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Willie Nelson: Roll Me Up And Smoke Me When I Die

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Am 29. April 2013 ist Willie Nelson 80 Jahre alt geworden. Pünktlich zu seinem Geburtstag erschien sein Buch, das den Titel eines Songs trägt, den er auf seinem Album „Heroes“ singt: „Roll Me Up And Smoke Me When I Die“. Franz-Karl Opitz kaufte das Buch in Willie Nelsons Laden in Nashville und hat es für sich und Country.de gelesen.

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Nein, eine komplette Biographie mit Daten und Fakten ist Roll Me Up And Smoke Me When I Die nicht. Wir erfahren nicht, wann genau Willie seinen Heimatort Abbott, Texas verlassen hat, wann er seinen ersten Plattenvertrag erhielt oder Martha Matthews, die erste seiner drei Frauen heiratete. Er geht nicht auf die finanziellen Schwierigkeiten in seiner langen Karriere ein, die ihm Probleme mit der Steuerfahndung einbrachten und ihn in den Bankrott trieben. Ebenso wenig lässt er den Leser wissen, wie ihm der große Wendepunkt in seiner Karriere gelang, der ihn zur lebendigen Legende werden ließ, und ihm Anerkennung weit über die Grenzen der Countryfangemeinde hinaus eintrug.

Willie Nelsons Buch beginnt mit dem witzigen Vorwort von Kinky Friedman, ebenfalls Texaner, Schriftsteller und Countrysänger, mit dem Willie seit vielen Jahren gut befreundet ist. Deswegen nahm Willie ihm bestimmt nicht übel, dass Kinky Friedman Willies Wanderlust mit der einer Katze vergleicht, die alle Mülltonnen der Umgebung erforschen will anstatt zu Hause rumzuhängen. Und er erzählt, dass Willie seine großen Hits oft auf seltsame Unterlagen geschrieben hat: „Shotgun Willie“ auf den Umschlag einer Damenbinde oder „On The Road Again“ auf eine Spucktüte im Flugzeug!

Willie erzählt Episoden aus seiner Jugend, über die Lieblingskuh Reddy, auf der er geritten ist, über Streiche, die er mit anderen Jungen inszenierte oder seine Zeit als Vertreter für Lexika. Wir erfuhren, dass Willie Nelson neben dem Kirchensaal wohnte, den alle Gemeinden des kleinen Abbotts nutzten und dass Willie dadurch geprägt wurde. Er bekennt sich zu einer toleranten Form des Christentums. Dass sein Versuch , als Schweinezüchter auf einer Farm in der Nähe von Nashville mit einem finanziellen Fiasko endet, weil er mehr für Futter bezahlt, als die Schweine einbringen, gehört zu den amüsanten Episoden. Wir lesen auch von seinen ersten jahren in Nashville, in denen er gezwungen ist, große Hits wie „Night Life“ für 50 Dollar zu verkaufen.

Wirklich interessant sind seine politischen Aussagen. Mit der Protestbewegung „Occupy Wall Street“ ist Willie solidarisch. Die Aussage, dass ein Prozent der Menschen ihre Interessen auf Kosten der restlichen 99 Prozent durchsetzen, spitzt er zu: es seien nur 0,1 Prozent , die mächtig genug sind, um die große Mehrheit ausbeuten können. Diese Superreichen, so kritisiert Willie, beschwerten sich über Frauen, die von der Wohlfahrt leben, sorgten aber für Gesetze, die ihnen unglaublich viel Geld einbringen. Subventionen für die falschen, nennt Willie das. Er zitiert auch den linken Historiker Howard Zinn, der sagt, dass diejenigen, die immer gehorchen, mehr Schaden angerichtet haben als diejenigen, die sich gewehrt haben.

Über die Erfolge der extrem konservativen Tea Party verärgert, hat Willie Nelson die Tea Pot Party gegründet, die sich die Freigabe von Mariuana auf die Fahnen geschrieben hat. Stolz berichtet er, dass es seine Partei in allen Staaten der USA gibt. Er plädiert für die konsequente Gleichbehandlung von Mariuana mit Alkohol und Tabak, was der Drogenkriminalität ein Ende bereiten würde. Er setzt sich auf für die Umwelt ein, zum Beispiel vertreibt er „Willie Nelson BioDiesel“, hergestellt aus pflanzlichen Abfällen und befürwortet das Verbot von allen Waffen, die nicht der Jagd dienen, was die amerikanische Waffenlobby nicht gerne lesen wird. Er geht auch auf seine Aktivitäten zu Gunsten der kleinen Farmer ein, die durch seine „FarmAid“ Konzerte seit Jahrzehnten Unterstützung erhalten. Bei aller Kritik an den sozialen Zuständen bleibt Willie ein großer Optimist und Humanist. Letztendlich, so hofft er, werden Kriege auf Dauer viel zu teuer und die Vernunft gebiete es der Menschheit, auf Trennendes zu verzichten und gemeinsam an der friedlichen Zukunft für Alle zu arbeiten.

Aber natürlich ist für den Sänger und Songschreiber Willie Nelson die Musik und deren Interpreten ein wichtiges Thema. Wir erfahren von seiner Freundschaft mit Johnny Bush, Leon Russell und dass Django Reinhardt, der nach einem Unfall als Kind eine verkrüppelte Hand hatte und trotzdem der große Gitarrenvirtuose wurde, sein größtes, musikalisches Idol ist. Mit Waylon Jennings und Kris Kristofferson hat er während der Outlaw- und Highwaymen-Zeit über Politik gestritten und über die gemeinsame Musik vertragen. Von den jungen Countrysängern erwähnt er nur Jamey Johnson, dessen Tribut-CD für Hank Cochran „Living For A Song“ Willie sehr lobt, sehr zu Recht, wie ich finde. Wir finden eine Liste von 30 Musikern, die Willie am meisten beeinflusst haben: Wie schon erwähnt steht Django Reinhardt an erster Stelle, gefolgt von Bob Wills, Ray Price (in dessen Band der junge Willie spielte), George Jones und Vern Gosdin. Ein Who Is Who der klassischen Countrymusik, das mit Jimmie Rodgers und Lefty Frizzell endet.

Aber er lässt in seinem Buch auch andere Leute zu Wort kommen. Seine zwei Jahre ältere Schwester Bobbie berichtet aus der gemeinsamen Jugend, seine sechs Kinder beschreiben Willie als Vater, der oft weg war, den sie aber lieben und schätzen. Ganz wichtig ist ihm, was seine dritte Frau Annie schreibt, mit der Willie seit über 20 Jahren zusammen ist. Eine Reihe von Fotos zeigt Willies große Patchworkfamilie. Auch langjährige Weggefährten wie Mark Rothbaum, sein Manager, oder Schlagzeuger Paul Englisch kommen zu Wort. Willie hat die Partnerschaft mit seinem Schlagzeuger im Lied „Me and Paul“ beschrieben und es rührt schon an, wenn Paul Englisch schreibt, dass er seinen ersten Auftritt mit Willie gehabt habe und auch seinen letzten mit ihm haben werde. Auch der Harmonikaspieler Mickey Raphael begleitet Willie bereits seit 40 Jahren.

Was gibt es noch, dass die Anschaffung des Buches rechtfertigt? Viele Songtexte, alte und neuere, fast alle von Willie geschrieben, Tagebuchauszüge von 2011 und 2012, die letzten Ferien auf Hawaii, Sprüche des Tages und eine Sammlung von Witzen unterschiedlicher Qualität finden sich im Buch. Beispiel gefällig: „Der eingebildete Floh treibt rücklings mit einer Erektion auf dem Fluss und ruft: „He, ihr da vorne, zieht die Zugbrücke hoch“!

Fazit: Willie Nelson hat ein vergnügliches, interessantes und lebendiges Buch geschrieben. Gerne würde der Leser Willie persönlich kennenlernen, denn das Gespräch mit ihm ist nach der Lektüre noch wünschenswerter. Und, im Interesse der vielen deutschen Fans wäre eine Übersetzung wünschenswert.

Willie Nelson, Roll Me Up And Smoke Me When I Die, Musings from the Road, Harper Collins, New York City 2012, ist als Taschenbuch und gebunden über Amazon und bei Kindle erhältlich.

Roll Me Up And Smoke Me When I Die
Titel: Willie Nelson – Roll Me Up And Smoke Me When I Die
Sprache: Englisch
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Veröffentlichungstermin: 15. November 2012
Format: Taschenbuch
Maße: 2,1 cm x 15,2 cm x 23,5 cm
Gewicht: 304 Gramm
Verlag: William Morrow

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Info: Ein vergnügliches, interessantes und lebendiges Buch!

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Über Franz-Karl Opitz (1176 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Traditional Country. News & Storys, Charts, Rezensionen.
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