Chris Janson: Real Friends
Chris Janson hat mit "Real Friends" ein grundsolides Album am Start.
Es ist das dritte Studioalbum von Singer & Songwriter Chris Janson, der sagt, dass Real Friends von seinen guten Erfahrungen als Familienmensch und einer neunjährigen, glücklichen Ehe mit seiner Frau Kelly geprägt ist. In einem Billboard-Interview erklärt Janson, dass es ihm um eine grundsätzlich positive Grundhaltung geht, die er musikalisch zum Ausdruck bringen will. Damit das gelingt, hat Janson bei allen 13 Songs mitgeschrieben, wobei die Liste der Mitautoren von sehr bekannten wie Rhett Akins (Vater von Thomas Rhett), Zach Crowell oder Ashley Gorley bis zu Newcomern geht, die zum ersten Mal auf einer CD als Songschreiber vertreten sind. Auch die Produzenten und Musiker haben nicht alle Erfahrung mit solchen Produktionen, berichtet Janson. Trotzdem sei er mit dem Ergebnis total zufrieden.
Na, dann stellt sich doch die Frage: sind wir das auch? Erster Eindruck nach erstem Anhören: Ein Album, in dem die Uptempo-Songs überwiegen und die Balladen kaum ins Gewicht fallen. Gleich der erste Songs „Good Vibes“, zu Deutsch „gute Stimmung“, vermittelt genau diese. Mit recht häufiger Wiederholung der „Good Vibes“, die der Sänger fühlt und besingt, wäre eigentlich auch ein guter Titel für das Album gegeben gewesen. Dass dieser Titel in dieser Woche zum ersten Nummer-Eins-Hit von Chris Janson wurde, unterstreicht, dass die fröhliche Botschaft im Radio gern gehört wird. Titel 2 geht in dieselbe Richtung: „Check“ besingt Hillbilly Musik, bei der alle mitsingen wollen. „Done“ wird die nächste Singleauskopplung sein und Janson überrascht uns nicht, wenn er das Lied als sein Lieblingsstück des Albums bezeichnet. Im dazugehörigen Video sieht man Janson und seine Frau, denen es offensichtlich im Strand in Florida und mit schönen Erinnerungen bestens geht. Eine schöne Liebeserklärung, ohne Frage. In „Mine Does“ nimmt er die Liebe zu seiner Frau wieder auf, die eben anders als viele andere ist.
Doch manche Songs können nicht überzeugen, auch wenn sie nett klingen. Das Hohelied auf die normalen Leute „Normal People“, die sonntags zur Kirche und montags zur Arbeit gehen, bedient ein abgegriffenes Klischee und der letzte Song „Country USA“ geht zwar ab, aber auch hier wird das Durchschnittsstädtchen mit seiner samstags feiernden Menschen (zu sehr) gefeiert. Die Behauptung, „God Gotta Be A Good Ole Boy“, dass der liebe Gott einer der guten alten Jungs, einer der Rednecks, sein muss, ist inhaltlich eher eine Zumutung.
Schauen wir also nach den (neuhochdeutsch) Highlights des Albums. Das rockige und mit Hip-Hop-Elementen versetzte „Say About Me“, in dem die Karriere des Sängers von ganz unten nach oben thematisiert wird und mit dem Triumph (endlich bin ich Mitglied der Grand Ole Opry) endet. „Waitin‘ On 5“ ist ein Partysong mit Mitsing-Qualität, nach dem Motto, wir warten, bis endlich 5 ist und wir die Brocken hinwerfen können. Dann wird es mal beschaulicher und auch origineller: „Hawaii Me“ ist eine hübsche Ballade, in der er seine Frau bittet, ihm nicht zu sehr nachzutrauern, vielmehr soll sie sich in einem schönen Haus am Strand in Waikiki an ihn erinnern.
Und dann wären noch zwei Songs, die besonders gut gefallen: Janson lud den Kollegen Blake Shelton zu einem Duett ein. Im Titelsong „Real Friends“ erklären die beiden denn auch, was wirkliche Freunde auszeichnet und sie tun das überzeugend. Schließlich die äusserst gelungene kleine Hymne an den Gerstensaft. „Beer Me“ macht das Mitsummen oder – singen recht leicht.
Fazit: Chris Janson hat ein gutes, aber kein überragendes Album vorgelegt, das dem Hörer nichts abverlangt, außer sich von der guten Grundstimmung des Albums anstecken zu lassen. Wie gesagt, es gibt schlimmere Countrymusik, aber halt auch bessere.
Chris Janson – Real Friends: Das Album
Titel: Real Friends
Künstler: Chris Janson
Veröffentlichungstermin: 18. Oktober 2019
Label: Warner Nashville
Formate: CD & Digital
Laufzeit: 41:39 Min.
Tracks: 14
Genre: Country
Trackliste: (Real Friends)
01. Good Vibes
02. Check
03. Done
04. Normal People
05. Say About Me
06. Waitin‘ On 5
07. Hawaii On Me
08. Mine Does
09. God’s Gotta Be A Good Ole Boy
10. Real Friends – mit Blake Shelton
11. Everybody’s Going Through Something
12. Beer Me
13. Country USA
14. Say About Me – mit Offset (Digital Album Exclusive)