George Strait: Troubadour
Ja gut, also vorstellen muss man diesen Mann nun wirklich nicht mehr. Wenn es um Zuverlässigkeit in Bezug auf hochwertige Alben und neue Rekorde in Sachen Nummer Eins Hits geht, dann steht ein Name mit ziemlich großem Abstand an der Spitze: George Strait. Seit 1981 sein erstes Album mit dem verheißungsvollen Titel „Strait Country“ erschien, hat er es auf 24 weitere Studioalben (sämtliche Best Of- und Weihnachts-CDs nicht mitgerechnet) gebracht, die praktisch ausnahmslos allesamt als Referenzwerke für traditionelle Country Music anzuführen sind. Und das Beste: In all den Jahren nicht der kleinste Anflug von einem Karrieretief – das muss ihm erstmal einer nachmachen! Ans Aufhören denkt er anscheinend noch lange nicht und somit wird die Erfolgsgeschichte mit jeder CD, jeder Singleauskopplung immer weiter geschrieben.
Das neuste Kapitel: „Troubadour“. Eine mehr als treffende Bezeichnung für George, der ja nun wirklich ständig aus einem riesigen Songangebot der besten Autoren schöpfen kann. Einziges Manko: In der Regel schreibt so ein Troubadour seine Songs in erster Linie selbst. George dagegen hat bis heute kaum einen Song selbst geschrieben. Die einzige Ausnahme ist immer noch „I Can’t See Texas From Here“ von seinem 1982er Album „Strait From The Heart“ geblieben. Seitdem vertraut er ausschließlich auf Fremdmaterial. Warum auch nicht, der Erfolg gibt ihm schließlich Recht. Dabei passt der Titelsong dieser neuen CD vor allem inhaltlich so perfekt zu Georges Leben und Karriere, dass man spontan auf eine Eigenkomposition schließen könnte. Stattdessen waren es aber Monty Holmes und Leslie Satcher, die diesen Song zur Welt gebracht haben. Eine wirklich tolle Nummer zum Einstieg, die allerdings einen winzigen Schönheitsfehler hat, indem in der zweiten Strophe doch tatsächlich „Mirror“ auf „Mirror“ gereimt wird. Na ja …
Weiter geht’s dann mit „It Was Me“. Ein Song, der allen Besitzern des „The Dollar“-Albums von Jamey Johnson seltsam vertraut vorkommen dürfte. Darauf war er nämlich bereits 2006 vertreten. Was bei Jamey noch gezwungen und etwas unpassend wirkte – er ist halt doch eher der Rocker – bekommt bei George nun eine zweite Chance. Und siehe da, hier passt alles perfekt. Mit solchen romantischen Walzern wie diesem hatte er schon in den 80ern wahnsinnige Erfolge. Diese Songs stehen ihm einfach und sind, ebenso wie er selbst, irgendwie zeitlos.
Etwas schneller wird’s dann mit Song Nummer drei, „Brothers Of The Highway“. Auch das hat er immer noch drauf. Eine schöne sommerliche Autofahr-Hymne, die vermutlich am besten auf einem ebensolchen Highway zur Geltung kommt. Aber auch die deutschen Landstraßen tun es für den Notfall. Ein erster kleinerer Schwachpunkt folgt dann beim vierten Song, „River Of Love“. Es bleibt zwar sommerlich, aber irgendwie scheint es, als hätte die kürzliche Zusammenarbeit mit Kenny Chesney zu dessen Song „Shiftwork“ doch zu viele Spuren hinterlassen. Irgendwas passt hier nicht so richtig zusammen. So etwas sollte er vielleicht doch lieber weiterhin Kenny überlassen. Dem steht es besser.
Gemeinsam mit Patty Loveless kommt es dann bei „House Of Cash“ zu einem Tribut an – na was wohl – das inzwischen leider niedergebrannte Haus von Johnny Cash. Ein etwas eigenwilliger Song, in den man sich erstmal einfinden muss. Zudem klingt Patty Loveless‘ Stimme hier ausgesprochen hart. Das kann sie besser. Besser sind hier z.B. auch das frische Bakersfield-Shuffle „Make Her Fall In Love With Me Song“ und der kraftvolle Waltz „House With No Doors“, der etwas an „Why Can’t I Leave Her Alone“ vom letzten Album, „It Just Comes Natural“, erinnert. Geschrieben wurde die Nummer übrigens von den beiden Coppola-Schwestern Kacey und Kate, sowie Jamey Johnson, der hier ja vorher schon mal eine Rolle gespielt hat und der auch schon Co-Autor von Georges Riesenhit „Give It Away“ war. Und dann findet man hier noch eine ganz besondere Besonderheit. Ein Duett im Westernswing-Stil mit seinem langjährigen Weggefährten und Stamm-Songwriter Dean Dillon, mit dem George bereits seit dem ersten Album zusammenarbeitet.
Famous last words: „Troubadour“ ist solide Strait’sche Wertarbeit, die George gemeinsam mit Tony Brown (selbstverständlich – wer auch sonst?) produziert hat. Überraschungen gibt es daher nur wenige, aber darum ging es bei ihm ja sowieso noch nie. 12 Songs bietet das Album insgesamt – verteilt auf magere 36 Minuten Spielzeit. Das ist natürlich nicht gerade viel, schadet der ganzen Sache allerdings kaum. Trotzdem, ein bisschen mehr darf es beim nächsten Mal schon sein …
Trackliste:
01. Troubadour |