Dierks Bentley: Modern Day Drifter
Manchmal sind die Marketingstrategien der Plattenfirmen wirklich unergründlich. „Modern Day Drifter“, das aktuelle Album von Dierks Bentley, erschien bereits im Mai 2005 in den USA. Am 27. Januar 2006 wird es nun auch endlich bei uns in Deutschland veröffentlicht. Echte Fans und eigentlich auch alle anderen, die sich für die CD interessieren, dürften sie sich schon längst über einen der zahlreichen CD-Importdienste zugelegt haben.
Anscheinend hält die EMI allerdings so große Stücke auf dieses Album, dass man nun versucht, ähnlich wie im Herbst 2004 schon bei Keith Urbans „Golden Road“, den deutschen Markt damit in Beschlag zu nehmen. Was also bei Keith Urban schon nicht 100%ig funktionierte, versucht man jetzt noch mal bei Dierks Bentley. Ob er größere Chancen hat? Vermutlich nicht!
Aber lassen wir diese fragwürdige Thematik einfach mal kurz beiseite und konzentrieren uns auf’s Wesentliche – nämlich die Musik. Und in diesem Punkt bietet „Modern Day Drifter“ wirklich eine ganze Menge. Bereits der Opener „Lot Of Leavin‘ Left To Do“ knallt mit Banjo und Steelguitar ordentlich rein und erinnert, vielleicht nicht ganz zufällig, an diverse Hits von Keith Urban. Trotzdem wirkt der Song eigenständig und schafft es einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Bentleys sonore Stimme ist vermutlich der Grund dafür, wie sich auch auf „Come A Little Closer“ (der Song war kürzlich erst Nummer 1 der Billboard Country Single Charts) zeigt.
Die restlichen Songs des Albums pendeln meist zwischen brilliant und mittelmäßig. Ein enormer Muntermacher ist jedenfalls „So So Long“. Ein simpler und fast schon unverschämt banaler Text („So so long, bye bye baby […] go go on, cry cry baby“) in Verbindung mit einer extrem eingängigen Hookline dürften dem Song eventuell auch hier in Deutschland beträchtliche Airplay-Chancen einräumen. Ein wenig bedächtiger geht es da schon auf „Settle For A Slowdown“ und „Down On Easy Street“ zu. Zwei äußerst gelungene Midtempo-Balladen mit – so ist zumindest anzunehmen – autobiografischem Text. Ähnlich hochwertig ist auch der angenehm beschwingte Titelsong „Modern Day Drifter“. Leider kann Dierks diesen Level nicht über alle Songs seines Albums halten. „Domestic, Light And Cold“ und „Cab Of My Truck“ wirken da irgendwie fehl am Platz und sind letztendlich nicht mehr als Fülltitel.
Famous last words: Man darf gespannt sein, ob der Plan der EMI aufgeht und der Gewinner des CMA Horizon Awards 2005 hier in Deutschland tatsächlich etwas erreichen kann. Vielleicht dröhnt uns ja schon bald einer seiner Songs aus dem Radio entgegen und vielleicht kommt er dann ja sogar, wie bereits im Jahr 2005 Keith Urban, für ein paar Konzerte nach Deutschland.
Trackliste:
01. Lot Of Leavin‘ Left To Do |