Johnny Cash In The Round: John Francis und Mandy Strobel begeistern
In der sehr gut besuchten Holzwerkstatt Langenau haben der in Nashville, Tennessee lebende John Francis und der in Ulm beheimatete Mandy Strobel gemeinsam das Publikum zu Begeisterungsstürmen hingerissen. Sie haben alle Erwartungen übertroffen und ihr Thema „Johnny Cash In The Round“ sehr gut mit Auszeichnung bearbeitet. Insbesondere die Tatsache, dass die beiden Ausnahmekünstler sich erst 20 Minuten vor ihrem gemeinsamen Auftritt erstmals kennengelernt hatten, unterstreicht den sensationellen Erfolg des Duos.
Am Valentinstag, den 14. Februar 2010, war die Holzwerkstatt in Langenau gegen 17:00 Uhr mit erwartungsfreudigen Zuschauern gefüllt. Die Country & Western Friends Kötz hatten zu „Johnny Cash In The Round“ eingeladen und John Francis und Mandy Strobel gebeten, gemeinsam mit nur je einem Werkzeug in der Hand, der jeweiligen akustischen Gitarre, den Spirit von Johnny Cash auf die Bühne zu zaubern. Die Künstler haben unterschiedlichen Bezug zu Cash, Mandy Strobel ist mit einer Baritonstimme ausgestattet, die jener von Johnny Cash verflixt nahe kommt, und er hat 2005 im Sun Studio in Memphis, Tennessee seine CD „The Way I Feel“ aufgenommen, dort wo der „Man In Black“ in den 1950er Jahren „I Walk The Line“ und seine weiteren frühen Aufnahmen eingespielt hat.
Am Todestag von Johnny Cash war Mandy Strobel rein zufällig in Hendersonville, Tennessee, wo Cash lebte und so konnte er an dessen Beisetzung in den Memorial Gardens in Hendersonville persönlich teilnehmen. John Francis, geboren in New York, aufgewachsen im ländlichen Pennsylvania und in die Musikszene durch einen langen Aufenthalt in Philadelphia hineingewachsen, lebt jetzt in Nashville, Tennessee und ist eng mit John Carter Cash befreundet, dem einzigen Sohn von Johnny Cash und June Carter-Cash. Die beiden verstehen sich blind, daher gingen sie gemeinsam in das abgelegene Blockhaus von John Carter-Cash, in dem sie Songs schreiben und sie gingen gemeinsam in das von John Carter-Cash auf seinem Gelände betriebene Cash Cabin Studio, in welchem Johnny Cash und Rick Rubin einen Großteil der American Recordings aufgenommen haben. Dort entstand die künftige CD von John Francis, die von John Carter-Cash produziert wurde.
Mit diesen Hintergründen waren die beiden Künstler prädestiniert, „Johnny Cash In The Round“ auf die Bühne zu bringen. Bei solchen Rounds wechseln sich die Künstler untereinander nach jedem Lied ab und begleiten sich nach Möglichkeit gegenseitig. Mandy machte den Anfang mit „Wings In The Morning“, bewundert vom ob seiner Authentizität staunenden John Francis. Dieser antwortete adäquat und rasch wurde klar, dass sich die beiden Künstler ohne Einschränkung verstanden und mit riesiger Freude im Geiste von Johnny Cash dessen und jeweils eigene Lieder spielten.
Mandy trug von seiner nächsten CD „Apple Pickin‘ Time“ vor, ein eigenes Lied ganz im Stil von Johnny Cash. John Francis sang von seiner künftigen CD „Johnny Cash On The Radio“ und beschrieb sein Gefühl im Cash Cabin Studio so, als wäre man im Hause eines griechischen Gottes zu Gast. Laura Cash, die Ehefrau von John Carter-Cash, bediente im Studio bei John Francis übrigens die Fiddle. Mandy widmete seiner Frau zum Valentinstag „From Then Till Now“, das er ebenfalls für seine nächste CD vorbereitet hat. Bei „Give My Love To Rose“ sangen die Künstler spontan gemeinsam und ergänzten sich auf Anhieb so genial, dass alle nur noch staunen konnten. „The Evening Train“ war die passende Antwort von Mandy, gesungen, wie es Johnny Cash zu seinen besten Tagen nicht besser hätte tun können. Auch John Francis erwies sich mit seiner Tenorstimme als ausgezeichneter Sänger, der von Herzen und mit vollem Herzblut singen kann, seine Eigenkomposition „Trouble In These Times“ beschreibt in der Art von Johnny Cash die aktuellen Missstände in der Welt. Mandy hielt mit einem der schönsten Lieder von Johnny Cash dagegen, „I Still Miss Someone“. Sodann widmete John Francis „Nashville Heartbreak“ all jenen, die mit Cowboyhut und vielleicht kleinem Knacks im Herz gekommen waren. Mandy sang hiernach seine erst seit zwei Wochen fertiggestellte Komposition „Where The Strong Wind Blows“. „Folsom Prison Blues“ sangen sie gemeinsam und entließen das Publikum in eine 20-minütige Pause.
Mit der Johnny-Cash-Komposition „Tennessee Flat Top Box“ startete Mandy in die zweite Runde. John berichtete, dass sein Großvater Halbindianer war und seine weiteren Vorfahren aus Irland stammten. Daher interessiert er sich sehr für das Schicksal der Native People und meint, auch wenn Du den Träumer zerstörst, den Traum kannst Du nicht zerstören. Obwohl die Weißen die Indianer vernichten wollten, ist es ihnen nicht gelungen, der Spirit lebt in ihnen weiter, „Kill The Dreamer“ hieß das wunderbare Lied. June Carter war aus den Clinch Mountains von Virginia gekommen, in der Kirche, in der sie einst in jungen Jahren gesungen hatte, ließ sich John Francis zu dem Gospel-Stück „Mighty Power“ inspirieren, dem er „Who“ folgen ließ. Mandy sang „Goin‘ By The Book“ von Johnny Cash und John setzte mit einer Eigenkomposition fort, die er als Duett für sich und Loretta Lynn geschrieben hat, „Honey, They Don’t Make Men Like Me Anymore“. Da John Carter-Cash derzeit die neue CD von Loretta Lynn produziert, könnte die Idee von John Francis, das Lied mit der Country Music Legende gemeinsam aufzunehmen, bald schon Wirklichkeit werden.
Zwischen den einzelnen Liedern erzählten die Künstler kleine Anekdoten und näherten sich einander spürbar an. Mandy brachte seinen Klassiker „The Last Hank“ und die gegenseitige Bewunderung unter den beiden Künstlern wuchs von Song zu Song. Das Publikum spürte diese Verbindung und gab durch riesigen Beifall die Begeisterung auf die Bühne zurück. Gerne berichtete John Francis von John Carters Blockhaus im unzugänglichen Wald, ohne Strom und fließend Wasser, wo sie gemeinsam Angeln gehen und Songs schreiben. Als John Carter dort einmal zu John Francis sagte „No One Gets Out Of Here Alive“ wurde rasch deutlich, dass es um die letzten Worte von Johnny Cash zu seinem Sohn ging, die insbesondere in den beiden letzten Strophen des Liedes verarbeitet sind, John Francis trug es in dieser absoluten Sternstunde vor und er hat es im Duett mit John Carter-Cash für dessen nächste CD bereits aufgenommen. „Bald ist alles vorbei, aber niemand kommt hier lebend weg, lass Liebe in Deinem Leben und Deinen Liedern die bestimmende Kraft sein“, dies ein Ausschnitt aus jenem Lied, das gegen 20 Uhr den Endspurt einleitete. Das Publikum war aufmerksam und freute sich über Mandy’s persönliche Äußerungen über seine Großmutter, die nach dem zweiten Weltkrieg in Ulm auf der Linie 13 eine Straßenbahn gefahren hatte und dort seinen einarmigen Großvater kennengelernt hat, „Street Car Lady“. Zu den eifrig erklatschten Zugaben gehörte auch eines der beliebtesten Lieder der Musikgeschichte, Johnny Cash’s Nummer 1 Hit „Ring Of Fire“, den June Carter und Merle Kilgore geschrieben hatten.
Nach dem Konzert waren Mandy Strobel und John Francis gemeinsam bei Radio free FM in Ulm zu Gast und haben zwei Stunden ihre Lieblingsmusik aufgelegt und live gespielt. John Francis hat noch Auftritte u.a. in Hamburg und der Schweiz geplant und möchte im Oktober diesen Jahres wiederkommen.