Josh Turner: Deep South
Josh Turner ist mit "Deep South" sichtlich bemüht für gute Unterhaltung sorgen - nicht mehr, nicht weniger.
Fünf lange Jahre hat Josh Turner sich Zeit gelassen, bevor er sein neues Album Deep South aufgenommen hat. Es ist sein sechstes Studioalbum, seit er 2003 mit „Long Black Train“ seine Karriere begonnen hatte. Und halten wir fest: Josh Turner kann man erkennen, auch wenn man seine Lieder (noch) nicht gespeichert hat: Es liegt an seiner Stimme, diesem angenehmen Bariton.
Dergleichen hört man zurzeit nur selten, denn es ist eher schwierig, die vielen jungen (männlichen) Stars auseinanderzuhalten. Josh Turner, der inzwischen stolzer Vater von vier Jungen ist, will mit seiner neuen LP ganz bewusst keinem aktuellen Trend folgen. Der Titelsong „Deep South“ soll ein Loblied auf die hart arbeitenden Menschen im Süden des Staaten sein, die die einfachen Dinge des Lebens mögen: ihr Erbe, die Gemeinschaft, die Kirche, den Schulsport und alles, was im Freien stattfindet. Dass er dabei von einem Klischee zum nächsten singt, und jede inhaltliche Überraschung fehlt, ist nur durch die hübsche Melodie zu ertragen.
Sein aktueller Hit „Hometown Girl“ ist ähnlich gestrickt. Auch hier besingt er sein Traummädchen, das aus einer kleinen Stadt kommt und entsprechend hübsch, nett und zuverlässig ist, eben ein „pretty, little hometown girl“, nix mondänes oder so. Immerhin bringt ihm das Lied gerade den ersten Top-Ten-Hit in den Hot Country Songs seit über fünf Jahren ein. „Southern Drawl“ ist ebenfalls eine Huldigung an das hübsche Mädchen aus südlichen Gefilden, und zum Beweis ihrer Schönheit werden Vergleiche angestellt, nach denen sie so hübsch wie Pfirsiche aus Georgia und so heiß wie der Juni in Tennessee sei, das beste aber ist ihr herrlicher Akzent, der „Southern Drawl“. Nochmal geht es um Mädchen: Sie ziehen die Männer halt magisch an, und daher wollen sie alle dort sein, wo die Mädchen sind: „Where The Girls Are“. „Beach Bums“ ist eine muntere Ode an das faule Strandleben, aber nur gelegentlich darf man es genießen. Und ebenfalls locker gesungen das beschwingte „All About You“, beide Songs hat Turner selbst geschrieben.
Bei Track Nr. 7 hat das Warten auf eine schöne Ballade dann ein Ende: „Never Had A Reason“ gefällt mit einem recht netten Text und einer eingängigen Melodie. „Wonder“ bleibt im Mid-Tempo-Bereich und lebt von Turners schöner Interpretation. „Lay Low“ hatte Turner im Jahr 2014 als Single veröffentlicht und der Song konnte nur, trotz eingängiger Melodie, auf Platz 32 der Charts klettern. Aber schön, dass er auf dem Album zu finden ist.
Zwei unterschiedliche Songs seien zum Abschluss lobend erwähnt: nochmal ein Up-Tempo Song, der gefallen kann, „One Like Mine“, mit knalliger Gitarre und Drums geht es hier zur Sache. Ganz anders, aber – wie ich finde -sehr reizvoll der letzte Titel: „Hawaiian Girl“. Sicher, es dreht sich erneut um ein Mädchen, aber nun mit Ukulele-Klängen, die wir einst gelegentlich bei Marty Robbins, Hank Snow (unvergessen sein „Hula Rock“, den dann Peter Kraus coverte) und im Elvis-Film „Blue Hawaii“ hörten. Auch dieses Lied hat Josh Turner selbst geschrieben und gerade dies bisschen Exotik tut dem textlich etwas drögen Album gut.
Fazit: Ja, Josh Turner kann singen, und man kann den Longplayer anhören, aber über ein „recht gut und bemüht“ kommt mein Urteil nicht hinaus.
Josh Turner – Deep South: Das Album
Titel: Deep South
Künstler: Josh Turner
Veröffentlichungstermin: 10. März 2017
Label: MCA Nashville
Laufzeit: 47:26 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 11
Genre: Country
Bewertung: 3 von 5 möglichen Punkten!
Trackliste: (Josh Turner – Deep South)
01. Deep South
02. All About You
03. Hometown Girl
04. Beach Bums
05. Southern Drawl
06. Where The Girls Are
07. Never Had A Reason
08. Wonder
09. One Like Mine
10. Lay Low
11. Hawaiian Girl – feat. Ho’okena