Ingrid Andress: Good Person
Andress' Musik klingt gereifter. Sie ist musikalisch angekommen und mit "Good Person" hat sie ein großartiges Album am Start.
Die erste CD von Ingrid Andress war das Ergebnis einer langen Folge von Versuchen, im Musikgeschäft in Nashville Fuß zu fassen. Mit dem bisher größten Erfolg „More Hearts Than Mine“ von ihrem Debütalbum „Lady Like“ scheint ihr Durchbruch gelungen. Doch Achtung, das zweite Album ist oft ein schwieriges Unterfangen, denn die Erwartungen sind jetzt viel höher. Ihr Folgealbum hat Ingrid Good Person genannt, als CD mit zwölf Titeln, nur digital ist das Duett mit Sam Hunt „Wishful Drinkin'“ enthalten, die aktuelle Single der beiden belegt zurzeit Platz 11 der Airplay Charts und wird bald in den Top 10 sein.
Das Fehlen dieses Hits in der CD macht Sinn, weil er nicht so richtig zu den andren Liedern passt. Diese CD ist keine laute, muntere Unterhaltungsscheibe, nicht zum Mitsingen, eher zum Anhören gemacht. Ingrid Andress ist ihrem Ruf als reflektierte, schlaue Singer & Songwriterin gerecht geworden. An allen Songs hat sie mitgeschrieben und mit Sam Ellis hat sie das Album auch selbst produziert. Sie hat also selbst bestimmt, was und wie sie hier singt. Resultat: es geht der bald 31 Jahre alten Andress um die berühmten Beziehungen, um die Frage, wer oder was bin ich und wie ist mein Verhältnis zu anderen Menschen (anderen Geschlechts, vermutlich). Fast alle Songs kommen als Balladen daher und die musikalische Unterlegung ist eher sparsam, was Andress‘ Stimme besonders zur Geltung bringt.
Der Titelsong „Good Person“ beginnt mit einem ganz leisen Introsound. Im Video dazu erscheint Andress abwechselnd in Schwarz kurz berockt mit Sektflasche in der Hand, und weiß, mit Blümlein vorm Gesicht und eben der Frage, ob sie eine „good person“ ist. „Seeing Someone Else“ ist eingängig und, ganz ehrlich, hätte man mir den Song vorgespielt, ich hätte auf Taylor Swift als Sängerin getippt. In „Yearbook“ und „Blue“ erzählt sie Geschichten, ob ihre Jugend damit gemeint ist, bleibt offen, aber schön klingt es.
„Pain“ als Titel täuscht, denn dieses Lied verursacht keinesfalls Schmerzen und auch „Blue“ macht nicht traurig. „Feel Like This“ ist der lauteste Titel der CD, „Falling For You“ wiederum beschreibt ihre andauernde Liebe zu ihm. Die Frage „How Honest Do You Want Me To Be“ und „Talk“ eher kritisch an eine Beziehung herangehen, aber musikalisch überzeugen.
Fazit: Es ist eine schöne, etwas introvertierte CD geworden, die eine schlaue und emotionale Frau in den Mittelpunkt stellt. Die Frage, die Ingrid Andress oft gestellt wird, ob ihre Musik denn Country sei, hat sie in einem Interview mit der New York Times am 25. August so beantwortet: „Jeder, der sagt, Country sei dumm, macht mich wütend. Wenn es gut gemacht ist, ist es schlauer als jeder Popsong.“ Danke, Ingrid Andress, für diese Antwort und natürlich für die neue CD „Good Person“!
Ingrid Andress – Good Person: Das 2022er Album
Titel: Good Person
Künstlerin: Ingrid Andress
Veröffentlichungstermin: 26. August 2022
Label: Warner Bros. Records (Warner)
Formate: CD & Digital
Tracks: 12
Genre: New Country
Trackliste: (Good Person)
01. Good Person
02. Yearbook
03. Seeing Someone Else
04. Talk
05. How Honest Do You Want Me To Be?
06. No Choice
07. Pain
08. Feel Like This
09. Blue
10. Falling For You
11. All The Love
12. Things That Haven’t Happened Yet