Mary Chapin Carpenter: The Age Of Miracles
Mary Chapin Carpenter macht dort weiter, wo sie mit ihren vorherigen Alben aufgehört hat. Mit bärenstarken, aussagekräftigen Songs, ebenso eindringlich wie überzeugend interpretiert. Wer darauf hofft, dass sie zu ihren kommerziell erfolgreichen Zeiten mit dem Super-Album „Come On Come On“) zurückkehrt, lässt besser die Finger davon. Ich meine, mit ihren bereits 3. Album für Zoe (Rounder Records)erreicht sie den bisherigen Höhepunkt ihres künstlerischen Schaffens. Kommerzielle Gedanken lässt sie bereits seit einigen Jahren nur noch unterschwellig in ihre Arbeit einfließen.
Da sie sich selbst in erster Linie als Songschreiber sieht, verarbeitet sie genau die Themen in ihren Liedern, die ihr am Herzen liegen. Dabei wird sie erstaunlich politisch und sozialkritisch. Drei Jahre hat es gedauert bis dieses Album fertig war. Alle zwölf Songs hat sie selbst geschrieben. Bei ist wird deutlich, dass dieses Genre Kunst ist. Es lohnt sich nicht nur auf die Inhalte zu achten sondern auch auf die Wahl der Worte, darauf, wie mit wenigen Worten komplexe Inhalte vermittelt werden können. Auf den Punkt, schnörkellos, treffend.
Egal ob es sich um ernste Themen, humorvolle oder gar witzige handelt. Natürlich liegt das Schwergewicht dabei auf Balladen, aber Carpenter vergisst die flotteren Melodien und Stimmungen nicht. Das Spektrum reicht von ernsten Balladen wie „I Have A Need For Solitude“ oder „Mrs. Hemingway“ bis hin zu dem augenzwinkernden „I Put My Ring Back On“.
Mary Chapin Carpenter und Produzent Matt Rollings funken auf gleicher Welle und ergänzen sich prächtig im Studio. Rollings, selbst einer der besten Pianisten in Nashville, hat nur Musiker der Extraklasse im Studio versammelt. Jeder Song erfuhr eine eigene, ganz auf ihn und die Stimme der Sängerin abgestellte instrumentale Bearbeitung.
Fazit: Das Album ist keine „leichte Kost“, es hinterlässt nachhaltigen Eindruck, wenn man sich die Zeit nimmt, einfach nur zuzuhören. Da kann der eine oder andere Song ganz schön unter die Haut gehen. Und es fällt leicht, das kitschig-primitive Cover zu verschmerzen, wenn man hautnah miterlebt, wie die Künstlerin dem Hörer gegenüber ihr Seele und Psyche öffnet.
Trackliste:
01. We Traveled So Far |