fänden den Song sehr gut und eigentlich war das der Auslöser und die Kehrtwende, nachdem ich jahrelang musikalisch gar nichts gemacht habe, mich künftig intensiver mit der Materie des Songschreibens zu beschäftigen. Ich schrieb in dieser Zeit mehrere Titel und lernte dadurch auch wieder andere Produzenten kennen, die meine Arbeit schätzten. Im Laufe der Jahre wurde mir bewusst, dass ich, ohne dass ich dafür eine besondere Ausbildung auf Seminaren absolvierte, eine Begabung für das Songschreiben entwickelte, die durch die positive Resonanz seitens der Produzenten bestätigt wurde. Ich schrieb Songs für verschiedene Künstler u.a. Roland Kaiser, Jürgen Drews, Ireen Sheer, Klaus & Klaus, Marianne & Michael, Johnny Hill, Karel Gott, Tom Astor, Truck Stop um nur einige zu nennen und konnte meine Begabung, Geschichten zu erfinden, mit denen sich der jeweilige Künstler auch identifizieren konnte, in meine Arbeit als Songschreiber voll einbringen. 1992 fasste ich den Entschluss, mich als Musiker selbständig zu machen. Ein Jahr später brachte ich mein erstes Album heraus mit dem Titel „Ich hab den Rotkäppchen-Blues“. Mit diesem Album betrat ich Neuland, es war für mich ein Versuch und ich stellte mir die Frage ob es möglich war, eine Verschmelzung der Musikelemente aus Country, Rock und Pop, in Amerika unter dem Namen „New Country“ oder „New American Music“ bekannt, hinzubekommen und zwar auf Deutsch. Es war der erste Schritt überhaupt, einen anderen deutschen Countrystil zu kreieren, als den, den man vorher in Deutschland kannte. Natürlich würde ich aus heutiger Sicht gesehen, den einen oder anderen Song aus diesem Album aufwändiger produzieren, mit anderen Arrangements versehen, aber wie gesagt, die Intention hatte ich schon immer, New Country auf Deutsch zu machen. Es war auch eine Art Gradwanderung. Analysiert man zum Beispiel einen amerikanischen Newcountrysong, der als Thema die „Liebe“ behandelt und obwohl er einen ganz banalen Text beinhaltet, ist dieser Song immer noch gut. Wenn man aber den gleichen Text in Deutsch macht, dann ist er kitschig. Ich versuche halt, entweder mit meinen Texten Geschichten zu erzählen oder die eine gewisse Aussage beinhalten, wobei ich auf eine besondere Wortwahl achte, die nicht in jedem deutschen Songtext vorkommt.
Country.de: Du hast im Lauf Deines musikalischen Schaffens einen eigenen, typischen“ Mark Bender Sound“ geschaffen. Man findet auf Deinen Alben eine Vielzahl sanfter, ruhiger Songs, die zum Nachdenken und Träumen geradezu einladen. Deine Texte sind verständlich und die Themen für Jedermann nachvollziehbar. Inwieweit beruhen diese Themen, die Du in Deinen Liedern verarbeitest, aus persönlichen Erfahrungen?
Mark Bender: Das ist bei mir eigentlich aufgeteilt. Es gibt Songwriter, die nur über Themen schreiben, die sie wirklich erleben, das kann man machen, aber andere Liedermacher, zu denen ich gehöre, erzählen in ihren Songs Geschichten, die sie teils erfinden und die teils aus eigenen Erfahrungen und Erlebnissen basieren. Es findet demnach eine Art Verschmelzung statt. Zu dem Song „Golden Cowboy“, der auf meinem neuen Album „Ein Haus am Meer“ zu hören ist, gibt es einen wahren Hintergrund. Meine Band und ich befanden uns beruflich auf einer Kreuzfahrt, die uns unter anderem auch nach Neapel führte. Bei einem Landausflug spazierten wir in der Fußgängerzone von Napoli und da fiel uns ein Typ auf, der ganz in gold gekleidet war, eine goldene Maske und eine Art Cowboyhut trug und wie eine Marionette auf einem Fleck tanzte und dabei kam mir die Idee zu diesem Song.
Country.de: Nun könnte man sich vorstellen, wenn Mark Bender seine Lieder schreibt, sitzt er gemütlich abends, bei gedämpftem Licht mit seiner Gitarre vor einem offenen Kaminfeuer und lässt sich durch die wohltuende Wärme und das leise knistern im Hintergrund inspirieren. Doch wie sieht die Wirklichkeit aus, wo entstehen hauptsächlich Deine Songs und wie viel Zeit benötigst Du, um einen Song zu schreiben.
Mark Bender: Auch das ist ganz unterschiedlich. Zum Beispiel mein Song „Der Regenmann“ entstand, als ich zu Hause gemütlich bei Kerzenlicht am Tisch saß während es regnete. Dieser Song hatte demnach einen atmosphärischen Ursprung. Dann gibt es ganz viele Songs, die mir während der Autofahrt einfallen. Beispiele dafür sind der Song “ Verkauf nicht deine Seele“ oder „Wenn die Sonne tanzt“. Wenn man längere Fahrten bewältigen muss, hat man Zeit, und die nutze ich, um die Grundideen und Gerüste meiner Lieder zu entwickeln. Die besten Songs, und da gibt es viele Songwriter, die das auch sagen, entstehen eigentlich im Fluss, damit meine ich, dass ich nicht an einem Projekt eine Woche lang, ich sag mal, „herumdoktere“, sondern, nachdem ich aus einer Idee und aus einer Stimmung heraus eine Geschichte entwickelt habe, stelle ich innerhalb von 1-2 Stunden meinen Song komplett fertig.
Country.de: Du hast ein neues Album mit dem Titel „Ein Haus am Meer“ herausgebracht. 13 neue Eigenkompositionen und zwei Bonustracks sind auf Deiner neuen CD zu hören. Hochkarätige Studiomusiker und die Mitglieder der “ Mark Bender Liveband“ haben an Deinem „Haus am Meer“ mitgebaut. Stell uns doch bitte die einzelnen Musiker kurz vor und verrate uns und unseren Lesern etwas über die Arbeit an Deiner neuen Produktion.
Mark Bender: Bei meinen eigenen Produktionen lege ich großen Wert darauf, dass die Studiomusiker ihre Parts live einspielen. Deswegen verzichte ich auch auf Drumcomputer, die ja in den meisten Studios eingesetzt werden, wobei die Qualität vom Arrangeur abhängt, wie gut dieser programmieren kann. Bei mir muss halt ein richtiger Schlagzeuger an den Drums sitzen. Mit Thomas Simmerl – Drums, Percussion – arbeite ich bereits seit Jahren bei Studioaufnahmen zusammen. Thomas ist u.a. für die „Söhne Mannheims“, Bobby Kimball, Klaus Lage, Juliane Werding und vielen anderen Künstlern tätig. Christian Lohr (bei Produktionen von Sting, Andrea Bocelli, Gianna Nanini, Udo Jürgens u.v.a. beteiligt) übernahm die Parts an den Flügel und spielt darüber hinaus eine echte Hammondorgel, die ich sehr gern im Studio einsetze. Das mag bei der Produktion zwar um einiges teurer sein, als wenn man einen Synthesizer verwendet, der den Sound einer Hammondorgel fast perfekt imitiert, aber ich meine, es ist ein Unterschied, zwar ein minimaler, den man nicht hört, aber dafür spürt, und eigentlich macht für mich die Kombination aus „alles Live“ + echte Hammondorgel + Stimme den typischen Mark Bender Sound aus. Weitere Unterstützung bekam ich von Alex Klier am Bass, (Howard Carpendale, Die Ärzte, Sportfreunde Stiller, Killerpilze u.a.), Klaus Engl (Drums), Jürgen „Jay“ Beitel an der Acoustic und E-Gitarre (Roko, Baby Palace), Manuel Lopez – E-Gitarre, Alfons Hasenknopf (Backvocals) sowie den Mitgliedern meiner Liveband Stephan Auer an den Keys, Jürgen Hoffmann – E und Acoustic Gitarre, Frank Schimann – E-Gitarre, Jens Ohly am Bass, Bodo Matzkeit an den Drums & Percussion und von meinen langjährigen Freund und Godfather an der Pedal-Steel-Guitar Frank Baum. Die Produktion hat von der ersten Idee bis zum letzten Ton, der im Studio verklungen ist, gut 1 ½ Jahre gedauert. Ich wollte mich bei diesem Album auch nicht unter Zeitdruck setzen. Die letzten Produktionen entstanden zum Teil in verschiedenen Studios und bei unterschiedlichen Arrangeuren, die daran beteiligt waren, wobei die Songs vom Stil zwar zueinander gepasst haben, aber von der Aufnahmetechnik her klangen die Produktionen unterschiedlich. Bei meinem aktuellen Album sind die 15 Titel, von der produktionsweise und der Soundbetrachtung aus einem „Guss“ entstanden. Die 13 eigenen Titel habe ich in Zusammenarbeit mit den Studiomusikern eingespielt, während ich die beiden Bonustracks zusammen mit meiner Liveband aufgenommen habe.
Schlusswort: „Tattoos eines Lebens“, der 4. Titel, den man auf Mark Benders neuen Album findet, stieg kürzlich in die Nielsen Music Control Charts (vormals Media Control Airplay Charts) auf Platz 12 ein. Somit steht bereits das Fundament für „Ein Haus am Meer“, das genügend Potenzial auf eine hohe Platzierung zu bieten hat. Wir bedanken uns bei Mark Bender und seiner Familie für die Gastfreundschaft und wünschen ihm und seiner Band weiterhin viel Erfolg.