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Merle Travis

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Der am 29. November 1917 in Rosewood, Kentucky geborene Merle Robert Travis war einer der vielseitigsten und kreativsten Künstler, den die Country Music je hatte. Die größte Bedeutung bekam er wohl als Songschreiber und Gitarrist aber er war auch erfolgreich als Sänger, Schauspieler, Buchautor und Cartoonist. Als Mitmensch erwies er sich als zielstrebig, humorvoll, gradlinig aber auch als launisch, unberechenbar und unbequem. Er pflegte ein offenes Wort, egal ob er sich oder anderen dadurch Ärger verursachte.

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Geprägt wurde Travis zunächst von seiner Heimat, dem Muhlenberg County im Kohlerevier von Kentucky. Diese Gegend verewigte neben Travis selbst Jahre später auch John Prine in seinem Klassiker „Paradise“. In jungen Jahren lernte Travis das Gitarrenspiel von Musikern der Gegend in der Tradition des „finger-picking style“. Zu seinen Lehrmeistern gehörte u.a. Ike Everly, der Vater von Don & Phil Everly. Travis entwickelte diese Methode weiter und wurde später selbst Vorbild für Generationen von Musikern.

Merle TravisSein Talent sprach sich bald herum, mit etwa 18 Jahren begann Merle Travis seine Karriere, die ihn zunächst in die Band des Fiddlers Clayton McMichen führte. Von dessen Georgia Wildcats kam er über The Drifting Pioneers zum Sender WLW in Cincinnati, Ohio, wo er mit Musikern wie den Delmore Brothers, Joe Maphis und Grandpa Jones arbeitete.

Als der stets brummelige und schlecht gelaunte Geschäftsmann Sid Nathan in Chicago das Label King Records gründete, gehörte Travis zu den ersten Künstlern, die für das Label Aufnahmen machten. Weil WLW aber seinen Künstlern Plattenaufnahmen verbot, legten sich Travis und Grandpa Jones das Pseudonym „The Shepherd Brothers“ zu. Ihr „You’ll Be Lonesome Too“ war die erste Veröffentlichung auf King Records, zahlreiche namhafte Künstler arbeiteten danach für das Label.

Der 2. Weltkrieg unterbrach Travis‘ Karriere nur kurz, von der Marine kehrte er nach Cincinnati zurück und bildete mit Grandpa Jones und den Delmore Brothers das vielleicht beste weiße Gospel Quartett aller Zeiten: Brown’s Ferry Four. 1944 ging Travis nach Kalifornien, wo er rasch eine treibende, sehr aktive Kraft in der Musikszene wurde. Man holte ihn für Aufnahme-Sessions, er war im Radio präsent und trat in Clubs und Dance Halls auf. Mit eigenen Platten klappte es zunächst bei kleinen Labels nicht, bis er 1946 von Capitol verpflichtet wurde. Im gleichen Jahr feierte er mit „Cincinnati Lou“ und „No Vacancy“ erste Hits, noch dazu mit selbst geschriebenen Songs. Ebenfalls noch 1946, in den Kindertagen der Billboard Charts, gelang die erste Nr. 1 mit „Divorce Me C.O.D.“ (c.o.d. heißt übrigens cash on delivery, frei übersetzt so viel wie Bezahlung bei Lieferung). Im Jahr danach folgte die zweite und letzte Nr. 1 als Sänger mit „So Round So Firm So Fully Packed“.

Jetzt hatte er sich als Gitarrist, Songschreiber und Sänger einen Namen gemacht. Seine 1946 veröffentlichten und als „Folk Songs Of The Hills“ zusammen gefassten Aufnahmen enthielten die legendären und zeitlosen Songs „Sixteen Tons“ und „Dark As A Dungeon“. Beide Lieder sind bis dato unzählige Male und in vielen Sprachen aufgenommen worden, ähnlich wie Travis‘ „Smoke Smoke Smoke That Cigarette“, mit dem Tex Williams groß heraus kam. Travis hatte sich zu einem absoluten Star hochgearbeitet, er war omni-präsent und schwamm auf einer Erfolgswelle. Dazu hatte er auch im Filmgeschäft Fuß gefasst. Am nachhaltigsten in Erinnerung geblieben ist sein Part im Film-Hit „Verdammt in alle Ewigkeit“. Travis spielte an der Seite von Frank Sinatra, Burt Lancaster und Montgomery Clift einen singenden Seemann („Re-enlistment Blues“).

Der private Merle Travis bekam unter dem Druck der Popularität arge Probleme. Mehrere Ehen gingen in die Brüche, wegen etlicher Eskapaden geriet er negativ in die Schlagzeilen, er wurde von panischem Lampenfieber geplagt obwohl er sich auf der Bühne ausgesprochen wohl zu fühlen schien, die Psyche bekam einen Knacks und er suchte immer mehr Trost im Alkohol. Seiner Beliebtheit tat all dies keinen Abbruch.

Mitte der 1960er Jahre zog es Travis von Kalifornien nach Nashville. Etwa zur gleichen Zeit versuchte er, sein Alkohol- und Drogenproblem in den Griff zu bekommen, was ihm in der letzten Phase seines Lebens auch gelang. War er einige Jahre mehr oder weniger abgetaucht, kehrte er in den 1970er Jahren ins Rampenlicht zurück. Nicht mehr in erster Linie als Plattenstar sondern als Musiker in TV Shows und bei Live Gigs. Vielen Plattenproduktionen verlieh er durch seine Mitwirkung den besonderen Touch. Als Plattenkünstler trat er beim neuen Label CMH Records in Erscheinung, dort sind seine wohl besten Aufnahmen des 2. Teils der Karriere entstanden.

Die Bedeutung des Merle Travis für die Country Music wurde 1977 durch seine Aufnahme in die Country Music Hall of Fame gewürdigt. 1979 heiratete er ein letztes Mal, Dorothy, die Ex-Frau seines Freundes Hank Thompson wurde neue Mrs. Travis. Eingangs der 1980er Jahre zog sich Travis nach Oklahoma zu den Cherokee Indianern zurück, um sein Leben wieder in Ordnung zu bringen. Seine Erfahrungen aus dem Music Business schrieb er in bisweilen zynischen, schonungslosen Berichten auf. Spürte er, dass ihm nicht mehr viel Zeit bleiben würde? War es eine Abrechnung mit dem Metier, dem er zwar viel zu verdanken hatte, in dem er sich aber auch als Opfer sah? Wir werden es nie erfahren. Ebenso wenig, ob er daran dachte und bereit war, wieder auf die Bühne der Öffentlichkeit zurück zu kehren. Gelegenheit dazu bekam er nicht mehr. Merle Travis starb am 20. Oktober 1983 in Tahlequah, Oklahoma an den Folgen eines Herzinfarktes.

Insbesondere durch seine vielen zeitlosen Songs wird Merle Travis der Nachwelt in Erinnerung gehalten. Viele seiner eigenen Aufnahmen sind von Bear Family Records für die Nachwelt erhalten worden und zugänglich geblieben.

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