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Elijah Ocean: Das Interview

Ein einfaches Gespräch mit tiefen Einblicken des Songschreibers und Ausnahmetalentes Elijah Ocean, der gerade 38 Jahre alt geworden ist.

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Elijah Ocean - Back To The Lander Elijah Ocean - Back To The Lander. Bildrechte: New Wheel

Elijah Ocean, ein sympathischer Workaholic und ein musikalischer Tausendsassa, der auf seinen Alben die meisten Instrumente spielt, von Maine nach Los Angeles umzog und schließlich das von California & 60’s Vibe durchtränkte Album Back To The Lander auf Vinyl bei einem süddeutschen Label namens Heartlands Records veröffentlichte. Was gibt es besseres als über Musik-Business, Platten, Leidenschaft und Country zu quatschen? Nicht viel.

Elijah Ocean – Back To The Lander: Das Interview

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Det Haggard: Countrymusik & mehr

Country.de: Dein Werk „Back To The Lander“ klingt so kompakt und schlüssig als hättest du es in 4 Wochen geschrieben. Wie war der Schaffensprozess ? Und wie lange hat es gedauert bis alles fertig war?

Elijah Ocean: Die Songs wurden tatsächlich über mehrere Jahre geschrieben. Als es dann mal an der Zeit war für Aufnahmen, habe ich nur diejenigen ausgewählt, von denen ich dachte, dass sie zusammenpassen. „Last Night In Montana“ wurde 2012 oder 2013 in Brooklyn aufgenommen. „Pasadena In LA“ in 2015. Den Rest haben wir im Sommer 2017 in der Scheune meiner Eltern in Maine aufgenommen, wo ich aufgewachsen bin. Auf dem Dachboden der Scheune habe ich als Teenager angefangen Musik zu schreiben und zu recorden. Ich hatte den Dachboden in der High School zu meinem Schlafzimmer umgebaut und seither ist es ein aussergewöhnlich kreativer Raum für mich. Ich habe einige meiner ältesten und besten Musiker-Freunde eingeladen und wir hatten insgesamt drei, vier Tage lang Spaß. Auf dem Rückweg nach Kalifornien hielt ich in Nashville an, besorgte mir die ganzen Pedal Steel und die Slide-Gitarren-Sachen und machte dann, nach meiner Rückkehr in LA noch einige Vocals, Overdubs und natürlich das ganze Mischen.

Country.de: Und in dieser Zeit hast du nebenbei deine neueste Veröffentlichung „Blue Jeans & Barstools“ geschrieben oder wie war das genau?

Elijah Ocean: Ja, so war es. „Blue Jeans & Barstools“ ist ein etwas anderer Sound, aber das sind eigentlich auch nur Songs, die es nicht auf mein nächstes Album geschafft haben, das übrigens auch schon fast wieder fertig ist.

Country.de: Dein musikalischer Output ist sehr hoch. Es scheint so, als müsstest du jede kleinste Songidee verfolgen und womöglich beenden. Ist das so?

Elijah Ocean: Ich arbeite immer an etwas Neuem. Meistens an vielen Dinge gleichzeitig und ich kann in der Regel auch nicht vorher zur Ruhe kommen bis es endlich fertig ist.

Country.de: Deine sehr Alternative Country-lastige „Self-Titled“ Platte von 2017 (die Platte vor „Back To The Lander“) kommt mit einem hohen Rock-Anteil daher. Wie war denn deine Transformation von Rock zu Country?

Elijah Ocean: Ich würde sagen so nach und nach. Ich mochte schon immer Country-Musik, aber in der High School war es nicht cool. Jetzt ist es meistens das, was ich so höre.

Country.de: Was denkst du, gab es damals einen Einfluss von Rockbands auf die Country-Szene oder einen Einfluss des Country auf die Rock-Szene (oder beides), um Alt-Country-Acts hervorzubringen, wie wir sie heute kennen? Welche Bands hatten den größten Einfluss auf dich?

Elijah Ocean: Die Geschichte besagt ja, dass Country Mitte bis Ende der 60er Jahre auf Rock an der Westküste traf, oder?

Country.de: Genau!

Elijah Ocean: Ja, damals wurde viel herausragende Musik gemacht. Ich bin mit vielem davon aufgewachsen: Byrds, Eagles, CSNY (Crosby, Stills, Nash & Young), Grateful Dead, New Riders. Auch Emmylou Harris, Willie & Waylon, Doug Sahm und Songwriter wie John Prine und Steve Goodman. Wir haben die ganze Zeit Tom Petty, Paul Simon, Joni Mitchell, Neil Young und Springsteen gehört. Oh, und die Beatles. Ich habe mich in der Junior High auch mit Rap und Alternative Rock beschäftigt, war in einer Skaband in der High School und habe dann im College Jazz und klassische Musik studiert.

Country.de: Würdest du dich als musiksüchtig bezeichnen?

Elijah Ocean: Ich liebe Musik und Musik liebt mich zurück. Es ist eher eine Ehe als eine Sucht.

Country.de: Seit geraumer Zeit schon scheint es, dass Country mit all seinen Subgenres eine Reunion erlebt. Man könnte auch von einer Wiederbelebung sprechen oder noch besser von einer Verjüngungskur durch eine Menge neuer, frischer und jüngerer Acts. Fühlst du das gleiche? Und zählst du dich zu ihnen?

Elijah Ocean: Es gibt sicher viele frische, jüngere Acts, aber ich bin mir nicht sicher, ob ich es eine Wiederbelebung nennen würde. Ich denke, Country-Musik ist schon immer irgendwie populär, aber im Moment sehe ich uns nicht auf einem Höhepunkt. Country-Musik scheint mir verworrener als zuvor. Was aber in Ordnung ist. Vielleicht gehören auch gewisse Zweifel einfach dazu? Niemand weiß mehr, so kommt es mir zumindest vor, was „Country“ eigentlich bedeutet, deshalb sollte man seine eigene Definition finden. Es ist schwerer denn je einen gemeinsamen Faden zu finden, so setze ich z.B. die Scheuklappen auf oder schaue einfach zurück. Ich weiß, ich habe viele Freunde, die es lieben, dazuzugehören, darüber zu reden und Country-Musik zu machen, aber ich fühle mich nicht als Teil einer „Bewegung“ oder „Szene“, wenn du das meinst. Ich versuche nur, Songs zu schreiben und sie rauszubringen, denn dafür bin ich geboren.

Country.de: Aber man kann schon von einem Trend sprechen, traditionelle Musik wiederzubeleben und das nicht nur in der Country-Szene. Was denkst du lässt Musiker diesen Weg gehen?

Elijah Ocean: Ich denke, Musiker haben sich immer von der Vergangenheit inspirieren lassen. Sie lernen von den Großen. Meine Lieblingskünstler setzen eine Tradition fort und sagen gleichzeitig etwas Neues. Neue Stimme, gleiche Konversation.

Country.de: Den Begriff „Americana“ als Beschreibung findet man schon seit einer Weile in der Country und Singer & Songwriter–Welt. Was bedeutet der große Begriff Americana für dich?

Elijah Ocean: „Americana“ als Genre ist ein vager allgemeiner Marketingbegriff. Ich denke, die Leute haben damit angefangen, weil geschmacklose und herzlose Unternehmen „Aktien“ an der Mainstream-Sache „Country“ haben. Amerikanische Musik ist aber nicht nur Country, sondern auch Blues, Bluegrass, Jazz, Swing, Folk, Rock’n’Roll, Soul, Hip-Hop und verschiedene Subgenres. Was gibt es sonst noch, Reggae, Klassik und Techno? Davon abgesehen machen die Leute von der Americana Association großartige Dinge und es ist eine äußerst unterstützende Gemeinschaft, worauf ich stolz bin, ein Teil davon zu sein.

Country.de: Was sind denn deine absoluten Musikgötter? Und gibt es einige neue Künstler oder Acts, die dich begeistern und die auch etwas Presse vertragen könnten?

Elijah Ocean: Also meine All-Time Helden wären: Dylan, Haggard und Alan Jackson. Jüngere Künstler, da grabe ich wohl Zephaniah Ohora und Mike & The Moonpies aus.

Country.de: Wie verändert oder veränderte das Corona-Virus bzw. der Lock-Down dein Musikerleben?

Elijah Ocean: Es ist etwas anderes, nicht spielen zu können – und daran war ich vorher sehr gewöhnt. Es hat mir aber auch die Möglichkeit gegeben, mich jeden Tag auf das Schreiben und Aufnehmen zu konzentrieren. Und ich war sehr produktiv. Ich freue mich aber sehr darauf, eines Tages wieder mit echten Leuten auf einer echten Bühne stehen und spielen zu können.

Country.de: Und was ist für die Zukunft geplant?

Elijah Ocean: Ich bereite mich darauf vor, 2021 eine neue Solo-LP zu veröffentlichen und habe mit einer neuen Band namens „The Rose Petals“ eine Rock-Platte aufgenommen, die noch veröffentlicht wird. Ich habe auch angefangen, Songs für einige andere Künstler zu produzieren, die bald herauskommen. Also bald gibt es mehr und dann (hoffentlich) auch wieder eine Tour.

Country.de: Danke Elijah für dies sehr informative Interview.

Elijah Ocean: Ich habe zu Danken.

Elijah Ocean – Back To The Lander: Das Album

Elijah Ocean – Back To The Lander

Titel: Back To The Lander
Künstler: Elijah Ocean
Veröffentlichungstermin: 9. April 2020
Label: Heartland Records, New Wheel
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 37:22 Min.
Tracks: 11
Genre: Country, Americana

Bestellen: heartlandrecords@t-online.de

Trackliste: (Back To The Lander)

01. Back To The Lander
02. Out On The Runway
03. Came Down From Denver
04. River Of Red
05. Toms River
06. The Places We Came From
07. Lily Of The Valley
08. When We Get There
09. Last Night In Montana
10. Loveland
11. Pasadena

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Über Dirk Neuhaus (1414 Artikel)
Chef-Redakteur. Fachgebiet: Traditional Country, Bluegrass. Rezensionen, News, Specials.