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Emmylou Harris

Die umfangreiche Biografie der legendären Musikerin.

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Am 2. April 1947 wurde Emmylou Harris in Birmingham (Alabama) geboren. In Washington D.C. liegen ihre ersten musikalischen Anfänge. Nach Abschluß der Highschool versuchte sie sich zunächst mit einem Schauspielstudium. Aber bald wurde ihr klar, daß ihr Hauptinteresse in der Musik lag. 1967 zog es Sie nach New York um dort in Folk-Clubs Musik zu machen. 1969 wurde ihr erstes Album „Gliding Bird“ veröffentlicht. Leider kommerziell ein Mißerfolg. Nach einer längeren Durststrecke traf sie Gram Parson mit dem sie 2 Alben einspielte! 1974 stellte sich Emmylou Harris eine Band zusammen und brachte das Album „Pieces In The Sky“ heraus. Langsam aber sicher stellte sich der Erfolg ein. Heute gehört Emmylou Harris zu den ganz Großen des Musikgeschäfts.

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Emmylou Harris darf guten Gewissens zu den Protagonisten nicht nur einer sondern gleich diverser US-amerikanischer Musikbewegungen in den letzten drei Jahrzehnten gezählt werden. Als brillante Stilistin und Hüterin der Songschreiber-Tradition kann sie auf eine quantitativ enorme sowie qualitativ ihres Gleichen suchende Zahl von bewundernden Kollaborateuren blicken. Harris’ individueller Beitrag zur Popularität des Country-Rocks, des Bluegrass-Revivals, der Folkmusik als auch der Americana-Welle sind weitläufig bekannt. Doch das 1995er-Opus „Wrecking Ball“ stellte selbst für sie einen kreativen Meilenstein dar. Hier kombinierte die Künstlerin erstmals diverse Worldmusic-Stile mit traditionellen Akustik-Instrumenten, treibender Rhythmik und Folk-Ethos. Dieser neue Sound sollte auf Werken à la „Spyboy“ (1998), „Western Wall“ (1999, mit Linda Ronstadt) oder dem umjubelten „Red Dirt Girl“ aus dem Folgejahr seine Fortsetzung finden, sogar noch signifikant weiterentwickelt werden.

Emmylou Harris: Bildrechte, Promo, Künstlerin

Bei den Aufnahmen zu „Stumble Into Grace“ wurde sie von einer hochkarätigen Gruppe von Kollegen begleitet. Diese setzte sich u.a. aus solch illustren Namen wie Linda Ronstadt, Jane Siberry, Kate & Anna McGarrigle, Bernie Leadon, Buddy & Julie Miller, Daniel Lanois, Gillian Welch und dem Multiinstrumentalisten/Producer Malcolm Burn zusammen. Harris‘ immer breiter werdende musikalische Palette bietet hier alles, von simplem Pfeifen über elektrisch verstärkte Gitarren, eine kubanische Churanga bis hin zu B2-Orgeln, Akkordeon-Klängen, Steelguitar plus von den Eingeborenen der Fidschi-Inseln inspirierten Harmonie-Gesang. „Ich weiß das gar nicht zu erklären“, kommentiert Harris ihr spätes Erblühen als Songschreiberin. „Ich habe früh mit dem Komponieren begonnen, was mein heute glücklicherweise ziemlich in Vergessenheit geratenes Debüt „Gliding Bird“ von 1970 beweist. Auf dem stammten fast alle Nummern von mir selbst. Mit der Aufnahme einiger echter Klassiker in mein Live-Repertoire, war ich durch deren hohen Standard aber wohl ein wenig unsicher bezüglich meiner eigenen Fähigkeiten. Außerdem war ich durchaus happy, ‚einfach nur’ zu interpretieren. Ich hatte nicht das Gefühl, dass irgend etwas fehlen würde…“ Harris nennt allerdings Bruce Springsteens Nebraska (1982) als persönlichen Wendepunkt, als große Inspirationsquelle. Damals fühlte sie sich kreativ ausgelaugt und fahndete nach einer neuen künstlerischen Richtung. Das Resultat der Suche war das selbst geschriebene, hoch gelobte Album The Ballad Of Sally Rose. Nach ihrem 1995er-Erfolg „Wrecking Ball“ bestand Produzent Daniel Lanois dann erneut auf Eigenkompositionen für den nächsten Longplayer. Ein Vorfall, der sich mit dem schon für „Red Dirt Girl“ engagierten Malcolm Burn wiederholen sollte.

„Wir einigten uns auf eine Zeitspanne für die Aufnahmen. Dann meinte Malcolm: Ich möchte, dass du nur mit Musikern arbeitest, die selbst schreiben, mit denen du auf dem Fußboden hockend jammen kannst.“ Diese Idee jagte mir einen Heidenrespekt ein. Doch das wollte ich freilich nicht zugeben. Also sagte ich zu mir selbst: ‚Wenn ich vor Beginn der Sessions genügend eigene Songs beisammen habe, kann es nicht peinlich für mich werden.’ Ich schätze, meine Angst war sehr groß. Denn noch bevor wir loslegten, hatte ich bereits alle bis auf eine Nummer des späteren Albums fertig gestellt.“ In der Tat schoss eine wahre Flut an Ideen aus Harris heraus, die selbst während der Zeit im Studio nicht abbrach. Stumble Into Grace enthält sowohl das atmosphärische, spirituelle „Here I Am“ als auch sein sanfteres Gegenstück, das fast schon philosophisch anmutende „Cup Of Kindness“. Trotz lebenslangem, politischem Engagement hatte Harris noch nie sozialkritische Texte, wie hier für das apokalyptische „Time In Babylon“ oder die verstörenden Worte bezüglich organisierten Massenmordes an Frauen („Lost Unto This World“), verfasst.

„Little Bird“ kombiniert eine traditionelle peruanische Melodie mit typisch nordamerikanischem Text, der geradewegs aus den Appalachen zu stammen scheint. Für „Jupiter Rising“ präsentiert die Sängerin einen immens positiven Beat, während „Can You Hear Me Now“ eine wahrhaft dunkle Seele offenbart. Das wild pochende „O Evangeline“ birgt die viel sagende Titelzeile des Albums, und die verlassene Frau in „I Will Dream“ malt bei aller Verzweiflung die vielleicht schönsten Wortbilder der gesamten Platte. Das wunderbar melodische „Strong Hand (For June)“ schließlich ist ein emotionaler Nachruf auf Emmylous verstorbene Freundin, Johnny Cashs Ehefrau, June Carter. „Wenn ich erst einmal mit dem Komponieren beginne, bin ich sehr penibel“, erklärt Harris. „Ich feile oft sehr lange an einem einzigen Song herum, bis er wirklich perfekt ist. Doch hin und wieder habe auch ich diese Glücksfälle, wo ein komplettes Lied mir innerhalb von Minuten in den Schoß fällt. Ich sehe diese Momente als eine Art Belohnung für die ansonsten Energie zehrende, zeitraubende Arbeit an anderen Nummern.“ „Ich folge beim Writing keiner bestimmten Methode. Wenn ich zu Hause bin, verziehe ich mich tagsüber in mein Arbeitszimmer und klimpere ein wenig auf der Gitarre herum. Ich experimentiere etwas mit verschiedenen Tonlagen, variiere bestimmte Noten. Dabei benutze ich keinen Computer, sondern singe in einen alten Kassettenrekorder oder mache mir handschriftliche Notizen.“

Dass sie überhaupt Zeit findet, daheim zu komponieren, gleicht einem mittleren Wunder. So veröffentlichte Harris in der Zeitspanne 1998 bis 2000 z.B. ein Live-Album mit ihrer Band Spyboy, arbeitete mit Willie Nelson an dessen ambitionierten Teatro-Projekt, gewann ihren neunten Grammy für die Trio II-Reunion mit Linda Ronstadt als auch Dolly Parton und produzierte ein Gram-Parsons-Tribute-Album, bevor sie die lang erwartete Duo-Kollaboration Western Wall mit Ronstadt fertig stellte. Seit Beginn des neuen Jahrtausends war sie auf dem O Brother Where Art Thou-Soundtrack plus der dazugehörigen „Down From The Mountain“-Tournee und Live-Platte zu hören. Emmylou war Gast der Chieftains auf deren „Down The Old Plank Road“-CD bzw. dem anschließenden TV-Special, spielte mit Mark Knopfler ein Duo-Album ein, gab eine längere Reihe von Konzerten zugunsten der „Landmine Free World“-Organisation. Außerdem verfasste Harris Linernotes für ein Tribute zu Ehren von Dolly Parton, nahm ein Duett mit Rodney Crowell für das Louvin-Brothers-Tribute auf, war Teil der Sessions zur „Will The Circle Be Unbroken III“-CD der Nitty Gritty Dirt Band und sang Backingvocals auf Longplayern von u.a. Sheryl Crow, Tracy Chapman, Patty Griffin, Patty Loveless, Delbert McClinton, Jim Lauderdale, Pam Tillis, Nanci Griffith sowie der Dixie Chicks ein.

Emmylou Harris nimmt beinahe jedes Angebot wahr, das ihr ermöglicht, live aufzutreten. Egal, ob bei gigantischen Rock-Festivals wie dem Bonnaroo oder bei kleinen Bluegrass-Konzerten in der Provinz. „Das Ganze bereitet mir einfach unsagbare Freude“, erläutert sie. „Diese Vielfalt bestätigt meine Ansicht, dass die meisten Leute sehr offen sind und nicht nur einen bestimmten Sound hören wollen. Die Qualität der Musik ist entscheidend, nicht unbedingt der Stil.“ Inspiriert von den Folklegenden Joan Baez, Bob Dylan, Judy Collins bis Peter, Paul & Mary begann sie einst im Teenageralter mit dem Gitarrenspiel. Harte Lehrjahre in Greenwich Village und Nashville führten schließlich zu festen Engagements in diversen Clubs von Washington DC. Dort war es auch, wo sie von Country-Rock-Visionär Gram Parsons entdeckt wurde. Dieser nahm sie 1972 als seine Duettpartnerin mit nach Los Angeles. „Ich hatte unglaubliches Glück“, resümiert sie heute sehr bescheiden. „Nur eine kleine Abweichung von den damaligen Geschehnissen hätte wahrscheinlich einen Riesenunterschied gemacht. Hätte meine Babysitterin damals keine Karten für das Burrito-Brothers-Konzert gehabt, hätte sie dort Gram meine Telefon-Nummer nicht zustecken können, wer weiß, was aus mir geworden wäre.“

Nach ihrer Zeit unter Parsons Fittiche wurde sie bereits mit „Pieces Of The Sky“ im Jahre 1975 zum Solo-Star. Der Longplayer elektrisierte die Countrywelt und wurde zum ersten von bisher acht Gold- bzw. Platinalben. Heute gilt Miss Harris als entscheidende Figur einer Bewegung, die Rockfans mit Country-Traditionalisten vereinte. Sie machte den Honkytonk „Hip“; verankerte ihn erstmals im Bewusstsein der Jugend. Dank „Elite Hotel“, „Luxury Liner“ sowie „Quarter Moon In A Ten Cent Town“ wurde sie zu einer der Gallionsfiguren der Countryrock-Bewegung, bevor sie 1979 mit „Blue Kentucky Girl“ eher neo-traditionalistische Klänge anschlug. Nur ein Jahr später sollte „Roses In The Snow“ das Bluegrass-Revival einleiten. Dem selbst komponierten „The Ballad Of Sally Rose“ schloss sich 1987 das kolossal erfolgreiche Trio, in Zusammenarbeit mit Dolly Parton und Linda Ronstadt, an. Als nächstes überraschte Harris ihre Fans mit dem Gospel-Werk „Angel Band“.

In den Neunzigern übernahm die Künstlerin einmal mehr eine führende Rolle bei einer musikalischen Revolution. Die Entwicklung der Americana-Bewegung gab dem Country eine alternative Ader. Unter Mitwirkung ihrer Akustikband The Nash Rambler unterzog Harris ihren Sound einer radikalen Überarbeitung. Mit Live At The Ryman (1991) verneigte sie sich vor einer der legendärsten Konzerthallen der USA. Vier Jahre darauf erhielt sie für Wrecking Ball einen weiteren Grammy. Ihre immense Bandbreite wird alleine schon durch die Vielfalt der Kollegen, die sich im Laufe der Jahre an Emmylou zwecks musikalischer Kooperationen wandten, offenbar. Zu den größten Namen zählen dabei The Band, The Judds, Johnny Cash, Leo Kottke, Bob Dylan, Little Feat, Tammy Wynette, Neil Young, Bill Monroe, Lyle Lovett, John Denver, Roy Orbison, Trisha Yearwood, Bonnie Raitt, Garth Brooks, Lucinda Williams und George Jones. Aus den Reihen ihrer Backingband wurden Musiker vom Schlage Ricky Scaggs, Rodney Crowell bzw. The Whites zu Stars auf eigene Rechung. Harris selbst hingegen gehörte zu den Ersten, die Kompositionen solcher späterer Legenden wie Townes Van Zandt, Delbert McClinton, Guy Clark, Carlene Carter, Jesse Winchester oder David Olney interpretierte. 1999 ehrte das Billboard Magazin sie mit dem prestigeträchtigen „Century Award“. Laut Laudatio ist Emmylou eine „furchtlose, Genre übergreifende Pionierin“, der die Auszeichnung „als Anerkennung ihres sich noch immer weiterentwickelnden Vermächtnisses“ verliehen wurde. Im Februar 2008 wurde Emmylou Harris in die „Country Music Hall Of Fame“ aufgenommen.

Emmylou Harris – Heartaches & Highways: Das 2005er Album

Heartaches & Highways

CD: Heartaches & Highways
Erscheinungsdatum: 2005
Label: Rhino (Warner)

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Trackliste: (Heartaches & Highways)

01. Love Hurts – mit Gram Parsons
02. Boulder To Birmingham
03. Making Believe
04. Pancho & Lefty
05. One Of These Days
06. (Lost His Love) On Our Last Date (Live)
07. Born To Run
08. Beneath Still Waters
09. If I Could Only Win Your Love
10. Together Again
11. That Lovin‘ You Feelin‘ Again – mit Roy Orbison
12. To Know Him Is To Love Him – mit Dolly Parton & Linda Ronstadt
13. Two More Bottles of Wine
14. Wayfaring Stranger
15. Calling My Children Home
16. Green Pastures
17. Orphan Girl
18. Michaelangelo
19. Here I Am
20. Connection

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Über Dirk Neuhaus (1406 Artikel)
Chef-Redakteur. Fachgebiet: Traditional Country, Bluegrass. Rezensionen, News, Specials.