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7 Tage Texas – Auf der Suche nach dem „Real Country“ (3. Teil)

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3. Etappe: Rund um San Antonio – Von „Willie Nelsons Wiege“ nach Galveston

Am nächsten Tag geht es von Austin über einen kleinen Shoppingstopp bei den überdimensionalen San Marcos Outlets weiter nach San Antonio. Hier hat der Country erst mal Pause. Es regiert der „Tex-Mex“. Kulturell und historisch von Mexiko beeinflusst zeigt sich die älteste Stadt Texas auf dem zentral gelegenen Market Square lebendig und farbenfroh. Der von Bars und Restaurants gesäumte Riverwalk ist die Hauptattraktion und präsentiert sich an diesem Wochenende äußerst betriebsam und touristisch. Ansonsten ist das Zentrum von San Antone, wie es im Countryslang gerne bezeichnet wird, mit der symbolträchtigen Festung „The Alamo“ als Mittelpunkt auch für Fototouristen äußerst attraktiv und einen Besuch wert.

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Um Countrymusik zu hören, müssen wir raus fahren. Im nahe gelegenen Helotes befindet sich ein weiterer Honkytonk-Tempel der besonderen Art: John T.Floores Country Store. Von Elvis Presley über Hank Williams, Bob Dylan, Waylon Jennings, B.B. King oder Little Richard gibt es wohl keine amerikanische Musiklegende, die hier ihre Spuren noch nicht hinterlassen hat. Zudem gilt der 1942 gegründete Store als die musikalische „Wiege“ von keinem Geringeren als Willie Nelson, der als regelmäßiger Gast am 17. und 18.10. vor Ort zwei „Familykonzerte“ geben wird. Diesen Abend wollen wir uns den Texas-Countrysänger John Slaughter anhören, der mit „Ghost Town“ kürzlich einen Nummer-Eins-Hit in den regionalen Radiocharts hatte.

Die halbstündige Fahrt führt uns nordwestlich von San Antonio über den Highway 16 bis zur Abfahrt auf die alte Bandera Road. Hier scheint sich unweit des Highways wieder eine eigene Welt aufzutun, die den Country an jeder Ecke durchscheinen lässt. Das „Floore’s“ ist eine klassische Dancehall mit angeschlossenem Honkytonk-Café. Vor der Halle neben einer schnaubenden Dampflok steht ein Schilderwald, der auf große Interpreten vergangener Jahre hindeutet. Beim Betreten der Hall entfaltet sich sofort die ureigene kultige Atmosphäre, die wir in Texas mittlerweile lieben gelernt haben. Dunkler Holzboden, Leuchtreklame und als besondere Requisite hängen Cowboyboots von der Decke.

Floore's

Rund eine Viertelstunde vor Konzertbeginn haben sich etwa 70 Personen, allesamt an Tischen sitzend, eingefunden. Als John Slaughter mit seiner fünf Mann starken Band pünktlich um 19.00 Uhr beginnt, entfaltet sich ein eigentümliches Szenario. Männer und Frauen aller Altersklassen betreten die Tanzfläche, um bei Klängen von Live-Musik ihre ureigenen Two-Step-Interpretationen aufs Parkett zu legen. Als wohl einzige Nichtamerikaner im Raum schauen wir dem „Tanztee auf texanisch“ fasziniert zu, während John Slaughter einen Spitzenauftritt hinlegt, der auch ein größeres, musikbegeistertes Live-Publikum verdient gehabt hätte. Der Mann aus Houston präsentiert neben einer Reihe von tanzbaren Honkytonks auch die rockige, neue Single „Horseshoes & Hand Grenades“ aus seinem kommenden Album.

Während die Two-Stepper vor uns zur Hochform auflaufen, saugen wir die einzigartige Atmosphäre in dieser intimen Location auf, in der tags zuvor noch der kalifornische New-Countrystar Gary Allan gespielt hatte. Das „Floores“ ist als Location unbedingt zu empfehlen und den Lesern, die ihren Sommerurlaub in der Region verbringen, sei gesagt, dass mit Jon Wolfe (22.08.), Whiskey Myers (29.08.), Aaron Watson (05.09.) und als Highlight Kevin Fowler, Cody Johnson und Curtis Grimes (Dreierkonzert am 19.09.) eine Reihe regionaler Highlights zu erleben sind.

Floore's Dancehall

Von San Antonio geht es am nächsten Tag schließlich weiter an die Golfküste in Richtung Galveston. Hier verlieren sich die Spuren des Country und Texas wird für den musikneutralen Touristen wieder zugänglicher. Die Blütezeit dieses Küstenortes lässt sich an den gut erhaltenen Gebäuden der Straße „The Strand“ ablesen. Ansonsten liegt zwischen dem kommerziell verunstalteten Seawall Boulevard und dem alten Industriehafen mit einigen netten Restaurants viel Tristesse, die wohl nicht zuletzt auch den Auswirkungen von Hurrikan Ike im Jahr 2008 zuzuschreiben ist. Das von Glen Campbell romantisch besungene Galveston wirkt abschnittsweise wie eine Geisterstadt, aus der die ein oder andere Prachtvilla verloren herausragt. Passanten sind kaum zu sehen. So werden die letzten Tage vor der Weiterreise nach Kalifornien zum chillen am Hotelpool genutzt, um eine Art Resümee des Texas-Abenteuers zu ziehen.

Was ist das Fazit? In der Tat haben wir bei unserer Reise durch den Süden von Texas die Stellen gefunden, an denen Real Country gelebt wird und das auf äußerst authentische Art und Weise. Dies setzt allerdings eine gewisse Ortkenntnis voraus, da die originellen Dancehalls eher abseits der Großstädte und damit fern jeglicher Touristenkontakte liegen. Die größeren Städte wie San Antonio, Houston oder das selbsternannte Musikmekka Austin führen ein zum Teil modernes Eigenleben, in dem einem der Country nicht an jeder Ecke begegnet. Dies mag einer der markanten Unterschiede zu den Westernmetropolen des Nordens wie Fort Worth, Lubbock oder Amarillo sein. Dennoch bleibt festzuhalten, dass die Magie des Real Country im Einzugsgebiet des Hill Country zu spüren ist und dem Musikbegeisterten allabendlich Gelegenheit gibt, dies zu geniessen. Zurück in Deutschland ist dieses eigentümliche Texas-Feeling immer noch da und wird uns wohl auch nächstes Jahr wieder dort hinziehen.

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Über Bernd Wenserski (602 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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