Konzertbericht: Kris Kristofferson mit vielen Zugaben im Circus Krone
Am Montag, den 14. Juli 2008 machte Kris Kristofferson im Rahmen seiner Europatournee in München Station. Der Mann, seine akustische Gitarre und seine Mundharmonika waren in Verbindung mit den von ihm selbst verfassten Liedern Anziehungspunkt für viele Fans, die nicht nur aus München selbst angereist waren. Weshalb er sich die Strapazen einer Tournee noch antut, konnte der Weltstar Jahrgang 1936 im Rahmen seiner 30 Minuten andauernden Zugaben sich und seinen Fans in mitten „Standing Ovations“ am praktischen Beispiel beantworten.
Pünktlich um 20:00 Uhr erschien Kris Kristofferson auf der Bühne, schwarz gekleidet, neben ihm nur der Tisch mit einem Energy Drink, dazu ein Ständer für das Gesangsmikrophon, zwei Monitorboxen und drei Mal zwei Scheinwerfer. Sehr aufgeräumt also die Bühne, passend zum Gesamtauftritt des Meisters, der sehr stimmig herüberkommt, in sich ruhend, souverän, wissend um die Probleme in der Welt und die Möglichkeiten und Verpflichtungen, Dinge zu bewegen. „Me & Bobby McGee“ bereits als drittes Lied, Janis Joplin hatte mit ihrer Aufnahme hiervon posthum einen Welthit gelandet. In „Johnny Lobo“ beschreibt Kristofferson die Lebensgeschichte von John Trudell, einem Mann, der das Wort „Meinungsfreiheit“ ernst genommen hatte, in einer Zeit, in der die amerikanische Flagge ähnlich wie heute von den Machthabern entehrt worden war, der symbolisch ein Exemplar verbrannt hatte und der wenige Stunden später erfahren musste, dass man sein Haus angezündet hat, in dem seine Frau und seine Kinder verbrannt sind, der den Mord an seiner Familie nie aufgeklärt bekam, der Politiker war, Indianer, heute Singer-Songwriter ist mit entsprechender über 25-jähriger Geschichte.
Menschen, die einen Preis dafür bezahlt haben, dass sie an die Freiheit glaubten, sind Thema vieler seiner Lieder, Freiheit, die doch Menschenrecht, Grundrecht ist. Sei es Argentinien, wo durch die Regierung Menschen verschwinden, sei es der Irak, wo durch seine eigene Regierung in einem anderen Staat Menschen getötet werden, versehentlich und absichtlich, „Nobody Wins“. Kris Kristofferson setzt die Botschaft „Barrack Obama“ dagegen, der erste Politiker seit Präsident Kennedy, der richtig etwas bewegen kann und der den wahren amerikanischen Geist verkörpert, der nicht den Traum in sein Gegenteil verkehrt, „The Heart Is All That Matters“, geschrieben für seinen Vater. „They Killed Him“ schrieb Kristofferson für Dr. Martin Luther King, Ghandi, Jesus und die Brüder Kennedy, sowohl Johnny Cash, als auch Bob Dylan haben dieses anklagende Lied gecovert.
Nach seinem Studium, das er u.a. im englischen Oxford absolviert hat, hatte Kris Kristofferson bereits in den 60-er Jahren begonnen, Lieder zu schreiben, die wenige Jahre später so bedeutungsvoll geworden waren, dass sie ganz Nashville in ein neues Zeitalter geführt hatten. Die Poesie war mit Kristofferson in den Vordergrund getreten, einfühlsame Texte und herrliche Liebeslieder waren entstanden, „Loving Her Was Easier“ oder „Help Me Make It Through The Night“ oder auch „For The Good Times“. Diese Klassiker waren in München ebenso Thema wie einige neue Lieder aus der CD „This Old Road“ von 2007, einschließlich des Titelsongs. Unbekanntere Songs wie das von Johnny Cash gecoverte „Other Side Of Nowhere“ fehlten auch nicht, geniale Lieder, die oft zu gut sind, um Chart-Hits werden zu können. Die Schaffenskraft des Meisters ist offensichtlich nicht erschöpft, auch die Bühnenpräsenz nach wie vor beeindruckend, der Spirit ergreift das Publikum in jeder Phase des Konzerts. Von 20.45 Uhr bis 21.00 Uhr war eine kleine Pause, der zweite 45-minütige Set wurde ergänzt durch 30 Minuten Zugaben, das Publikum wollte Kris Kristofferson nicht gehen lassen und er hatte große Freude, ein paar weitere Lieder zu spielen, „Jody And The Kid“, „Pilgrim Chapter 33“, „To Beat The Devil“, „Sunday Morning Coming Down“, „Silvertongued Devil And I“, „Don’t Let The Bastards Get You Down“. Verdientermaßen umjubelt, das Original, Country Music Hall Of Fame Mitglied seit 2004, Kris Kristofferson.