Josh Turner: Country State Of Mind
Josh Turner haucht seinen Lieblingssongs - so ganz auf seine Art, neues Leben ein.
Josh Turner hat sicherlich den schönsten Bariton aller Countrymusiker. Seine vier Nummer-Eins-Hits wie beispielsweise „Your Man“ und „Why Don’t We Just Dance“, liegen schon über ein Jahrzehnt zurück, aber aktiv ist er nach wie vor. Sein Album „I Serve A Savior“ hatte er 2018 ganz dem Gospelgesang gewidmet, in dem der vierfache Familienvater seine tiefe Gläubigkeit musikalisch zum Ausdruck brachte. Nun hat er mit seinem achten Studioalbum ein ganz anderes Projekt in Angriff genommen. Josh Turner hat in der riesengroßen Schatzkiste guter Country-Songs nachgeschaut, was er auch mal gerne sänge. Die ausgewählten zwölf Lieder hat er mal alleine, mal mit Kolleginnen und Kollegen neu aufgenommen und das ganze Country State Of Mind genannt.
Gehen wir chronologisch vor: Der älteste Song des Albums stammt vom Vater der Countrymusik, Hank Williams, der den todtraurigen Song in den 1940ern schrieb und sang. Turner interpretiert das Lied mit Inbrunst und die Stimme von Allison Moorer passt gut dazu. Vom Beginn der 1970er Jahre stammt der Nummer-Eins-Hit von Kris Kristofferson „Why Me“ und der Meister singt sogar mit. Da dieser Song Gospelqualitäten besitzt, sorgt Turners Begabung für diese Art von Musik für eine schöne Version.
Mit Keith Whitleys Nummer 1 – „I’m No Stranger To The Rain“, eröffnet Turner die CD und er wird dem Song gerecht, den bisher nur der kürzlich verstorbene Joe Diffie gecovert hatte. Auch der große Hit von Randy Travis „Forever And Ever, Amen“, der in den Staaten gerne bei Trauungen gespielt wird, passt sehr gut zu Turners Stimme. Randy Travis ist als Partner angekündigt, doch er muss sich krankheitshalber auf ein gehauchtes „Amen“ beschränken. Das Duett mit John Anderson, „I’ve Got It Made“, ist sehr gelungen, energisch und engagiert klingen Josh Turner und der Altmeister, für den das Lied 1993 eine Nummer 3 war.
Mit insgesamt fünf Frauen hat Turner zwei Songs aufgenommen. Das Trio Runaway June ist bei „You Don’t Seem To Miss Me“ dabei. Dieses Lied, das Jim Lauderdale schrieb, hatten 1997 George Jones und Patty Loveless aufgenommen und waren damit in die Top 20 gelangt. Ganz ehrlich, es ist schwierig, die vielleicht besten Stilisten der Countrymusik zu übertreffen, wenngleich die Version gewiss ihre Qualitäten hat. Das gilt auch für Turners Zusammenarbeit mit dem Duo Maddie & Tae und dem Song „Desperately“ aus der Feder von Bruce Robison, den 2003 George Strait gesungen hat. Turner erreicht die Qualität von George Straits Version nicht ganz, aber wer tut das schon?
Solo ist Turner unterwegs, wenn er Vern Gosdins „I Can Tell My The Way You Dance“ covert. Für mich ist es unmöglich, Vern Gosdin zu übertreffen, denn der 2009 gestorbene Gosdin trug nicht umsonst den Beinamen „The Voice“. Ähnliches gilt für Turners Version von „Good Ol‘ Boys“, das Waylon Jennings schrieb und sang.
Verbleiben noch eine misslungene und zwei bemerkenswerte Coverversionen. 1992 sang Alan Jackson die packende Ballade über den Geist von Hank Williams „Midnight In Montgomery“. Bei Turner geht die fast geheimnisvolle und dunkle Atmosphäre der Ballade in viel zu lauter Begleitmusik unter. Umso besser ist Turner der Titelsong „Country State Of Mind“ gelungen, der die Power und Freude des Originals von Hank Williams Jr. Nummer 2 aus dem Jahr 1986 erreicht. Der letzte Song des Albums geht so richtig unter die Haut. Johnny Cash hat „The Caretaker“ in seinen späten Lebensjahren geschrieben und gesungen. Es ist schon fast unglaublich, wie gut Turners Cover diese Geschichte eines alten Mannes wiedergibt. Ein gelungener Abschluss des Albums.
Fazit: Einerseits ist es kein Risiko, alte Country-Hits zu neu aufzunehmen, denn es sind schöne Lieder, ohne Frage. Josh Turner hat auch die Stimme, diese Lieder entsprechend gut zu interpretieren. Andererseits ist seine Liedauswahl vielen Fans noch geläufig und der Vergleich fällt halt nicht immer zu Gunsten der neuen Versionen aus. Unabhängig von möglichen kritischen Einwänden ist mir beim Anhören des Albums wieder bewusst geworden, was für schöne Songs oben erwähnte Schatztruhe der Countrymusik enthält.
Josh Turner – Country State Of Mind: Das Album
Titel: Country State Of Mind
Künstler: Josh Turner
Veröffentlichungstermin: 21. August 2020
Label: MCA Nashville
Vertrieb: Universal Music
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 41:13 Min.
Tracks: 12
Genre: Traditional Country
Trackliste: (Country State Of Mind)
01. I’m No Stranger To The Rain
02. I’ve Got It Made – mit John Anderson
03. Why Me – mit Kris Kristofferson
04. Country State Of Mind – mit Chris Janson
05. I Can Tell By The Way You Dance
06. Alone And Forsaken – mit Allison Moorer
07. Forever And Ever, Amen – mit Randy Travis
08. Midnight In Montgomery
09. Good Ol‘ Boys
10. You Don’t Seem To Miss Me – mit Runaway June
11. Desperately – mit Maddie & Tae
12. The Caretaker