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Nathaniel Rateliff: And It’s Still Alright

Das erste Soloalbum seit sieben Jahren ist die Verarbeitung von Schicksalsschlägen, die den Künstler nachhaltig erschütterten. Ein sehr ruhiges, manchmal dunkles, manchmal hoffnungsvolles Werk.

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Nathaniel Rateliff - And It's Still Alright Nathaniel Rateliff - And It's Still Alright. Bildrechte: Caroline Records

Bob Dylan sagte einmal zu dem Erfolg seines Trennungsalbums „Blood On The Tracks“: „Eine Menge Leute sagen mir, dass sie das Album mögen. Es ist schwer für mich, das zu verstehen. Die Leute mögen diese Art von Schmerz?“ Dies fällt einem sofort ein, wenn man die Geschichte zu Nathaniel Rateliffs Album And It’s Still Alright hört. Denn auch hier fängt alles mit einer zerbrechenden Ehe an, dann folgt der Tod von Nathaniels langjährigem Freund und Produzenten Richard Swift.

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Es ist sein erstes Soloalbum seit dem Start seiner Band Nathaniel Rateliff & The Night Sweats im Jahr 2015. Das selbstbetitelte Debüt war der Durchbruch, erreichte weltweit hohe Chart-Positionen, verkaufte sich über eine Million mal und hat in den USA mittlerweile Goldstatus erreicht. Nach dem Bandalbum „Tearing At The Seams“ von 2018, nun also „And It’s Still Alright“, das Erinnerungen an Bob Dylans „Blood In The Tracks“ hervorruft.

Der Unterschied zwischen den beiden Alben? Dylan ist es gelungen, den Schmerz in Geschichten und Melodien zu kleiden, die einen berühren, die ins Ohr gehen und dort bleiben. Dylan ist ein rasanter nach vorne treibender Erzähler, selbst da wo es langsamer wird, bleibt es haften. Rateliffs Album ist zutiefst menschlich, voller Traurigkeit und Tapferkeit, aber es ist schwerer zuganglich. Er ist ruhig und reflektiert und – ja wahrscheinlich auch zu kontrolliert. Denn Dylan war auf seinem Trennungsalbum auch mal böse, mal ungerecht, mal selbstgerecht, mal voll bitterem Humor. Diese Emotionen packen einen, und weniger ein reflektierter und trauriger fast 45-minütiger Klagegesang, der noch dazu mit recht dumpfem klang produziert wurde.

Doch Nathaniels Album ist kein schlechtes Album, es hat seine starken Momente. Wenn „Mavis“ sich vom Folk- zum Soulsong verwandelt, dann schimmert Rateliffs Talent durch. Und auch „You Need Me“ hebt sich von den vielen, kaum von der Stelle kommenden Songs des Albums ab. Die Melodie hüpft geradezu leichtfüßig und ist ein schöner Kontrast zu manch bleierner Schwere, die auf dem Album liegt. Auch der Opener „What A Drag“ ist recht gelungen in seiner musikalischen Idee, während der Titeltrack „And It’s Still Alright“, bei aller inhaltlichen Bedeutung, zu sehr den vorgegebenen Mustern aktueller Songwriting-Kompositionen folgt.

Das Motiv und vielleicht auch Problem dieser Platte, beschreibt folgendes Zitat Nathaniels über die Absicht dieses Albums: „Ich denke, ich möchte immer Hoffnung in der Dunkelheit sehen und ich versuche, das zu teilen. Ich versuche immer, aus der Perspektive zu schreiben, alles sehr ehrlich anzugehen, auch wenn es mich angreifbar macht. Aber insgesamt ist es fast so, als wäre ich ein anderer Charakter, wenn ich für mich selbst schreibe. Ich denke, dieses Album ist eine Erinnerung daran, dass wir alle Schwierigkeiten durchmachen, aber unabhängig von den Schwierigkeiten endet alles dort, wo es hingehört. Ich lebe immer noch und finde immer noch Freude. Ich denke, das ist das Thema der Platte.“ Ehrlichkeit alleine macht aber noch keine große Kunst.

Um „And It’s Still Alright” aufzunehmen, ging Rateliff wieder in Richard Swifts Studio in Oregon. Mit dabei waren Patrick Meese (The Night Sweats Drummer) und James Barone (Beach House Drummer), die beide auch Engineering und Mix des Albums übernahmen. Außerdem zu hören sind Tom Hagerman (DeVotchKa), Luke Mossman (The Night Sweats), Elijah Thomson (Everest), Daniel Creamer (The Texas Gentlemen) und Eric Swanson an der Steel Guitar.

Fazit: Sicher war dieses Album für Nathaniel Rateliff eine Notwendigkeit, um Dinge zu verarbeiten. Dafür haben wir natürlich Verständnis. Das Konzept und die Umsetzung des Albums machen es aber dem Hörer zu schwer. Für seine Karriere indes wird es vielleicht eine Art Übergangsalbum sein. Hoffen wir, dass er nun wieder frei ist, Neues in Angriff zu nehmen, sein Talent hat er ja bereits hinlänglich bewiesen.

Nathaniel Rateliff – And It’s Still Alright: Das Album

Nathaniel Rateliff - And It's Still Alright

Titel: And It’s Still Alright
Künstler: Nathaniel Rateliff
Veröffentlichungstermin: 14. Februar 2020
Label: Caroline Records
Vertrieb: Universal Music (D)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 42:13 Min.
Tracks: 10
Genre: Americana

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Trackliste: (And It’s Still Alright)

01. What A Drag
02. And It’s Still Alright
03. All Or Nothing
04. Expecting To Lose
05. Tonight #2
06. Mavis
07. You Need Me
08. Time Stands
09. Kissing Our Friends
10. Rush On

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Über Thomas Waldherr (801 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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