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John Denver: Seine Musik bleibt

John Denver - ein Porträt des charismatischen Songschreibers, Sängers, Buchautor und Schauspielers.

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Am 31. Dezember wäre er 65 Jahre alt geworden. Wäre … wenn er nicht bereits am 12. Oktober 1997 sein Leben auf tragische Weise verloren hätte. Um seinen Tod hat es viele Spekulationen gegeben, die so richtig nie verstummt sind. Darüber später mehr. Seit 11 Jahren weilt er also schon nicht mehr unter uns – und doch kann man sich so richtig nicht damit abfinden. Zu präsent sind uns noch seine Songs, zu sehr in Erinnerung geblieben seine unvergleichlichen Auftritte, egal ob mit kompletter Band oder auch solo nur mit seiner Gitarre. Unvergleichliche Momente sicher nicht nur für mich. John Denver – ein Name, der für Vieles stand und teilweise immer noch steht. Sänger, Schauspieler, Komponist, Texter, Umweltschützer und –kämpfer, unbequemer Zeitgenosse, wenn es sein musste, usw. usw.

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Eine ganze Reihe von Evergreens tragen seine Handschrift, Lieder wie „Back Home Again“, „Calypso“, „Thank God I’m A Country Boy“, „Perhaps Love“, „Sunshine On my Shoulder“, „Fly Away“, natürlich „Annie’s Song“ und vor allem „Take Me Home Country Roads“. Gerade dieser Song wurde so etwas wie eine Hymne für Countryfans in Deutschland – und nicht nur sie. Das Lied wird immer und immer wieder vom Publikum gewünscht, kaum eine Countryband hat es nicht im Repertoire. Nur ganz Wenige im Lande, die sich für Musik interessieren, kennen „Take Me Home Country Roads“ nicht. Auch wenn Denver diese Songs nicht alle selbst oder allein geschrieben hat, sie bleiben auf ewig mit seinem Namen verbunden.

John Denver

Wann immer ich John Denver im Radio höre, kommen Erinnerungen bei mir auf. Ganz unterschiedlicher Art. An ein Gastspiel in der lange Zeit ungemein beliebten ZDF-Sendung „Starparade“ in der Düsseldorfer Phillips-Halle. Da ergab sich die Möglichkeit zu einem ausgedehnten Gespräch, in der der Künstler seine Gefühlswelt erstaunlich weit öffnete. Insbesondere den Songschreiber John Denver sprach ich an, erfuhr Erstaunliches über die Beweggründe zu dem einen oder anderen Song. Denver erwies sich als ein sehr humorvoller Mensch, der mit wachem Auge durch’s Leben ging und nicht mit Kritik sparte, wenn er die für angebracht hielt.

Etliche Jahre später traf ich ihn erneut in Düsseldorf. Diesmal beeindruckte er das fachkundige Publikum in der Tonhalle mit einem Konzert, das man heute gern „unplugged“ nennt. Allein im Spotlight auf der Bühne stehend, zog er alle Aufmerksamkeit auf sich. Er entschuldigte sich sogar dafür, wenn seine Gefühle zu offenkundig wurden, was ihn dem Publikum natürlich nur noch sympathischer, noch menschlicher werden ließ – falls dies überhaupt möglich war. Nach dem Konzert begegnete ich einem sehr in sich gekehrten John Denver, der gerade eine schwierige Zeit in seinem Privatleben durchmachte. Sensible Künstler wie er flüchten dann oft in ihre Musik. Auch Denver tat dies – doch zweifelte er selbst, ob er den nötigen Abstand gewinnen konnte, den es brauchte, das Leben neu zu organisieren. Es bleibt Spekulation, ob seine Psyche in dieser Phase einen Knacks bekommen haben könnte. Spekulationen, die später im Zusammenhang mit seinem Tod kursierten.

Über John Denver ist viel geschrieben worden, darunter auch einige Bücher. Seine Lebensgeschichte soll deshalb hier nicht detailliert erzählt werden. Ich beschränke mich auf einige biographische Fakten.

John Henry Deutschendorf, so sein bürgerlicher Name, wurde am 31. Dezember 1943 in Roswell, New Mexico als Sohn eines Luftwaffen-Offiziers und Fluglehrers geboren. Die Leidenschaft für die Fliegerei wurde ihm also als Erbmasse mit auf den Lebensweg gegeben – sie sollte ihm später zum Verhängnis werden. Kindheit und Jugend verliefen bürgerlich aber auch unruhig. Der Beruf des Vaters brachte häufige Wohnortwechsel mit sich. Andererseits weitete sich in diesen Jahren auch sein geistiger Horizont. Denver war unterschiedlichsten Einflüssen ausgesetzt, interessierte sich früh für Religionen und Kulturen. Ebenso früh entdeckte er die Musik. Während der College- und Studentenzeit bereits trat er in Clubs auf und legte sich den Künstlernamen „Denver“ zu. In Los Angeles, wohin er sich orientiert hatte, schloss er sich dem Chad Mitchell Trio an, ehe er sich 1969 für die Solo-Karriere entschied.

Erstmals auf sich aufmerksam machte John Denver dann über das Album „Rhymes And Reasons“ mit dem von ihm geschriebenen „Leaving On A Jet Plane“. Zwar hatte er nicht den großen Hit damit aber „Peter, Paul & Mary“, das neben dem Kingston Trio vielleicht bekannteste Trio der Folk Music, machte das Lied unsterblich.

John Denver gelang es, auch ohne große Unterstützung durch RCA Records durch zahlreiche Auftritte überall im Lande, sich einen Namen zu machen, was zur Verlängerung seines Vertrages führte. Damit war der Weg frei für eine dauerhafte, glanzvolle Karriere. Der Durchbruch gelang ihm mit dem Album „Poems, Prayers and Promises“ im Jahre 1971. Es enthielt u.a. „Take Me Home Country Roads“. Zwar schaffte der Song in den USA – man glaubt es kaum – gerade mal Platz 50 in den Country Charts aber er entwickelte sich zu einem Dauerbrenner (was meist keinen Einfluss auf aktuelle Charts hat). Dennoch, in Deutschland z.B. wurde dieser Song ungleich populärer als in Denver’s Heimat. Ein weiteres zeitloses Kunstwerk gelang Denver mit „Annie’s Song“, seiner Liebeserklärung an Anne Martell, mit der er von 1967 bis 1983 verheiratet war. Das Scheitern der Ehe war ein schwerer Schlag für Denver, den er möglicherweise nie ganz verdaut hat.

John Denver erlebte nahezu zwei Jahrzehnte einen Höhenflug, bei dem er auf einer regelrechten Erfolgswelle schwamm. Möglich wurde dies u.a. durch seine zahlreichen Tourneen aber auch Fernseh-Shows und sogar Filme.

Einen Namen machte sich Denver zunehmend auch durch seinen Einsatz für wohltätige Zwecke. So wurde er Mitbegründer von „The Hunger Project“ (1977) und war für UNICEF tätig. In den frühen 1980er Jahren machte John Denver zunehmend auf politischer Ebene von sich reden, was zwangsläufig seine musikalischen Aktivitäten beeinflusste und allmählich in den Hintergrund drängte. Damit verbunden war – bewusst oder zufällig – auch ein Wandel seines Äußeren und damit seines Images. Kannte man ihn bis dahin als meist freundlich-föhlichen bebrillten singenden Poeten, trug er irgendwann Kontaktlinsen, kürzere Haare und konservative Kleidung. Vor allem machte er aus seiner politischen und sozialen Meinung keinen Hehl. In dieser Zeit seines persönlichen Wandels unterstützte er die Demokratische Partei des damaligen Präsidenten Jimmy Carter, nahm aktiv am Kampf gegen AIDS in Afrika teil, wurde Sprachrohr für Obdachlose und gründete die Stiftung „Windstar“.

In den 1980er Jahren bezog Denver zunehmend Stellung zu Themen wie der Freien Marktwirtschaft (lehnte er ab), Ölbohrungen in der Arktis (lehnte er ebenfalls ab), er äußerte sich kritisch zum amerikanischen Konservatismus der 1990er Jahre, er beschuldigte die amerikanische Schusswaffen-Lobby der Korruption.

Dass Denver sich damit nicht nur Freunde machte, versteht sich von selbst. Dennoch überstrahlte sein so positives Image als „all American Boy“ seine politischen Ansichten so sehr, dass selbst die von ihm heftig kritisierten Präsidenten Richard Nixon und George Bush (Senior), ins Weiße Haus einluden. Selbst solche in ihrer Aussage eindeutigen Denver-Songs wie „Let Us Begin (What Are We Making Weapons For)“ (Lasst uns beginnen – wofür produzieren wir eigentlich Waffen) und Parodien wie „The Ballad Of Richard Nixon“ oder „The Ballad Of Spiro Agnew“ hinderte die Republikaner nicht, sich mit dem beliebten Künstler zu schmücken.

John Denver war allmählich auf eine andere Schiene gewechselt, die ihn zunehmend weg von der Musik führte. Sein Einsatz für Umwelt- und humanitäre Projekte forderte seine ganze Energie. Besonders am Herzen lag ihm dabei der Schutz des arktischen Nationalparks in Alaska sowie seine Windstar Stiftung. Wo gehobelt wird, fallen Späne – wir kennen diese Redensart. Je mehr Denver sich für seine Projekte engagierte, je zahlreicher wurden auch seine Kritiker, ja Feinde. Künstlerisch orientierte er sich mehr zu Joan Baez, Bob Dylan und Donna Summer – die auch immer politisch Flagge zeigten. Für das All Star Projekt „We Are The World“ lehnte man Denver sogar ab, weil man befürchtete, sein inzwischen ihm anhaftendes Image könne der Glaubwürdigkeit des Liedes schaden.

Denver unternahm Tourneen durch Russland und China und nahm dabei jede Gelegenheit wahr, sich mit führenden Politikern zu treffen. Das Privatleben des Künstlers bekam im Laufe der Jahre etliche Risse, die bei seinen künstlerischen und politischen Aktivitäten wohl unvermeidlich waren. Nach dem Scheitern der ersten Ehe, heiratete er die Australierin Cassandra Delaney – diese Ehe hielt bis 1993. Während er in der ersten Ehe zwei Kinder adoptiert hatte, ging aus der 2. Ehe eine Tochter hervor. Gerüchten zufolge soll er sich in den letzten Lebensjahren mit seiner ersten Frau Annie Martell ausgesöhnt haben.

Am 12. Oktober 1997 hob John Denver mit einem kleinen Flugzeug der Marke Long-EZ vom Airport der kalifornischen Küstenstadt Monterey ab, um wenig später in den Pazifik zu stürzen. Die offizielle Unglücksursache sei menschliches Versagen gewesen, also ein Fehler des Piloten. Manches deutete darauf hin, das Treibstoffmangel den Absturz auslöste. Das zweimotorige Flugzeug hatte Denver gebraucht gekauft und umgebaut oder umbauen lassen. Insbesondere die Tanks waren anders angebracht worden. John Denver war ein erfahrener Pilot mit nahezu 3000 Flugstunden auf unterschiedlichen Flugzeugen bis hin zum Learjet. Die Obduktion ergab, dass Denver weder Alkohol noch Drogen genommen hatte. Warum einem so erfahrenen Piloten ein Anfängerfehler unterlaufen sein soll (die Tanks vor dem Start nicht nachgefüllt bzw. überprüft) mag man kaum glauben. Deshalb halten sich bis heute Gerüchte, John Denver habe Selbstmord begangen. Mir wurde unlängst von einem Insider versichert, John Denver habe erhebliche Probleme auch finanzieller Art gehabt. Wegen seiner unbequemen Ansichten sei er bei Firmen und Persönlichkeiten in Ungnade gefallen, was sich negativ auf die Unterstützung seiner Projekte ausgewirkt habe. Denver habe sich irgendwie in die Enge getrieben gefühlt und keinen Ausweg mehr gesehen. Dies sei die einzige logische Erklärung für das ansonsten unerklärliche geschehen an seinem Todestag. Der Tod des großartigen Künstlers, der so viele Menschen mit seiner Musik in der Seele angesprochen hat, bleibt somit John Denver’s Geheimnis. Seine Musik aber wird die Generationen überdauern.

Ein wenig seines musikalischen Erbes setzt seit etlichen Jahren Roy Rivers fort. Der Künstler sieht seinem Idol nicht nur verblüffend ähnlich, er singt auch wie er und schreibt eigene Songs ganz in der Tradition des John Denver. Und das nicht, um vom Ruhm seines Vorbildes zu profitieren sondern aus voller Überzeugung. Roy Rivers war es auch, der den Award der German American Country Music Federation für die Aufnahme John Denver’s in die Country Music Hall of Fame im Rahmen einer Übertragung des MDR Fernsehens in Empfang nahm. Zwei Jahre später konnte er diesen Award im Rahmen einer großen Tribute Show dann der Mutter Denver’s übergeben.

Einige weitere Auszeichnungen für John Denver

CMA Song des Jahres 1975: „Back Home Again“
CMA Entertainer des Jahres 1975
People’s Choice Award 1977
Albert Schweitzer Music Award 1993
Aufnahme in die Songwriter’s Hall of Fame 1996
1997 wurde „All Aboard“ als bestes Album für Kinder mit dem Grammy ausgezeichnet
2007 wurde „Rocky Mountain High“ zum Staats-Song von Colorado proklamiert

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