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Waylon Jennings – eine Legende wird 80

Am 15. Juni 2017 wäre Waylon Jennings 80 geworden. Wir erinnern an die Legende der Countrymusik.

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Waylon Jennings Waylon Jennings. Bildrechte: Waylon Jennings, Promo

Wird? Würde? Waylon Jennings weilt ja seit 2002 nicht mehr unter uns, trotzdem erscheint er uns noch präsent. Fast täglich drehen sich CDs in meinem Player, auf denen sein Einfluss spürbar bzw. hörbar ist. Aktuelle Musiker berufen sich auf ihn, von Eric Church bis Jamey Johnson, und eine große Zahl aktueller Interpreten aus der Texas-Country & Red-Dirt-Szene noch dazu. Der Terminus „Outlaw“ ist nicht totzukriegen, obwohl Waylon selbst diesen Ausdruck nicht mochte.

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Es gab zu der Zeit, als sein damaliges Label RCA mit dem Millionenseller „Wanted! The Outlaws“ einen Sampler herausbrachte, der sich vor allem um Jennings rankte, eine Countryrock Band gleichen Namens, und Waylon hatte ein Problem damit, dass Fans dieser Band sich möglicherweise dieses Album kaufen könnten in der Hoffnung, neue Musik dieser Band zu bekommen und dann enttäuscht seien, weil es doch nur „Musik einiger good old boys“ sei. Dazu sagte er seinerzeit, seine Frau Jessi Colter, ebenfalls auf diesem Sampler vertreten, sei soviel Outlaw wie Micky Maus.

Etikettenschwindel und Vorschriften störten ihn, weshalb er so massiv wie erfolgreich für seine künstlerische Freiheit kämpfte, von der heute noch Künstler wie z.B. (oder vor allem?) Eric Church profitieren (der nicht müde wird, Waylon zu würdigen), obwohl das Business in Nashville, also die Musikindustrie, Waylons und Willies Erfolg weitestgehend wieder rückgängig machen konnten, wie man gerade 2017 unschwer an der aktuellen Country Music aus Nashville erkennen kann.

Die Country Music Association und Waylon, auch das war eine Beziehung, die der Mann aus Littlefield, Texas nicht mochte. Er konnte sich z.B. 1975 nicht über seinen CMA Award freuen, weil er sich massiv darüber ärgerte, dass seine Frau Jessi Colter für ihren Megahit „I’m Not Lisa“ komplett übergangen wurde. Als die CMA ihn dann spät (für mich viel zu spät) in die Hall Of Fame aufnahm, erschien er nicht zur Würdigung, sondern schickte seinen ältesten Sohn dorthin. Er war stur, unbequem, hatte mehr als nur massive Drogenprobleme, und doch hört man nur Gutes über seinen Charakter. Ihm ging es um Musik, und nur um Musik.

Er verlor scharenweise Fans, als er endlich seine Band „The Waylors“ ins Studio holen konnte, in das Studio seiner Wahl, anstatt mit vom Label verpflichteten Studiomusikern nicht seine Musik verwirklichen zu können. Unter all diesen Vorbedingungen überhaupt einen solch riesigen Erfolg haben zu können, verdankte er schlussendlich seiner musikalischen Ehrlichkeit und der Tiefe seiner Songs, auch derer, die er nicht selbst schrieb. Seine enge Freundschaft zu einer Vielzahl von großartigen Künstlern ist deutliches Zeichen dafür, wie er wohl persönlich war. Mit Johnny Cash wohnte er zeitweise zusammen, Buddy Holly war sein Mentor, Willie Nelson sein häufiger Duettpartner, Roger Miller, Bobby Bare, Faron Young, Mel Tillis und Jerry Reed, aber auch Schauspieler wie z.B. James Garner und viele mehr waren seine Kumpel, für Hank Williams Jr. war er Mentor und Freund, Ralph Mooney, Steeler der Waylors, war sein musikalischer Held. „Play it, Moon!“ oder „Take it, Moon!“ hörte man oft auf der Bühne.

Er schrieb den Titelsong zur Fernsehserie The Dukes Of Hazzard und erzählte diese Serie, alle Folgen. Er sang mit Big Bird aus der Sesamstrasse, Jessi Colter war die große Liebe seines Lebens, er war ein enger Freund von Muhammad Ali, Hank Williams war sein großer Held der Jugendzeit, und am Ende zog sogar der große Chet Atkins, sein langjähriger Labelboss bei RCA, den Hut vor ihm. Nie fällt Waylons Name, wenn von den größten Gitarristen der Country Music die Rede ist, und doch galt er im Geheimen als einer der Besten. Er prägte einen Gitarrensound, nämlich seinen eigenen, und in Kombination mit seiner in Leder eingenähten Fender Telecaster, seinem Markenzeichen, ohne die man ihn nur selten sah, und seinem rauen Äußeren war er für viele Frauen der Inbegriff von Männlichkeit. Aber auch viele Männer sahen genau das in ihm und wollten so sein wie er.

Am Ende waren es weder die Musikindustrie noch die CMA oder sonstwer, die ihn in die Knie zwangen, sondern eine Krankheit, nämlich Diabetes. Die Doppel-CD und DVD „Never Say Die“ zeigen ihn sitzend, und er konnte kaum noch Gitarre spielen. Trotzdem war seine musikalische Kraft kein bischen geringer. „I injured my back, but I can still kick ass. You just gotta bring ‚em up here!“, scherzte er in diesem Konzert, oder auch „…but girls, don’t you worry about me, ‚cause once you’ve had a cripple, you will never go back!“

Er war auch mein wichtigster musikalischer Einfluß, nach Johnny Cash, und daher ist es für mich natürlich Ehrensache, diese Laudatio der anderen Art über und für ihn zu schreiben. Und während mir mittlerweile die Tränen an meinem Gesicht herunter laufen, hoffe ich doch sehr, Sie, liebe Leser von Country.de, nehmen sich eine LP oder CD von Waylon aus dem Regal und feiern einen der größten Künstler, den die Countrymusik je hatte und haben wird. Oder gehen Sie in einen CD-Laden und fragen nach einer CD von ihm. Und wenn man Sie dann ungläubig anschaut und nachfragt, wen Sie denn meinen, dann antworten Sie einfach so, wie Waylon einmal einer Frau antwortete, die ihn fragte, wer zum Teufel er denn sei: „Waylon… Goddamn… Jennings!“

Und auf die große Gefahr hin, dass ich mich wiederhole, möchte ich trotzdem mit der Inschrift auf seinem Grabstein und gleichzeitig ersten Zeile seines Songs „Belle Of The Ball“ enden, denn diese Zeile umschreibt ihn, diesen Waylon Arnold Jennings aus Littlefield, Texas perfekt: „A vagabond dreamer, a rhymer and singer of songs“. Happy birthday, Hoss!

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Über Bernd Wolf (147 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Johnny Cash, Singer & Songwriter. Rezensionen und Biografien.