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A Real Country Song: Honky Tonk Hero Dale Watson

Eine Würdigung des Lone Star Troubadours Dale Watson anlässlich seines 60. Geburtstag.

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Dale Watson Dale Watson. Bildrechte: Künstler, Promo

Als George Jones im Jahr 1985 „Who’s Gonna Fill Their Shoes“ sang und klagend fragte, wer bloß in die Fußstapfen der Großen der Countrymusik treten könnte, wer einen Johnny Cash oder Merle Haggard beerben oder bei wem das Vermächtnis des Golden Age Of Country in guten Händen wäre, schien er nicht zu ahnen, wer bald auf der Bildfläche erscheinen würde: Dieser Held würde eine Tolle haben und seine über und über mit Münzen beklebte Gitarre würde im Scheinwerferlicht blitzen, während er nicht nur besten Honky Tonk spielen, sondern sich ebenso anschicken würde, im Alleingang eine ganze Familie traditioneller Musikgenres zu bewahren. Richtig, Folks! Ich spreche vom Lone Star Troubadour. Ich spreche von Mr. Honky Tonk himself, ich spreche von Dale Watson!

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Am 07. Oktober 2022 wurde Dale Watson 60 Jahre alt. Wenn das nicht ein Grund für ein Geburtstagsständchen in 5000 Zeichen ist, was dann?

Wer auf beinharten Texas Honky Tonk mit Humor und Herz, Truck Driving Songs mit Diesel und Twang sowie auf Drinking Songs galore aus ist, der ist bei Dale Watson an der richtigen Adresse. Zudem ist Watson ein unermüdlicher Kämpfer für das Genre, für das auch ich hier eine Lanze breche.

Um die traditionellen Subgenres der Countrymusik – Honky Tonk, Western Swing, Rockabilly und Outlaw – zu fördern und zu erhalten, erfand Watson 2013 kurzerhand sein eigenes Genre inklusive Award-Show und nannte es Ameripolitan. Eine Folge seiner Erfahrung als Countrymusiker in Nashville gesagt zu bekommen zu Country für die heutige Countrymusik zu sein. Hatte einst schon Nashvilles Musikindustrie Johnny Cash und andere Legenden dermaßen respektlos aufs Abstellgleis befördert und ihre Plattendeals nicht verlängert, bekam Watson während seiner kurzen Zeit in Music City nun gar keinen Fuß mehr in die Tür. Für Dale war seitdem Countrymusik nur noch „a snake that started eating it’s own body.“

„Wenn Country also nicht mehr Country heißen darf, nenne ich das, was ich mache, halt anders“, dachte sich Dale – clever, wie er ist.

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Dale Watson hat bis heute über 30 Alben gemacht und ist eine wandelnde Honky Tonk Jukebox. So können er und seine Mitmusiker auf Zuruf hunderte Songs spielen. Wer braucht da eine Setlist? Ab und zu denkt sich Watson sogar tolle Songs spontan auf der Bühne aus, wie sein Hit „I Lie When I Drink“ vortrefflich bezeugt. Glücklich, wem vergönnt ist, eine seiner Liveshow genossen zu haben. Kein Wunder also, dass viele seine Konzerte zu den besten zählen, die sie je gesehen haben. Leider hat Dale 2019 verkündet, nicht mehr in Europa zu touren, bzw. wenn, nur noch ausgewählte Shows wie z.B. Festivals zu spielen, was es nun schwerer machen wird, ihn hier zu sehen.

Der Sound Watsons, der schon mal thematische Alben mit Trucker Songs oder etwa Genreübungen als Johnny Cash Wiedergänger wie bei seinen Sun Sessions macht, ist in etwa so innovativ wie der von AC/DC. Und genau das ist seine Qualität: Hört man heute sein Debütalbum von 1995 und vergleicht das z.B. mit seinem 2015er Album „Call Me Insane“ sind Ähnlichkeit wie gleichbleibende Qualität verblüffend. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie etwa „Jukebox Fury“ von 2022, das ein wenig überproduziert und etwas schweinerockig daherkommt.

Geboren in Kentucky, hat Dale die Hälfte seiner Teenagerjahre in Texas verbracht und wechselte Ende der 1980er nach L.A., um erste Meriten in der dortigen Countryszene zu erwerben. Anfang der 90er kehre er nach Texas zurück und wurde Teil der Austinszene, formierte seine Lone Stars und etablierte sich als Household Name und das sagenumwobene Chicken Shit Bingo.

2017 kehrte Dale Texas den Rücken und zog nach Memphis, da Gentrifizierung und Kulturwandel ihm einfach zu nervig geworden waren. Zwei Jahre später fand er dort auch eine feste musikalische Heimstätte, als er den legendären Nachtclub Hernando’s Hideaway wiedereröffnete. Auch privat läuft es prima, denn er heiratete im Sommer 2020 seine langjährige Partnerin Celine Lee, die im Hernando’s nun die Chefin ist.

Sein Glück wurde allerdings entscheidend getrübt, als ihm im Juli 2022 in Houston, Texas seine eingangs erwähnte legendäre Gitarre gestohlen wurde. Besser gefällt ihm da sicher die Erinnerung an seine Begegnung mit George Jones 2002, als beide am gleichen Tag für Aufnahmen zum Webb Pierce Tribute „Caught in The Webb“ im Studio waren: Dale hatte Possum vorher nie persönlich getroffen, und war nur 1992 einmal kurz davor gewesen, ihm einen Song zu pitchen. Sein „Hot Dang“, wurde vom Produzenten allerdings abgelehnt. Dieser sagte dem Sänger: „George, that sounds too much like your old shit!“ Naja, darum ging’s Dale ja!

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Als sie sich nun trafen, sagte Jones ihm, dass er gerne Watsons musikalischen Wutausbruch „Country My Ass“ aufnehmen würde. Dale war begeistert. Jones‘ Satz war aber noch nicht ganz zu Ende. Er könne jedoch nicht. Seine ganze Karriere hätte er keine Songs mit Flüchen aufgenommen und seine Frau Nancy meine, die Fans würden es ihm übelnehmen, wenn er es nun täte. Er stehe aber 100 % hinter der Aussage des Songs. Er fühle genauso und sei froh, dass Dale das Stück geschrieben habe.

Dieses Kompliment aus dem Mund des größten Countrysängers aller Zeiten kann Dale Watson keiner nehmen. Also öffnen wir zwei, drei Lone Star Beer auf Dale Watson und singen die Hymne im Chor!

Happy Birthday, Dale Watson!

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Über Oliver Kanehl (55 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Traditionelle Countrymusik von vorgestern und heute (Indie Country, Hillbilly, Honky Tonk u.a.) Rezensionen, Specials.
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