Mary Chapin Carpenter: The Calling
Dem Nashville-Establishment gegenüber war sie immer mißtrauisch und folgerichtig entfernte sie sich mehr und mehr von den dortigen Praktiken. Mary Chapin Carpenter entschloss sich irgendwann, sich nicht mehr dem Druck auszusetzen, für die Charts produzieren zu müssen, sondern sie selbst zu sein. Sehr zur Freude von Liebhabern qualitativ hoher akustischer Musik. Kaum eine Künstlerin im Country / Folk-Bereich versteht es, so inhaltlich ausdrucksstarke Lieder zu schreiben und sie so kompetent zu singen. Mal ist sie politisch und nimmt Stellung, mal beschäftigt sie sich mit einer Naturkatastrophe wie dem Hurricane Katrina.
Melancholie ist eine ihrer besonderen Stärken, sie schafft es immer wieder, verborgene oder verdrängte Ecken in der Seele des Zuhörers aufzuspüren. In manchen Momenten erinnert sie mich an den Kris Kristofferson der letzten Jahre, der aus seinem Herzen keine Mördergrube macht. Hier wie da kommen auch die anrührenden, poetischen Momente. Und immer wieder die tröstende, Mut machende Botschaft rüber, dass viele Menschen Pech im Leben haben und dennoch nicht untergehen, wenn sie an sich glauben und ihr Schicksal in die Hand nehmen.
Fazit: Drei Jahre liegen zwischen diesem und ihrem vorherigen Album, eine vergleichsweise lange Zeit, die sie sich einfach gönnte, um die richtigen Songs für diese CD schreiben zu können. Denn alle 13 Titel stammen von Mary Chapin Carpenter. Ein Beweis auch dafür, dass es ihr nicht um den kommerziellen Erfolg geht – schon gar nicht um den schnellen – sondern darum, ihre Seele über ihre Songs zu öffnen und all diejenigen, die darin lesen können, daran teilhaben zu lasen. Und siehe da, es gibt viele Menschen, die sich in diesen Geschichten wiederfinden.
Trackliste:
01. The Calling |