Josh Turner: Everything Is Fine
So schnell kann das gehen. Hier ist bereits Album Nummer 3 vom frisch gebackenen Grand Ole Opry-Mitglied Josh Turner. Das Vorgängeralbum bescherte ihm den endgültigen Durchbruch mit zwei dicken No.1 Hits im Gepäck, dem Titelsong, „Your Man“, und dem bluegrassigen „Would You Go With Me“. Kein Wunder also, dass er die neue CD selbstzufrieden „Everything Is Fine“ getauft hat.
Da scheint momentan wirklich alles ganz nach seinen Vorstellungen zu laufen – und damit das auch vorläufig erstmal so bleibt, hat er sich bei den zwölf neuen Songs diesmal ganz besonders ins Zeug gelegt. Seinem traditionellen Stil bleibt er dabei weiterhin unverändert treu. Das freut den geneigten Hörer und Fan und unterscheidet Josh Turner erfreulich von vielen seiner Kollegen, die sich mit steigendem Bekanntheitsgrad immer weiter von ihren musikalischen Wurzeln entfernen.
Bereits der Opener und gleichzeitiger Namensgeber des Albums versprüht eine ungemein entspannte und doch dynamische Country-Frische mit unverfälschten, puren Fiddle-Klängen wie man sie sich viel öfter auf aktuellen Country-CDs wünschen würde. Die bei Josh Turner inzwischen fast schon obligatorische Portion Religion lässt der Song selbstverständlich auch nicht vermissen. Ein Komplettpaket also, das in drei Minuten all die Elemente aufzeigt, die Josh zu Turner machen.
Während die erste Singleauskopplung, „Firecracker“, im Großen und Ganzen eher leichtverdauliche Chartkost präsentiert, entpuppen sich vor allem die langsameren Songs des Albums als besonders tiefgängig und intensiv. Allen voran die beiden Duette „Another Try“ mit Trisha Yearwood und „Nowhere Fast“ mit Soul- und R’n’B-Sänger Anthony Hamilton. Beide Songs bestechen durch wunderschöne Harmonies, wobei „Nowhere Fast“ bei allem Countrytum eine perfekte Melange mit Soul-Elementen eingeht. Ein absolut großartiges und zeitloses Musikerlebnis! Sehr schön ist auch „The Longer The Waiting (The Sweeter The Kiss)“ geworden, bei dem einige keltische Instrumente unaufdringlich die faszinierende Stimmung des Songs untermalen. So etwas kann auch nicht jeder singen. Dazu muss man schon das gewisse Etwas verkörpern, eine gewisse Würde mitbringen – und das tut Josh.
Auf dem letzten Album trat er noch als Duettpartner auf, diesmal „nur“ noch als Songwriting-Partner. Die Rede ist von John Anderson, mit dem Josh gemeinsam das nachdenkliche „Soulmate“ geschrieben hat, das gemeinsame Produkt diesmal aber ganz alleine vortragen muss. Und noch eine Parallele gibt es zum Vorgängeralbum: das Wiederbeleben eines alten Countryklassikers. War es damals noch der Don Williams Hit „Lord, Have Mercy On A Country Boy“, haucht er diesmal dem Johnny Horton Song „One Woman Man“ (zwischenzeitlich auch mal vom großen George Jones zum Hit gemacht) neues Leben ein. Das geht ganz schön zur Sache und beweist, dass Josh auch im Uptempo-Bereich bestehen kann. So auch bei dem coolen „Trailerhood“ oder dem an Alan Jackson erinnernden „Baby I Go Crazy“.
Zum Abschluss des Albums gibt es dann noch einmal eine Portion – Überraschung! – Religion mit „The Way He Was Raised“ und eine persönliche Bekennung zu seiner Heimat und seinen Ursprüngen mit „South Carolina Low Country“. Beide Songs sind mal wieder sehr geschmackvoll in Szene gesetzt und bereiten dem Album damit einen perfekten Schlusspunkt – und führen den Finger direkt wieder zur Play-Taste.
Famous last words: Dieses Album könnte so etwas wie ein Referenzwerk werden, wenn es darum geht, wie ein traditionelles Countryalbum im Jahr 2007 zu klingen hat. Erfolgsproduzent Frank Rogers hat hier mal wieder alles richtig gemacht und überall die passende Balance gefunden. Für Josh das bisher stärkste Album seiner Karriere. Für seine Fans bedeutet es eine tolle CD mit durchgehend hochwertigen Songs. Das hier ist eine Countrymusic, die noch Werte vermittelt: Gott, Familie, Heimat und die eine, große Liebe. All das macht „Everything Is Fine“ zu einem der ganz sicher besten Alben des Jahres.
Trackliste:
01. Everything Is Fine |