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Kris Kristofferson: An Evening with Kris Kristofferson

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Mit „This Old Road“ (2006), „Closer To The Bone“ (2009) und „Feeling Mortal“ (2012) hat Country-Singer-Songwriter-Ikone Kris Kristofferson in den letzten Jahren von Publikum und Kritik gleichermaßen gleicher Maßen gelobte wunderbare Alterswerke herausgebracht. Grund genug für ihn, im vergangenen Jahr auch wieder einmal auf Tour nach Europa zu kommen.

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Als Souvenir-Doppel-Album dieser Tour wurde vor kurzem nun „An Evening With Kris Kristofferson. The Pilgrim; Ch 77, Union Chapel, London“ veröffentlicht. Aufgenommen wurde das Live-Album am 26. September 2013 in der Union Chapel in London. Kristoffersons Vortrag – alleine mit Gitarre, Mundharmonika und brüchiger Stimme, geht unter die Haut. Aus mehreren Gründen.

Da ist zum einen natürlich die Qualität der Songs. „Me And Bobby McGee“, „Help Me Make It Through The Night“, „Jesus Was A Capricorn“, „Sunday Morning Coming Down“ oder „Silver Tongues Devil“ sind Klassiker, die für mehrere Generationen die Qualitätsmaßstäbe von Songwriting mit definiert haben. Und man versteigt sich sicher nicht zu sehr in seinem Urteil, dass außer ihm nur wenige Künstler wie Bob Dylan, Neil Young oder Gordon Lightfoot dazu in der Lage waren, oder sind, solche universellen Songs zu schreiben, die Genreübergreifend von Country, Rock und Folkmusikern aufgegriffen wurden. Janis Joplin machte „Me And Bobby McGhee“ zum Hit, sein Freund Johnny Cash nahm „Sunday Morning Coming Down“ in sein Repertoire auf, und selbst Dylan, der Songwriting-Papst himself , spielte „They Killed Him“ ein. Sogar, und das sollte hier nicht verschwiegen werden, deutsche Adaptionen seiner Songs wurden Hits. Kristoffersons „The Taker“ wurde 1976 als „Der Macher“ durch Volker Lechtenbrink zu einem Zeitgeist-Erfolg der Helmut Schmidt-Ära.

In den 1970er Jahren war Kristofferson auf einem ersten Höhepunkt seiner Karriere als Sänger und Schauspieler. Seine Platten waren erfolgreich, Filme wie „Convoy“ oder „Pat Garrett jagt Billy The Kid“ (mit Bob Dylan als Schauspieler und Soundtrackkomponist!) machten ihn zum Hollywood-Star. In den 80er und 90er Jahren machte er mit seinem Engagement für die Sandinisten in Nicaragua von sich reden und war mit der Supergruppe „The Highwaymen“ an der Seite seiner Freunde Johnny Cash, Willie Nelson und Waylon Jennings erfolgreich. Dann wurde es etwas ruhiger um ihn, so manchem B-Picture und schlechte Fernsehfilmen wurde er zur Zier.

Nun also mit 78 Jahren ist er in einer nochmals sehr kreativen künstlerischen Phase. Auf seiner Europatournee – die der country.de-Redakteur auf ihrer Frankfurter Station miterleben durfte – hatte er alle angesprochenen „alten“ Hits sowie die Songs seiner letzten Platten im Gepäck. In der nüchternen, instrumentell spartanischen Darbietung seiner Songs strahlt – und das spiegelt dieses Live-Album sehr schön wieder – seine poetische Kraft, seine Kunst die Wörter zu setzen, um so heller. Was für ein großer Songwriter! Alleine die Wiedererkennung dieser Songperlen reißt das Publikum immer wieder zu Applaus und Jubelrufen hin.

Aber noch etwas bewegt den Zuhörer. Die Fragilität dieses alten Liedersängers und -Schreibers. „Closer To The Bone“ und „Feeling Mortal“, die auch auf diesem Album enthalten sind, sind durchaus auch für die Konzerte programmatisch. Man freut sich einfach, dass er noch lebt, dass er noch singt und spielt. „Einmal noch den Kristofferson sehen“, so mögen viele Konzertbesucher gedacht haben. Und in der Tat. Er war – und das sage ich ganz bewusst und prononciert – im Gegensatz zu Dylan nie ein großer Sänger gewesen. Aber jetzt ist seine Stimme brüchiger denn je und so mancher Ton wird nicht getroffen. Und manchmal scheint er auch gar nicht genug ins Konzert reinpacken zu können. Singt manches Lied nicht richtig aus und beendet es recht schnell auch wieder, um zum nächsten Song zu überzugehen.

So kommt das dritte bewegende Gefühl beim Hören dieser Live-Aufnahme noch hinzu. Die Ehrfurcht vor einem Künstler, den dies alles nicht anficht, und der weiterhin die Bühne braucht. So wie jeder große Musiker scheint er immer weiter machen zu wollen. Auch wenn diese auf eigene Art und Weise schöne und anrührende Platte schon so etwas wie ein Vermächtnis ist.

Fazit: Wer Folk, Country- und Singer-Songwriter-Musik mag, kommt weder an Kris Kristofferson, noch an diesem Album vorbei. Verbeugung vor einem ganz Großen. Prädikat: Gänsehaut-Gefühl!

 
Kris Kristofferson - An Evening With Kris Kristofferson
 
Künstler / Albumtitel: Kris Kristofferson – An Evening With Kris Kristofferson
Format / Label / Veröffentlicht: Doppel-CD & Digital (Virgin Records, Rough Trade 2014)
 
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Trackliste: (CD 1)

01. Shipwrecked In The 80’s
02. Darby’s Castle
03. Me & Bobby McGee
04. Here Comes That Rainbow
05. Closer To The Bone
06. Best Of All Possible Worlds
07. Help Me Make It Through The Night
08. Casey’s Last Ride
09. Nobody Wins
10. Feeling Mortal
11. From Here To Forever
12. The Circle
13. Loving Her Was Easier
14. Kiss The World Goodbye
15. I’d Rather Be Sorry

 
Trackliste: (CD 2)

01. You Show Me Yours Jesus Was A Capricorn
02. Duvalier’s Dream
03. The Heart
04. Come Sundown
05. Billy Dee
06. The Promise
07. Sabre And The Rose
08. Jody And The Kid
09. Broken Freedom Song
10. Sky King
11. They Killed Him
12. The Pilgrim Ch 33
13. Sunday Morning Coming Down
14. Silver Tounged Devil
15. For The Good Times
16. To Beat The Devil
17. Please Don’t Tell Me
18. A Moment Of Forever
19. Why Me

 
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Über Thomas Waldherr (839 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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