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Großer Poet in Stuttgart: Kris Kristofferson

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Restlos ausverkauft war der große Saal T1 im Theaterhaus Stuttgart am Dienstag, den 27. November 2012. Kris Kristofferson war angesagt, wie seit einigen Jahren üblich, solo, nur der Mann, seine Gitarre, seine Lieder. Als er noch mit großer Band aufgetreten war, oder auch mit Willie Nelson, Waylon Jennings und Johnny Cash als „The Highwaymen“, war die Musik laut und kraftvoll.

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Jetzt ist Kris Kristofferson der Meister der leisen Töne, mit denen er die Menschen aber intensiver bewegt als je zuvor. Das gelang ihm vorzüglich in Stuttgart. Ohne für sich in Anspruch nehmen zu können, der beste Sänger oder der beste Gitarrist zu sein, kann der Mann aus Brownsville, Texas, aufgrund seiner Texte, seiner Ausstrahlung, seinem Spirit auch mit 76 Jahren mehr überzeugen, als dies den meisten aktuellen Hitjägern gelingt.

Integer, unbeugsam in seiner Position, er steht für etwas, ist ein Jahrhundertweltstar. Kris Kristofferson nimmt man die von Lebenserfahrung, ja extrem intensiven Erlebnissen geprägten Geschichten ab, wie kaum einem Dritten. Und es sind oft die Einzelschicksale, die er in seinen Liedern verarbeitet, oder eben die kleinen aber wichtigen Momente in einer Liebesbeziehung, die diese Beziehung wertvoll und lebenswert machen, und sie abgrenzen von etwaiger Zeitverschwendung.

Sein Vortrag beruhigte die Zuhörer, die überwiegend älteren Datums waren, auf ganz angenehme Weise. Aber auch die ganz jungen Fans von Kris Kristofferson lauschten gebannt seinen Worten, selten erlebte man einen konzertanteren Abend, einen Abend mit derartiger Intensität und natürlicher Aufmerksamkeit, den wohl die meisten Zuhörer mit einer wunderbaren inneren Ruhe verlassen haben. Vorbei sind die Zeiten, in denen er für Leute gesungen hat, die ihm nicht zuhörten und in einem seiner frühen Lieder zu der Frage veranlassten, wer sich denn überhaupt kümmern würde.

Einzelschicksale wie jenes, das er ziemlich am Anfang seiner Karriere und ziemlich am Anfang in Stuttgart in „Darby’s Castle“ beschrieb, sind der Stoff, aus denen sein künstlerisches Werk besteht. Hier wurde das Leben eines Mannes in einer Nacht zerstört, alles was er hatte, ging verloren. Manchmal sind es die Fehler der Helden selbst, manchmal sind es seine Gegner, die ihn zur Strecke bringen.

Kris Kristofferson, Stuttgart, 2012

Sehr früh brachte er, nicht ohne Janis Joplin zu erwähnen, die posthum damit vor über 40 Jahren einen Nummer 1 Hit landen konnte, sein „Me & Bobby McGee“. Das Lied erzählt von der Wanderschaft, aber auch von einer Liebe, die zwar geendet hat, aber dennoch nicht sinnlos war. Poetisch. Und diese Fähigkeit des Schreibens, die auf angeborenem Talent basiert, ebenso wie auf einem Abschluss in englischer Literatur in Oxford, hat er seit er dieses Lied geschrieben hat, kontinuierlich weiterentwickelt. „Here Comes That Rainbow Again“ ist eine Lektion in Gerechtigkeit, in packende Bilder verpackt. „Best Of All Possible Worlds“ kommt etwas leichter verdaulich daher, wenngleich der Begriff auf Gottfried Leibniz zurückgeht.

Höchste Aufmerksamkeit, auch bei dem genial schönen und intensiven Hippie-Liebeslied „Help Me Make It Through The Night“, meist beendete Kris Kristofferson seine Lieder mit einem „Thank You“, ehe uneingeschränkter Applaus die Szene beherrschte, und ihm Gelegenheit gab, die Mundharmonika zu wechseln. „Casey’s Last Ride“, immer wieder sind es die packenden Geschichten, die überzeugen, und nach „Nobody Wins“, in dem es eigentlich um verletzte persönliche Gefühle geht, sagte er glücklich, „einer hat doch gewonnen, Barrack Obama“. Kein Auftritt von Kris Kristofferson ohne klare politische Aussage. Sehr schön auch „Jody And The Kid“, wo in jeder traurigen Welle unten am Fluss auch ein Funke Zukunft durchschimmert, denn die Partnerin, mit der er die schönsten Stunden verbracht hatte, verpackt in bezaubernde Worte, ist nicht mehr, nur die gemeinsame Tochter ist jetzt an seiner Seite. Am Ende kommt es auf die echten Gefühle im Herzen an, „The Heart“ … is all that matters in the end. Schon nach diesem ersten Set schlugen die Herzen der Zuschauer mit etwas mehr innerer Ruhe und Zufriedenheit, und im zweiten Set sollte sich das positive Lebensgefühl nicht ändern.

Er begann nach der Pause mit „Ramblin‘ Jack“ von der brandneuen CD „Feeling Mortal“. Für fünf Lieder kam sodann seine Tochter Kelly auf die Bühne, sie sang mit ihm im Duett und spielte Banjo. Sodann ließ Kris Kristofferson seine Kracher „Sunday Morning Coming Down“ und „The Silvertongued Devil And I“ folgen, beide aus seiner ganz frühen Schaffensphase. „Love Is The Way“ und „For The Good Times“ leiteten über in die Zugaben, die Kris Kristofferson gerne gab. Sie endeten mit „Please Don’t Tell Me How The Story Ends“ und seinem einzigen Solo-Nummer 1 Hit in den Country Charts, „Why Me Lord“, zu dem er Kelly nochmals auf die Bühne holte.

Souverän hat Kris Kristofferson vieles über sein Leben und seine Seele erzählt, engagiert und immer zum Kunstwerk avanciert als Replik auf das, was ihn zum Zeitpunkt des Entstehens des jeweiligen Liedes bewegte. Jetzt steht er über den Dingen, seien es Drogen, Alkohol oder herzzerreißende Beziehungsprobleme. Er überzeugte auch im Wege von Anekdoten, z.B. die Geschichte seines damals fünfjährigen Sohnes, der „The Silvertongued Devil And I“ nicht mochte, weil er in dem Lied die Schuld immer einem anderen gab.

Auch wenn die neue CD von Kris Kristofferson den Titel „Feeling Mortal“ trägt, und der Meister dabei auch offen über den Tod nachdenkt, war sein Auftritt nicht von Düsterheit begleitet. Diesen Part übernahm eher zu Beginn „Opening Act“ Gemma Ray, die z.T. zu Halbplayback einige ihrer Lieder sang bzw. einen Looper im Einsatz hatte, der eine vorher live gespielte Gitarrensequenz zyklisch wiederholt.

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