Kris Kristofferson: Live At Gilley’s – Pasadena, TX: September 15, 1981
Der Mitschnitt aus der legendären Honky-Tonk-Bar zeigt den legendären Countrysänger und Schauspieler auf dem Höhepunkt seiner Schaffenskraft und ist eine schöne Erinnerung an das Wirken des sich mittlerweile im Ruhestand befindenden Stars.
Während der Pandemie, Anfang 2021, erfuhr die Musikwelt fast beiläufig, dass sich 2020 der große Kris Kristofferson in den Ruhestand zurückgezogen hatte. Keine Konzerte und Touren und wahrscheinlich auch keine Alben mehr. Eine der größten Stimmen der Countrymusik und einer der in den 1970er und 1980er Jahren die Grenzen der Countrymusik verschoben hatte, war verstummt. Bob Dylan brachte es 2015 in seiner MusiCares Speech auf den Punkt als er über seinen Freund Kris sagte: „Alles war in Ordnung, bis – bis – Kristofferson in die Stadt kam. Oh, sie hatten noch niemanden wie ihn gesehen. Er kam in die Stadt wie eine Wildkatze, flog mit einem Hubschrauber in Johnny Cashs Hinterhof, kein typischer Songwriter. Und er ging Dir direkt an die Kehle. Wie in Sunday Morning Coming Down„.
Denn wurden vorher im Mainstream-Country brave Love Songs in braven Worten gesungen, gab Kristofferson der Countrymusik ihre Rauheit, Wildheit und Themen wie Scheitern, Alkohol und Gewalt zurück. Er bereitete der Outlaw-Bewegung den Boden. Wie sehr seine Musik von der mit Rock und Country aufgewachsenen Generation im ländlichen Amerika herbeigesehnt und goutiert wurde, zeigt nun der Mitschnitt eines denkwürdigen Konzerts von 1981, dass den Hörer mitten hinein in den brodelnden Gilley’s Honky Tonk in Pasadena, TX, katapultiert.
Von Anfang an hat der charismatische Künstler mit der kraftvollen, nicht unbedingt schönen und tonsicheren Stimme mit seiner rockigen Countrymusik und seiner als integer aufgefassten Persönlichkeit die ausgelassene Menge im Griff. Kristofferson überwand damals die kulturellen Gräben zwischen der linksliberalen in den 1960er Jahre sozialisierten Generation und den Blue Collar Workern aus dem Süden und hatte Fans in beiden Lagern. Für die Kerle war er einer von ihnen und ein Sexsymbol war der gute Kris damals durchaus auch. Man hört es hier deutlich an den Reaktionen der weiblichen Fans.
Dazu halfen nicht zuletzt auch die Filme und die Typen, die er dort spielte. Man erinnert sich an „Pat Garret jagt Billy the Kid“ mit Bob Dylan (1973), „Convoy“ (1978), „Heaven’s Gate“ (1980) und natürlich an „A Star Is Born“ (1977) an der Seite von Barbra Streisand.
Das vorliegende Album enthält 15 Stücke dieser unvergesslichen Nacht in Texas, darunter unter anderem Country Klassiker, wie „Me And Bobby McGee“, „Why Me“ und „Sunday Morning Coming Down“. Außerdem sind Texte von Mickey Gilley, Country-Größe und Besitzer des Gilley’s, von der Country-Legende George Strait und Billy Swan, Bandmitglied an diesem Abend, beigelegt. Neben Swan wurde Kris an diesem Abend noch von Stephen Bruton und Donnie Fritts begleitet. Es ist tolle Musik, die auch über 40 Jahre später ihre Magie entfaltet und einen großen Hörgenuss bietet.
Fazit: Eine musikhistorisch wichtige Aufnahme. Kristofferson auf dem Höhepunkt seiner Karriere, noch vor den B-Movies, der Gründung der Highwaymen und vor allem noch vor der Entfaltung des Reagan-Amerikas, in dem viele Gräben wieder aufgerissen und die Grundlagen für den heutigen amerikanischen Alptraum gelegt wurden.
Live At Gilley’s – Pasadena, TX: September 15, 1981: Das Live-Album
Titel: Live At Gilley’s – Pasadena, TX: September 15, 1981
Künstler: Kris Kristofferson
Veröffentlichungstermin: 30. September 2022
Label: New West Records (H’art)
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 15
Genre: Country, Country-Rock
Trackliste: (Live At Gilley’s – Pasadena, TX: September 15, 1981)
01. Me and Bobby McGee
02. Here Comes That Rainbow Again
03. Casey’s Last Ride
04.. You Show Me Yours (And I’ll Show You Mine) / Stranger
05. Nobody Loves Anybody Anymore
06. Darby’s Castle
07. If It’s All the Same to You
08. The Pilgrim
09. For the Good Times
10. Sunday Morning Coming Down
11. The Silver Tongued Devil and I
12. Smile at Me Again
13. Same Old Song
14. Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)
15. Why Me