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Chris Stapleton: Traveller

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Chris Stapleton Chris Stapleton. Bildrechte: Universal Music

Wenn ein Solo-Debüt bereits vor Erscheinen mit erhöhten Vorschusslorbeeren bedacht wird, sollte es sich lohnen, den dahinterliegenden Künstler genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Erwartung wird umso größer, wenn man bedenkt, dass das „vermeintliche Megatalent“ bereits 37 Jahre alt ist und trotz einer bewegten Musikervergangenheit nur Szeneinsidern bekannt ist.

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Chris Stapleton, Sohn eines Grubenarbeiters aus Kentucky, ist der Mann, der als optischer Zwillingsbruder von Jamey Johnson den Habitus des rebellischen Outlawrockers verkörpert und von den Harmonievokalisten der Gruppe Little Big Town als „einer der besten Sänger des Planeten“ bezeichnet wird. Da irritiert es schon ein wenig, dass der gleiche Künstler als Songwriter im Hintergrund unter anderem für Kenny Chesney (Never Wanted Nothing More) oder Darius Rucker (Come Back Song) treu der Linie des kommerziellen New-Country gefolgt ist. Sein letzter Streich in dieser Hinsicht ist der Bruno-Mars-ähnliche Country-Popsong „Crash And Burn“, mit dem Rising-Star Thomas Rhett aktuell die Charts nach oben klettert.

Nun hat dieser rauh wirkende Countryrebell mit dem Gespür für starke, positiv-gestimmte Melodien sein Soloalbum Traveller veröffentlicht und damit die Szene in Hochspannung versetzt. Denn neben exzellentem Songwriting durften sich Insider bislang von Stapletons Bühnenperformance als Kopf der Bluegrass-Band The Steel Drivers sowie der Southern-Rockformation The Jompson-Brothers überzeugen. Doch kann das Solodebüt des Spätberufenen tatsächlich überzeugen und den erhöhten Erwartungen standhalten?

„Traveller“ ist in vielerlei Hinsicht anders als die meisten aktuellen Countryproduktionen und von langer Hand gut vorbereitet. Mit Dave Cobb hat Stapleton den Country-Outlaw-Produzenten schlechthin engagieren können, der neben Jamey Johnson und Jason Isbell auch das aktuell gefeierte Album von Sturgill Simpson mit zu verantworten hat. 12 der 14 Songs stammen aus eigener Feder und stehen titelgetreu für die Stationen, die den Lebensweg des Reisenden in Sachen Musik geprägt haben. Wer ihn zum ersten Mal hört, wird bereits zu Beginn des Titelsongs „Traveller“ feststellen, dass es sich um eine der eindrucksvollsten und charismatischsten Stimmen der aktuellen Musikszene handelt. Eingebettet in eine wunderbare Steeluntermalung intoniert der Outlaw aus Lexington eine stimmungsvolle Roadstory, die dem Prädikat „Real Country“ in jeder Hinsicht gerecht wird. Die Titelidee entstammt einem Road-Trip, der den Interpreten gemeinsam mit Ehefrau Morgane von Phoenix ausgehend auf seinem Heimweg gen Osten durch die inspirierende Weite New Mexicos geführt hat. Ein phänomenaler Auftakt mit dem Zeug zum Standard!

Danach folgt mit „Fire Away“ eine reduzierte, string-basierte Countryballade, die die stimmliche Strahlkraft Stapletons noch etwas deutlicher zum Vorschein bringt. Was sich hier andeutet, wird bei dem von David Allan Coe und George Jones einst zum Hit geführten „Tennessee Whiskey“ offensichtlich. Die charakteristische, mit Lebenserfahrung belegte Stimmfarbe Stapletons ist spürbar im Blues verhaftet und kann diesem Klassiker trotz der bereits bekannten Versionen neue Facetten abgewinnen. „Parachute“ ist ein Highlight in Sachen Southern-Outlaw-Rock und präsentiert sich als gesanglich-musikalisches Naturereignis, bevor mit dem introvertierten „Whiskey And You“ der Gegenpart zu den Drinking-Songs der New-Country-Szene aufgezeigt wird. Dieser von Tim McGraw, Jason Eady und Chapter 11 gecoverte Schicksalssong über die Rolle des Whiskeys als Problembewältiger erhält durch Stapletons intime Performance den gesanglichen Ritterschlag.

Weitere Ausnahmedarbietungen finden sich auf dem bluegrassinspirierten Stringlullaby „More Of You“, dem bitter-süßlichen und autobiographischen „Daddy Doesn’t Pray Anymore“ sowie dem harp-unterlegten Outlaw-Blues „The Devil Named Music“. „Outlaw State Of Mind“ ist der düsterste Song des Albums und betont mit verwegenen Riffs die melancholische Seite von „Traveller“, bevor der Blueszeremonienmeister auf „Sometimes I Cry“ mit exaltierten Vokalpassagen den Status des spätberufenen Singer-Songwritertalents eindrucksvoll bestätigt.

Fazit: Chris Stapleton ist mit stimmlicher Urgewalt auf seinem Debütalbum „Traveller“ in das Zentrum der Countryszene eingeschlagen. Seine Songthemen sind von überragender Intensität, mit schicksalhafter Melancholie durchsetzt und werden durch die bluesige Klangfärbung lebensecht transportiert. Auch wenn es sich um eine der hervorstechendsten Produktionen des laufenden Jahres handelt, bleibt der Eindruck, dass der hochbegabte Interpret aus dem Osten Kentuckys noch nicht alle Facetten seines Könnens gezeigt hat und der ein oder andere innovative Ausbruch noch vor uns liegt. Stapleton ist definitiv ein Sänger, auf den es sich gelohnt hat, zu warten.

Chris Stapleton - Traveller

Titel: Traveller
Künstler: Chris Stapleton
Veröffentlichungstermin: 04. September 2015
Label: Mercury
Vertrieb: Universal Music
Laufzeit: 63:02 Min.
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 14
Genre: Country
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!

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Trackliste:

01. Traveller
02. Fire Away
03. Tennessee Whiskey
04. Parachute
05. Whiskey And You
06. Nobody To Blame
07. More Of You
08. When The Stars Come Out
09. Daddy Doesn’t Pray Anymore
10. Might As Well Get Stoned
11. Was It 26
12. The Devil Named Music
13. Outlaw State Of Mind
14. Sometimes I Cry

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Über Bernd Wenserski (602 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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