Dale Watson & The Texas Two: The Sun Sessions
Der Sänger und Songschreiber Dale Watson und Johnny Cash – dieses Thema besteht schon seit seinem ersten Album namens „Cheatin‘ Heart Attack“. Der Song „Holes In The Wall“ (zu dem wir später noch kommen werden), die häufige Berufung auf den Namen, der Song „Luther“, und nicht zuletzt das Album „From The Cradle To The Grave“, aufgenommen in einem Haus, das früher Johnny Cash gehört hat.
Nun geht Dale Watson wieder massiv an dieses altbekannte Thema heran. The Sun Sessions heißt die neue Scheibe, und als Interpreten werden „Dale Watson & The Texas Two“ ausgewiesen, ein Fingerzeig in Richtung Johnny Cash & The Tennessee Two.
Und diesen Weg beschreitet Dale Watson konsequent und kompromißlos. 14 Songs enthält der Silberling, der aber nur von unten silber ist. Die CD selbst sowie das Booklet werden von den Farben gelb und braun dominiert, welch‘ Wunder! Was sofort auffällt: Die Songs sind alle relativ kurz, sechs davon sogar unter zwei Minuten, und der längste Song hat eine Laufzeit von gerade mal 2:45 Minuten. Auch das kann man als deutlichen Hinweis werten. Seine Lone Stars – Chris Crepps (Kontrabass) und Mike Bernal (Snare Drum und Gitarre) sind hier die Texas Two. Dale Watson selbst betätigt sich natürlich an Telecaster und Akustik Gitarre. Na gut, ein Schlagzeug gab’s beim großen Vorbild zwar nicht während der Sun-Zeit (nur nachträglich aufgenommen), aber was soll’s – der Sound zeigt ganz klar, dass die frühen Tage des Man in Black Vorbild gestanden haben. Dale Watson spielt in dieser Formation übrigens schon seit geraumer Zeit Konzerte. Wer weiß, vielleicht kommt ja Europa auch mal in den Genuß dieses außergewöhnlichen Schmankerls.
Zwei bekannte Songs findet man, nämlich „Johnny At The Door“ und „Elbow Grease, Speckle and Pine-Sol“. Zweitgenannter Song ist nichts Anderes als das oben bereits erwähnte „Holes In The Wall“, nur um eine Strophe erweitert. „Big Daddy“ greift ein ähnliches Thema auf wie seinerzeit „Get Rhythm“, es geht nämlich um einen Schuhputzer. Nur ist es hier kein Junge in Memphis, sondern ein erwachsener Mann in Texas. Eine Parallele von „Drive, Drive, Drive“ zu „Cry Cry Cry“ zu ziehen geht mir dann doch zu weit. Aber das braucht es auch nicht. Die Songs, unter denen sich sogar Gospel-Songs finden (die Johnny Cash damals nicht aufnehmen durfte, zumindest nicht 55/56), entführen den Hörer für eine knappe halbe Stunde zurück nach Memphis, in die frühe Zeit von eben Johnny Cash. Wie man das von Dale Watson kennt, hat er alle 14 Songs selbst geschrieben. Hier ist eben nach wie vor auf ihn Verlaß. Er verfolgt diese Linie (fast) konsequent, Ausnahmen bestätigen die Regel.
Fazit: Ein gelungenes, erfrischendes Album, das Dale Watson mal von einer von ihm bewusst gewählten, anderen Seite zeigt. Ein Tip für Fans von Johnny Cash, ein Muß für Fans von Dale Watson, und für alle Anderen ein Trip zurück in eine Zeit, in der in Memphis ein neuer Sound entstand. Eine Anmerkung sei noch gemacht: Die Auflistung der Songs im Paperwork der CD entspricht bei dem mir vorliegenden Exemplar (EU-Pressung) nicht der tatsächlichen Reihenfolge. „Big Daddy“ ist auf der CD der achte Song, laut Booklet aber Nummer zwölf. Also bitte, nicht wundern, wenn die MP3 Player und PCs was Anderes anzeigen, denn die Durchnummerierung funktioniert auch bei iTunes etc. nicht. Den Hörgenuß trübt das in keiner Weise.
Trackliste: 01. Down, Down, Down, Down 02. Johnny At The Door 03. Drive, Drive, Drive 04. Elbow Grease, Spackle And Pine- Sol 05. Gothenburg Train 06. The Hand Of Jesus 07. My Baby Makes Me Gravy 08. Her Love 09. Ponder Why, I Ponder Why 10. George O’Dwyer 11. I’ve Done That Before 12. Big Daddy 13. If You Know What’s Good For You 14. Lord I’m Free |