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Kris Kristofferson: The Complete Monument & Columbia Albums Collection

Sony Legacy hat eine Kris Kristofferson-Box mit ingesamt 16 CDs veröffentlicht, die seines Gleichen sucht.

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Kris Kristofferson - The Complete Monument & Columbia Albums Collection Kris Kristofferson, The Complete Monument & Columbia Albums Collection - Bildrechte: Columbia, Legacy, Sony Music

Monument hieß das Label, bei dem Kris Kristoffersons Karriere als Sänger begann, und monumental ist auch dieses Werk. 80 Jahre wird der große Singer & Songwriter dieser Tage jung (die Laudatio zum Ehrentag erfolgt in einem separaten Artikel), entsprechend erscheint zum Jubeltag diese Box mit ingesamt 16 CDs. Das Label Legacy (wer sonst?) der Firma Sony Music bringt dieses fette Set heraus, und es ist, soviel sei vorweg gesagt, mit viel Liebe zusammengestellt. Und damit auch der größte Fan und Sammler hier bei der Suche nach neuem Material fündig wird, gibt es reichlich unveröffentlichtes Material.

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Doch der Reihe nach: Nachdem er in Nashville ankam, arbeitete er dort u.a. als Hausmeister in den Columbia Studios, in denen auch Johnny Cash aufnahm. Was der junge Mann nicht durfte, tat er trotzdem: Er steckte Johnny Cash seine Songs zu. Und der warf sie in den Old Hickory Lake, genau so lange, bis June Carter ihn dazu brachte, sich einen Song anzuhören. Das war dann „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“. Während die Legende sagt, Kris Kristofferson sei im mindestens angetrunkenen Zustand mit einem Helicopter der National Guard zu Cashs Haus geflogen, habe dort im Garten den Helikopter gelandet und sei dann betrunken mit einem Tape in der Hand aus diesem Helikopter herausgefallen, ist die Version mit June wohl die wahrscheinlichere Fassung.

Zu dieser Zeit hatte Roger Miller wohl schon „Me And Bobby McGee“ aufgenommen. 1970 erschien dann das erste Album des Texaners, für den seine Eltern doch eine völlig andere Laufbahn vorgesehen hatten. Der Titel des von Fred Foster, dem Präsidenten von Monument Records, produzierten Longplayers war simpel: „Kristofferson“. Dieses erste Album enthielt folgerichtig eine ordentliche Anzahl an Songs, die von Künstlern unterschiedlichster Musikrichtungen gecovert wurden und von denen die Allermeisten heute Klassiker sind, ja sogar Standards. „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“, „Me And Bobby McGee“, „To Beat The Devil“, „Help Me Make It Through The Night“, „Casey’s Last Ride“, „Just The Other Side Of Nowhere“, „Darby’s Castle“, „For The Good Times“ und „The Best Of All Possible Worlds“, sie alle sind hier vertreten. Einen Hit konnte er kurioserweise mit keinem dieser Songs verzeichnen, zumindest nicht als Sänger. Was jedoch in den Versionen anderer Künstler aus diesen Songs wurde, ist hinlänglich bekannt. Im selben Jahr, nämlich 1970, wurde „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“ in den Händen von Johnny Cash eine Nummer 1 und bescherte Kristofferson zugleich seinen ersten Award, nämlich „Song Of The Year“ bei der CMA.

Und so reihte sich Album an Album. Lediglich ein einziger wirklicher Hit sprang dabei für den Sänger Kris Kristofferson heraus, der über seinen Gesang sagte, er klinge wie ein Frosch. Immerhin war aber „Why Me Lord“ eine Nummer 1. Dieser Song entstammte dem bereits vierten Album „Jesus Was A Capricorn“. Davor erschienen noch „The Silver Tongued Devil And I“, auf dem zusätzlich zum Titelsong mit „Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)“, „The Taker“ (das es von Volker Lechtenbrink in deutscher Sprache unter dem Titel „Der Macher“ gab) und „The Pilgrim – Chapter 33“ weitere Klassiker enthielt, und „Border Lord“. „Capricorn“ wiederum enthielt das erste Cover, nämlich „Help Me“ aus der Feder von Larry Gatlin, sowie die ersten Duette mit Rita Coolidge.

Während aber Kristofferson mit seinen Singles bis auf die erwähnte Ausnahme nicht punkten konnte, waren seine Alben allesamt erfolgreich. Alle bisher in den Top Ten der Country Album Charts platziert, schaffte „Jesus Was A Capricorn“ auch hier die Nummer 1. Nach „Spooky Lady’s Sideshow“ erschien dann mit „Breakaway“ das erste komplette Duettalbum mit Rita Coolidge. Dieses Album ist auch der letzte Kristofferson Longplayer, den Fred Foster produzierte. Für die nächsten vier Alben „Who’s To Bless … And Who’s To Blame“, „Surreal Thing“, „Easter Island“ und „Shake Hands With The Devil“ war dann David Anderle in der Verantwortung, bevor Norbert „Curly“ Putnam mit „To The Bone“ das letzte in dieser Box enthaltene Studioalbum produzierte. Es datiert aus dem Jahr 1981.

Somit wenden wir uns den fünf CDs zu, die bisher unveröffentlichtes oder nur in niedriger Verbreitung veröffentlichtes Material enthalten. Los geht’s mit „Live At The Big Sur Folk Festival“, also einem noch jüngeren Kristofferson (er war da immerhin auch schon 33), und einem Livekonzert bestehend aus zehn Songs, die in Retrospektive locker als „Greatest Hits“ Sammlung durchgingen und die er nach der Eröffnung mit „If You Don’t Like Hank Williams“ mit „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“ und „Me And Bobby McGee“ beschliesst. „Help Me Make It Through The Night“, „To Beat The Devil“, „Loving Her Was Easier“ und „The Pilgrim – Chapter 33“ sind hier auch vertreten. Die Band, ohne Drummer, enthält mit Norman Blake einen seinerzeit begehrten Studio- und Livemusiker, der u.a. zur gleichen Zeit auch oft mit Johnny Cash arbeitete. Ebenso finden sich mit Billy Swan und Donnie Fritts aber auch zwei Musiker, die feste Bestandteile von Kristoffersons Band „The Borderlords“ werden sollten. „Goddamn, it’s a pleasure to see the size of this audience there!“ sagt er vor „Duvalier’s Dream“, und es zeigt, wie sehr er noch am Anfang seiner großen Karriere steht.

Mit „Live At RCA Studios 1972“ geht es weiter. Einige der Songs von „Big Sur Folk Festival“ finden sich auch hier, und es ist spannend und interessant, seine Entwicklung verfolgen zu können. Ich hatte Kris Kristofferson in einer TV Sendung aus den 1980er Jahren mit „Sunday Mornin‘ Comin‘ Down“ gesehen (übrigens: dies ist tatsächlich der Originaltitel des Songs, nicht etwa „Sunday Morning Coming Down“!), und er sang einen veränderten Text in der zweiten Strophe. Die Erklärung folgte auf dem Fuß: Dies sei der originale Text. Natürlich kennen wir den Text aus der Version von Johnny Cash: „I smoked my brain the night before with cigarettes and songs that I’d been pickin'“. Diesen Text hat auch Kris gesungen in allen Konzerten, die ich erlebt habe. Hier, sowohl auf „Big Sur“ als auch auf „RCA Studios“, singt er diesen ansonsten zumeist unbekannten Text: „I’d smoked so much the night before my mouth was like an ashtray I’d been lickin'“. Er beschließt diese Sammlung mit „Help Me Make It Through The Night“ im Duett mit Rita Coolidge. Übrigens fehlt hier zwar Billy Swan, dafür findet sich aber schon Stephen Bruton an der Gitarre, der ein weiterer langjähriger Sideman und Freund werden sollte. Sowohl Kris als auch seine Band klingen hier deutlich gereift. Eine tolle Sammlung, über deren Veröffentlichung man sich nur freuen kann!

Somit sind wir bei der umfangreichsten CD dieser Box angekommen, „Live At The Philharmonic“, einer Live-Aufnahme ebenfalls aus dem Jahre 1972. Am 02.12. fand dieses Konzert in New York statt, und Kristofferson hatte Gäste mitgebracht. Seine spätere Ehefrau Rita Cooldge ist auch hier wieder vertreten, ebenso findet sich hier Larry Gatlin, dessen Karriere in den Startlöchern stand. Gatlin, dessen „Help Me“ Kris Kristofferson für sein Album „Jesus Was A Capricorn“ aufgenommen hatte und den er vermutlich über Johnny Cashs Film „Gospel Road“ kennengelernt hatte (in diesem Film über das Leben Jesu singt Kristofferson mit Rita Coolidge „Help Me“, und Cash singt Kristoffersons „Burden Of Freedom. Es war Gatlins erster Erfolg als Songwriter.), singt hier eben dieses „Help Me“ im Duett mit Kris Kristofferson. Gatlins erste Single erschien erst ein Jahr später.

Noch bemerkenswerter und interessanter, vor allem im Rückblick, ist der letzte Gast. Es ist der damals als Künstler wenig erfolgreiche Willie Nelson, dessen einziger Top Ten Hit über 10 Jahre zurücklag und dessen nächster Top Ten (und gleichzeitig Nummer 1) Hit noch fast drei Jahre entfernt war. Mit vier Songs ist er hier vertreten. Der Applaus für ihn nach der Begrüßung ist höflich, aber moderat. Erstaunlich, dass er offensichtlich in dieser Show eine reguläre Westerngitarre spielt und nicht sein Markenzeichen „Trigger“, die wohl berühmteste Gitarre der Country Music. Auf den ersten Blick überraschend ist hier die Tatsache, dass Kristofferson „Okie From Muskogee“ auf die Bühne bringt, war doch Merle Haggard damals als stockkonservativ fast schon verschrien und sah man Kristofferson in einer völlig anderen Ecke. Er hat allerdings die Strophen komplett umgedichtet, so dass seine Version fast schon zur Persiflage wird. Dieses Album war 1992 auf Sony Music Special Products veröffentlicht worden, einem Budget Label.

Die vorletzte CD trägt den Titel „Extras“ und enthält B-Seiten von Singles, ein Duett mit Joan Baez aus dem Jahr 1971 vom Big Sur Folk Festival, vier Bonustracks von der Wiederveröffentlichung (von 2001) seines Debüt-Albums „Kristofferson“, eine große Zahl Songs von der Doppel-LP „The Winning Hand“ von 1982, darunter Duette mit Brenda Lee, Dolly Parton und Willie Nelson, insgesamt sechs Songs, darunter ein Duett mit Willie Nelson, aus dem Film „Songwriter“ von 1984 und seine Liveversion des Dylan-Klassikers „I’ll Be Your Baby Tonight“ aus dessen „30th Anniversary Concert“ aus dem Jahr 1993. Auf „The Winning Hand“ befand sich die erste Veröffentlichung von „Here Comes That Rainbow Again“, einem Song, der ein weiterer Kristofferson-Klassiker werden sollte.

Das Album „Demos“ beschließt diese umfangreiche Box des Texaners. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von frühen Demos, von denen kein einziger Song auch nur einen Hauch von Bekanntheitsgrad hätte. Gleich der erste Song dieser CD, „Gipsy Rose And I Don’t Believe A Curse“, ist ein Alliterationsfeuerwerk zum Buchstaben „S“. Nehmen Sie sich die Zeit und hören Sie in diese völlig unbekannten Schätze hinein, deren Instrumentierung sie deutlich in die frühen 1970er Jahre einsortiert. Auch Kristoffersons Stimme weist in diese Richtung.

Man kann Sony Music nicht genug danken für diese wunderbare Box! Der Sänger und Musiker Kris Kristofferson ging zwischen dem Songwriter und dem Schauspieler immer etwas unter, von seiner Beteiligung bei den Highwaymen einmal abgesehen, wobei es schwer ist, zwischen den drei Giganten seinen Kopf aus der Menge zu recken und sichtbar zu werden für die Masse. Was Sony Music mit dem Highwaymen Set im Mai begonnen hat, findet nun hier seine Fortsetzung, denn Kristofferson war nie besser musikalisch begleitet als bei den Highwaymen. Es präsentiert ihn von seiner besten Seite. Und hier präsentiert sich Kris Kristofferson mit einer großartigen Sammlung seiner frühen Alben und Songs ebenfalls von seiner besten Seite, denn (und hier bin ich absolut kontra-objektiv) Kris Kristofferson hat keine schwache Seite! Bis die Doppel-CD zu seinem Geburtstag eintrifft, kann ich mich tief in die Frühphase einer großen Karriere stürzen, in der er vom massivst überqualifizierten Hausmeister der Columbia Studios in Nashville zum anerkanntesten und für mich größten Songwriter überhaupt aufstieg. Danke Fred Foster und Monument Records, wo alles begann, danke Sony Music für diese Box und die Mühe und Sorgfalt dahinter, und danke Kris Kristofferson! Diese Songs sind und bleiben unsterbliche Schätze!

Kris Kristofferson – The Complete Monument & Columbia Albums Collection: Das Box-Set

Kris Kristofferson - The Complete Monument & Columbia Albums Collection

Titel: The Complete Monument & Columbia Albums Collection
Künstler: Kris Kristofferson
Veröffentlichungstermin: 10. Juni 2016
Label: Columbia, Legacy
Vertrieb: Sony Music
Format: 16 CDs (Box-Set)
Genre: Country, Folk, Americana

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Die Alben in der Box:

01. Kristofferson (1970)
02. The Silver Tongued Devil And I (1971)
03. Border Lord (1972)
04. Jesus Was A Capricorn (1972)
05. Spooky Lady’s Sideshow (1974)
06. Breakaway Kris Kristofferson & Rita Coolidge (1974)
07. Who’s To Bless … And Who’s To Blame (1975)
08. Surreal Thing (1976)
09. Easter Island (1978)
10. Shake Hands With The Devil (1979)
11. To The Bone (1981)
12. Live At The Big Sur Folk Festival (aufgenommen 1970, biher unveröffentlicht)
13. The WPLJ-FM Broadcast (aufgenommen 1972, biher unveröffentlicht)
14. Live At The Philharmonic (aufgenommen 1972, bereits 1992 veröffentlicht)
15. Extras (nur als Singles veröffentlicht, Outtakes)
16. Demos (unveröffentliche Songs)

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Über Bernd Wolf (146 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Johnny Cash, Singer & Songwriter. Rezensionen und Biografien.