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Cody Johnson: Gotta Be Me

Cody Johnson präsentiert mit "Gotta Be Me" erdiges, charaktervolles Singer-Songwriting.

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Cody Johnson - Gotta Be Me Cody Johnson, Gotta Be Me - Bildrechte:

Wenn man in der bodenständigen Texas-Musik-Szene nach einem aufkommenden Superstar Ausschau hält, kommt man an dem Namen Cody Johnson nicht vorbei. Mit einer im Country tief verwurzelten Stimmfärbung hat sich der ehemalige Gefängniswärter aus Huntsville, für dessen ausverkaufte Konzerte selbst in Texas Spitzenpreise verlangt werden, zum König der Honkytonks emporgesungen.

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Mit seinem fünften Studioalbum, dem überragend produzierten und interpretierten „Cowboy Like Me“, hatte der 29-jährige Rotschopf im Jahr 2014 erstmals die Top 10 der nationalen Billboard-Charts erobern können. Die Nr.1-Hits „Dance Her Home“ und „Me And My Kind“ sind als mitreißende Dancehallfeger an Spirit und Dynamik eine Marke für sich.

Doch wohin führt nun der nächste Schritt. Johnson, der sämtliche seiner Alben unter dem eigenen CoJo-Independent-Label veröffentlicht hat, wird von Szeneexperten als einer der Hoffnungsträger des traditionellen Country weit über die texanischen Landesgrenzen hinaus gehandelt. Im Vorfeld des nun veröffentlichten sechsten Albums mit dem Titel Gotta Be Me gab es innerhalb der Texas-Gemeinde gewisse Befürchtungen, dass nach der Eli Young und Granger Smith ein weiterer Local-Hero in Richtung Nashville abtrünnig wird. Es ist kein Geheimnis, dass diese Art Frontenwechsel eine Glättung und Kommerzialisierung des „true Texas-Sounds“ nach sich zieht.

Nachdem mit dem geschmeidigen Ohrwurm „With You I Am“ die offizielle Leadsingle veröffentlicht wurde, fühlte sich die Gilde der Texas-Traditionalisten in ihrer Sorge bestätigt. Mit einer Hookline, die zu den stärksten New-Country-Balladen des laufenden Jahres gezählt werden darf, hätten sich auch die großen Nashville-Stars von Kenny Chesney bis Luke Bryan sehen lassen können. Doch die Geheimwaffe, Cody Johnsons unnachahmlicher Twang, macht die von Trent Willmon und David Lee verfasste Powerballade zu einem charaktervoll- melodischen Schmuckstück, das in gewohnter Manier die Texas-Charts emporklettert.

Nun ist das 14-teilige „Gotta Be Me“ auf dem Markt und die Erwartung eines Nashville-eingefärbten Texas-Exports hat sich ins Gegenteil verkehrt. Zu vieler Überraschung präsentiert Cody Johnson das vielleicht persönlichste und traditionellste Album seiner Karriere. Mit jeder Menge Old-School-Spirit versehen gibt der ehemalige Rodeo-Pro eine Kostprobe bodenständigen Texas-Country zum Besten. Stilvoll, grundehrlich, klassisch instrumentiert und ohne kommerzielle Schnörkel zeigt Cody Johnson dem Music-City-Pop-Trend entschieden die Zähne. Szenesongwriter Trent Willmon, der vor 10 Jahren als Sänger mit „On Again Tonight“ einen Top-30-Hit hatte, hat als Produzent mit viel Liebe zum Detail der Persönlichkeit des Künstlers freien Raum gegeben.

Das Album ist bemerkenswert konzipiert, da es bis zum siebten Titel ohne kommerziell verwertbare Upbeats auskommt. Der Opener und Titelsong ist ein herzhaft-charmanter Slow-Western-Swing, der von dem Honkytonksahnestück „Grass Stains“ abgelöst wird. Dieses erinnert stilistisch an Red-Dirt-Frontman Jason Boland, dessen schnörkellose, countrytypische Instrumentierung prägend durchscheint. Zu den besonderen Highlights zählt die Rodeo-Hymne „The Only One I Know“, die sich mit großartigem stimmlichen Pathos zu einem Texas-tauglichen Singlekandidaten emporschwingt.

Erst mit dem etwas glatt und hitverdächtig arrangierten „Kiss Goodbye“ nimmt der Südtexaner aus der Kleinstadt Sebastopol Fahrt auf und bietet so etwas wie breiter verwertbares Chartfeeling an. Doch die knarrenden Honkytonkbretter werden nur kurz verlassen, bevor mit „Chain Drinkin'“ ein zünftiger Dancehall-Rockabilly um die Ecke kommt. Die berührende Romantik-Ballade „Wild As You“ startet mit einem knackigen Fiddle-Intro und erinnert im Refrain ein wenig an Tim McGraws Hit „Where The Green Grass Grows“. Auch hier gilt akute Hitgefahr. Doch Cody Johnson treibt die kommerzielle Richtung niemals zu weit und hält auch mit dem folgenden „I Know My Way Back“ den Fuß in den sicheren Gefilden des neotraditionellen Country. Der zehenwippende Upbeat von „Billy’s Brother“, die lyrische Tiefe von „Every Scar Has A Story“ und das charaktervolle Gospelflair von „I Can’t Even Walk“ bezeugen, dass moderner Country nicht spektakulär sein muss, sondern seine traditionellen Wurzeln stolz nach außen tragen darf. Cody Johnson ist in dieser Hinsicht ein Vorbild.

Fazit: Der Texaner Cody Johnson verzichtet auf „Gotta Be Me“ auf innovative Ausflüge und stellt sich mit erdig-charaktervollem Singer-Songwriting in den Dienst der Tradition. Ein musikalischer Leckerbissen eines der ausdrucksstärksten Interpreten der modernen Countryszene.

Cody Johnson – Gotta Be Me: Das Album

Cody Johnson - Gotta Be Me

Titel: Gotta Be Me
Künstler: Cody Johnson
Veröffentlichungstermin: 5. August 2016
Label: GoJo Music
Laufzeit: 50:22 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 14
Genre: Texas Country
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!

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Trackliste:

01. Gotta Be Me
02. Grass Stains
03. With You I Am
04. Half A Song
05. The Only One I Know (Cowboy Life)
06. Walk Away
07. Kiss Goodbye
08. Chain Drinkin‘
09. Wild As You
10. I Know My Way Back (Clara’s Song)
11. Billy’s Brother
12. Every Scar Has A Story
13. I Ain’t Going Nowhere Baby
14. I Can’t Even Walk (Without You Holding My Hand) – mit Sheila Johnson

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Über Bernd Wenserski (609 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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