Holly Williams: The Highway
Es gibt Zeitpunkte, da ist es nicht mehr relevant, über Einflüsse, Vorfahren und Vorbilder eines Künstlers zu sprechen. Und das ist nicht nur gut, sondern auch bewunderns- und begrüßenswert. Im Moment ist mir nur nicht ganz klar, ob das bei Holly Williams nicht bereits bei einem der vorherigen Alben der Fall war. Auf jeden Fall ist dieser Moment mindestens jetzt erreicht.
Das dritte Album der Künstlerin liegt im Player, das Booklet liegt vor mir, und ich ringe nach Worten. Es passiert mir nicht oft, vor allem nicht in der Gegenwart, dass mich ein Album derart fesselt. Die fast 32-Jährige schafft das, mit Leichtigkeit. Die Intensität, mit der sie ihre Songs schreibt (sie ist Autorin oder Co-Autorin aller Songs dieses Albums), und die Intensität ihrer Performance ist unglaublich.
Elf Songs präsentiert uns die Sängerin, Songwriterin, Gitarristin und erfolgreiche Geschäftsfrau auf The Highway. Die Inhalte sind Geschichten, Emotionen, Gefühle. Und ich behaupte, dass Jeder, der die Bereitschaft hat, sich von diesen Songs fesseln zu lassen, der sich diesem Album vor dem ersten Takt öffnet, bereits unmittelbar nach dem ersten Takt gefesselt sein wird. Es ist Musik, die sich nicht an aktuellen Trends der Musikindustrie, am allerwenigsten der aus Nashville orientiert. Es gibt keine Vorgaben, außer der, aus Songs ein Album entstehen zu lassen.
Es wird oft gesagt, ein gutes Buch kann wie Urlaub sein, weil es den Leser aus seinem Alltag reißt und ihn sein Umfeld vergessen lässt. Dieses Album ist wie ein gutes Buch, wenn nicht noch besser. Ich weiß, ich werfe hier mit Superlativen um mich, und ich bin mir dessen bewusst, dass vielleicht nicht jeder meine Begeisterung teilen wird. Musik ist halt Geschmackssache. Dieser Satz hätte mich in einer sonntäglichen Sportsendung drei Euro gekostet, aber das wäre es mir wert gewesen. Es ist immer wieder genau solche Musik, und es sind immer wieder genau solche Songs, die mich völlig in ihren Bann ziehen.
Nicht unerwähnt sollte man Chris Coleman lassen, den Mann von Holly Williams, dessen Handschrift dieses Album deutlich mitgeprägt hat, auch schon im Vorfeld der Aufnahmen, wie Williams anmerkte. Das Album klingt durchweg sehr akustisch, aber nicht „völlig abgespeckt“, wie sie weiter erläuterte. Auch wehre sie sich gegen Kategorisierung von Musik, aber Americana sei schon zutreffend. Aber wie immer ihre Hörer ihre Musik einordneten, sei für sie in Ordnung. Und dieses Album braucht auch keine weitere Einordnung als die in die Kategorie „großartig“.
Fazit: Was soll man sonst noch sagen? Ein Album, das Aufmerksamkeit fordert. Ein Album, das Aufmerksamkeit verdient. Eine Künstlerin, die Anerkennung verdient, ohne Einschränkung. Ein großartiges Werk.
Das aktuelle Album The Highway – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Trackliste:
01. Drinkin |