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Still On The Road: Die „Nitty Gritty Dirt Band“

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Seit mehr als vierzig Jahren „on the road“ und mit ihren „Will The Circle Be Unbroken“-Projekten haben sie Musikgeschichte geschrieben. Nun hat die Nitty Gritty Dirt Band mit „Speed of Life“ eine neues Album veröffentlicht und ist wieder auf Tour. Country.de-Redakteur Thomas Waldherr traf die Gruppe nach ihrem Konzert im B.B. King’s Blues Club in New York City.

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Die Menschen mögen einfache Musik für das Herz und Bluegrass-Musik handelt vom einfachen Leben“, antwortet Jeff Hanna auf die Frage nach den Gründen der Renaissance von Old Time, Bluesgrass und Countrymusik. Und für die Beantwortung dieser Frage ist er ein absoluter Experte.

Nitty Gritty Dirt Band

Denn so wie der Film-Soundtrack „Oh Brother Where Art Thou“ im Jahre 2000, so war das „Will The Circle Be Unbroken“-Projekt der „Nitty Gritty Dirt Band“ fast 20 Jahre früher ein einmaliger Fortschritt in der Vermittlung der traditionellen amerikanischen Musik an eine neue Generation. 1971 ging die NGDB nach Nashville, nahm diese Platte auf und schrieb amerikanische Musikgeschichte.

Es war zur selben Zeit – Ende der 60er, Anfang der 70er – als Musiker wie Bob Dylan, Gram Parsons und die „Byrds“ oder John Fogerty und die „Eagles“ Elemente der Rockmusik mit dem Sound des alten ländlichen Amerika kombinierten. Aber was war der Unterschied zwischen dem Projekt der „Nitties“ und den Versuchen der anderen Künstler und was war der Grund für seinen Erfolg? John McEuen begründete es einmal so: „Mit dem „Circle-Album“ war kein Kommentar über Republikaner oder Demokraten oder Hippies oder Rednecks oder den Vietnam-Krieg verbunden. Nichts davon kam ins Spiel, das Album war einfach eine Reflektion über die wirklich guten Teile des Americana.“

„Oh, wir machten die Musik, die wir liebten, zusammen mit unseren Helden.“ Jeff Hanna drückt es einfach aus und sagt es heute immer noch genauso stolz wie immer – nach all den Jahren. Und die Worte des sympathischen NGDB-Sängers könnten eine programmatische Aussage für das gesamte musikalische Werk der Band sein. Wir sitzen nach ihrem großartigen Konzert im B.B. King’s Blues Club in New York, nahe des Times Square, zusammen. Sie haben ein neues Album veröffentlicht und sind wieder auf Tour.

Ist die neue CD dann nicht vielleicht nur das „Vehikel“ um wieder auf Tour gehen zu können? „Oh Nein“, antwortet Bob Carpenter, wir touren auch ohne eine neue Platte. Aber wir brauchen neues Blut, neue Songs, die wir spielen können, nur so können wir als Performer lebendig bleiben. Wir sind Musiker, wir können nichts anderes“, lacht Bob.

So spiegelt ihre Show an diesem Abend im B.B.King’s musikalisch die gesamte Reise der legendären Gruppe wider. Von den frühen Jahren mit ihrem ersten Hit „Mr. Bojangles“ zu den Songs von „Will The Circle Be Unbroken“, von ihren großen Country-Hits der 80er und 90er bis zu ihren heutigen Arbeiten.

Drei Songs von „Speed Of Life“ spielen sie: „The Resurrection“, eine feine Country-Ballade über eine Heimkehr nach vielen Jahren. „Speed Of Life“ ist ein ruhiger, nachdenklicher Song über die Zeit, über das Kommen und Gehen. Und „Jimmie Martin“ erzählt über den „King of Bluegrass“. Diese Auswahl sagt alles über das neue Album. Keiner kann die alten amerikanischen Mythen in einer so leichten und liebevollen, schönen und mitreißenden Art wieder auferstehen lassen. Musik zu der man gerne im Sessel einen guten Drink nimmt und träumt, während die Musiker so gut spielen, weil sie die Musik so sehr lieben.

Mit dem Konzert beweist die Band zweierlei: Zum Einen ihre eigenen Fähigkeiten als Musiker: Jeff Hanna als Sänger, Gitarrist und „Frontman“, John McEuen als „Houdini“ und Großmeister des Banjo, Jimmie Fadden als Meister an Harmonika und Schlagzeug sowie Bob Carpenter, der ein Künstler auf allen Arten von Tasteninstrumenten ist, vom Piano bis zum Akkordeon. Und zum Zweiten zeigt es ihre Bewunderung für die Musikerkollegen auf. Mit einer schmissigen Version von Bob Dylans „You Ain’t Goin‘ Nowhere beginnt der Auftritt, mit einem Medley aus „Will The Circle Be Unbroken“ und „The Weight“ von „The Band“ endet er. Und natürlich spielen sie auch einen Jimmie Martin-Song: „My Walking Shoes Don’t Fit Me.“

Und Bluegrass ist für sie auch weiterhin eine wichtige musikalische Ausdrucksform: Mit viel Humor geben sie eine Bluegrass-Version vom Beatles-Klassiker „Get Back“ zum Besten. Und der Höhepunkt ihrer Souveränität ist erreicht, wenn sie den Song „Bless The Broken Road“ spielen, dessen Co-Autor Jeff Hanna ist und den die Nitties 1994 für ihr Album „Acoustic“ aufnahmen. Vor allem aber wurde der Song ein großer Verkaufshit für die Rascal Flatts. So wirkt es ein bisschen so, wie wenn die NGDB die Rascal Flatts covern.

Natürlich spielen sie an diesem Abend auch ihre großen Contry-Chart-Hits „Fishin‘ In The Dark“ und „American Dreams“ und jedes Bandmitglied hat seine großen Solo-Momente auf der Bühne. McEuens mit seinem Banjo, Bob Carpenter als Sänger und Jimmie Fadden als Singer/Songwriter und Mundharmonikaspieler bei „Working Man (Nowhere To Go)“. Jeff Hanna wiederum hält das Ganze als „Sprecher“ und Frontmann der Band zusammen.

Und der ausgewählte Songmix des Abends kommt zusehends gut an. Das Publikum – alle Altersklassen und alle Schichten sind vertreten – ist begeistert und so erfährt das wundervolle Konzert nach seinem Ende noch eine etwas andere Fortsetzung: Viele Leute aus dem Publikum kommen an den Bühnenrand, sprechen mit den Künstlern, lassen sich Alben unterschreiben, machen Fotos von den Bandmitgliedern. Die „Nitties“ sind Künstler zum anfassen, sind unkompliziert, humorvoll und verdammt cool.

Und genauso sind sie auch im Gespräch hinter der Bühne. Also sprechen wir über Deutschland. Ihre deutschen Fans würden die Nitty Gritty Dirt Band gerne live auf der Bühne sehen, warum kommen sie nicht einmal nach Deutschland? „Weil uns keiner fragt! Wenn wir eingeladen würden, würde ich mein Akkordeon schnappen und ab nach Deutschland. Das wäre toll!“, antwortet Bob Carpenter lachend.

So, liebe deutsche Konzertveranstalter: Wären diese Jungs nicht ein großer Konzert-Deal für Euch? Wir sind uns da sehr sicher.

Speed of Life

CD: „Speed of Life“
Erscheinungsdatum: 2009
Label: Sugar Hill

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Trackliste:

01. Tulsa Sounds Like Trouble To Me (Shawn Camp, Mark D. Sanders)
02. Brand New Heartache (Jeff Hanna, Donny Lowery)
03. The Resurrection (Matraca Berg, Alice Randall)
04. Somethin‘ Dangerous (Bob Carpenter, Tom Kell, Phil Soussan)
05. Going Up The Country (Alan Wilson)
06. Jimmy Martin (Phil Madeira, Jimmie Lee Sloas)
07. Lost In The Pines (John McEuen)
08. Speed of Life (Gary Scruggs)
09. Amazing Love (Bob Carpenter, Jeff Hanna, Tom Kell)
10. Stuck In The Middle (Joe Egan, Gerry Rafferty)
11. Earthquake (Bob Carpenter, John McEuen)
12. Tryin‘ To Try (Jimmie Fadden, Guy Clark)
13. It’s Good To Be Alive (Matraca Berg, Troy Verges)

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Über Thomas Waldherr (801 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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