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Aaron Tippin pilotiert seine Karriere selbst

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Es ist etwas ruhiger geworden um diesen Künstler, der sich Anfang der 1990er Jahre ganz weit nach oben auf der Beliebtheitsskala gearbeitet hatte. Gleich seine erste erfolgreiche Single mit dem Titel „You’ve Got To Stand For Something“ verpasste ihm das Image, dem er bis in die Gegenwart hinein gerecht wird. Als Mann aus der arbeitenden Mittelklasse Amerikas war es genau die Botschaft, die seine Mitmenschen gern hörten.

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Tippin impfte ihnen ein, für das einzustehen, woran sie glauben. Zu versuchen, seinen Traum zu verwirklichen, sich nicht unter kriegen zu lassen. Es war eine Art Lebensmotto, dem er selbst auch versucht gerecht zu werden. Aaron Tippin gibt seinem Publikum das Gefühl, einer von ihnen zu sein, nein, er ist eine von ihnen. Als sein „You’ve Got To Stand For Something“ veröffentlicht wurde, hatte er Glück, denn zahlreiche seiner Landsleute kämpften als Soldaten im Golfkrieg. Für sie wurde der Song so etwas wie eine Hymne und für Tippin das Sprungbrett in seine Karriere.

Aaron TippinGeboren wurde Aaron Dupree Tippin am 3. Juli 1958 zwar in Pensacola, Florida, doch seine Heimat wurde South Carolina. Auf einer Farm im Örtchen Travelers Rest wuchs er heran wie alle Kinder auf dem Lande, ohne besondere Auffälligkeiten. Seitens der Eltern wurde ihm nicht die Musik in die Wiege gelegt sondern eine andere Leidenschaft: die Fliegerei.

Daddy Tippin war Pilot und in dessen Fußstapfen trat sein Filius zunächst auch. Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist es keine Seltenheit, schon in jugendlichem Alter den Pilotenschein zu machen. Tippin war ganze 15 als er das Papier erhielt – seine berufliche Zukunft würde das Fliegen sein – das stand eigentlich fest. Wenn da nicht auch noch die Country Music gewesen wäre, die er mit fast der gleichen Leidenschaft pflegte wie das Fliegen.

Ab Mitte der 1970er Jahre verdiente er sich durch Auftritte als Sänger in Bars und Clubs der Umgegend bereits seinen Unterhalt, wurde aber mit 20 dann doch Berufs-Pilot. Das wiederum erwies sich als schlechter Zeitpunkt, denn die Wirtschaftskrise der frühen 1980er Jahre veranlassten die meisten Fluggesellschaften zu Sparmaßnahmen. Man brauchte einfach weniger Piloten. Das veranlasste Aaron Tippin zum Umdenken. Zwar war der beruf des Sängers auch alles andere als krisensicher, doch konnte er dort sein Schicksal besser selbst bestimmen als als Angestellter einer Fluggesellschaft. Das war der Moment, in dem Aaron Tippin endgültig die Musik zum Haupterwerbszweig machte.

In Sachen Country Music gab es da nur einen Weg für ihn, den nach Nashville. 1986 tauchte er dort auf und nahm im gleichen Jahr noch am Wettbewerb „You Can Be A Star“ teil. Den er zwar nicht gewann aber immerhin sprang ein vertrag als Songschreiber dabei heraus. Anlass genug für ihn, um nach Nashville umzuziehen. Noch konnte er nicht von der Musik leben. Deshalb übernahm er für eine Weile noch einen Job in einer Fabrik in Kentucky, den er nachts ausüben konnte. Die ständige Fahrerei (ca. 100 km eine Strecke) schlauchte ganz schön, doch diese harte Schule gab ihm immer wieder Stoff für Songs mitten aus dem Leben.

1990 schließlich bekam er einen Vertrag bei RCA Records, zudem schloss er sich in Sachen Management Starstruck Entertainment an, wo Reba McEntire seine Chefin war. Man schien auf einen Sänger gewartet zu haben, der mit unverkennbar nasalem Gesang knackige Country Music im Stile eines Webb Pierce sang. Das Debüt Album „You’ve Got To Stand For Something“ wurde vergoldet, Aaron Tippin hatte auf Anhieb den Zuspruch der Fans bekommen. 1992 feierte er mit „There Ain’t Nothhing Wrong With The Radio“ seine erste Nummer 1.

Aaron Tippin war angekommen und fuhr in der Erfolgsspur. Album Nr. 2 mit dem Titel „Read Between The Lines“ bekam Platin, doch danach gab es keine Steigerung mehr, eher Abstieg. Die Alben „Call Of The Wild“, „Lookin‘ Back At Myself“ und „Tool Box” wurden noch allesamt vergoldet, doch zeigte die Tendenz ganz allmählich nach unten. Grund genug für einen Konzern wie RCA, den Vertrag nicht mehr zu verlängern.

Privat lief es prima für den zupackenden, zuverlässigen Künstler. 1995 hatte er geheiratet und seine Leidenschaft für Waffen nutzte er für’s Geschäftliche. Mit seinem Vater zusammen eröffnete er zwei Geschäfte für Jagdwaffen und Jagdzubehör – einen Laden im heimatlichen North Carolina und den anderen in Smithville, Tennessee.

Nach der Trennung von RCA wechselte Tippin zu Lyric Street, ein zum Walt Disney-Konzern gehörendes damals neues Label. Sein erstes Album dort hieß „What This Country Needs“ und erinnerte von der Thematik her an sein Debüt bei RCA. Die Strategie erwies sich als richtig. „People Like Us“, sein nächstes Album, enthielt mit „Kiss This“ seine 3. aber gleichzeitig auch bislang letzte Nummer 1. Noch beliebter vielleicht wurde die patriotische Single „Where The Stars And Stripes And The Eagle Fly“, die auf Platz 2 gestoppt wurde, gleichzeitig aber auch die in den Pop-Charts am besten platzierte. Der Song erfreute sich landesweit enormer Beliebtheit.

Das Engagement bei Lyric Street endete 2005, danach startete Tippin sein eigenes Label Nippit Records, wo bisher nur das Album „Now & Then“ veröffentlicht wurde. Die nächste Langrille „In Overdrive“ findet sich bei Country Crossing Records. Veröffentlicht 2009 enthält es ausnahmslos Songs aus dem Trucker Milieu, womit er sich einmal mehr zur Arbeiterschicht der amerikanischen Mittelklasse bekannte.

Aaron Tippin ist kein bequemer Zeitgenosse, er hat nicht nur eine eigene Meinung sondern vertritt die auch. Privat wie beruflich. Das habe ihm durchaus vor allem zu beginn seiner Karriere im Weg gestanden. Er habe lernen müssen, sich diplomatischer zu verhalten und nicht immer seinen Kopf durchsetzen zu wollen, bekennt er mit frappierender Offenheit. Nachdem er dies eingesehen hatte und sich dementsprechend verhielt, sei es wirklich voran gegangen. Er habe einen Weg gefunden, sich mit dem Country Business zu arrangieren, ohne sich dabei verbiegen zu müssen. Das könne zwar bedeuten, dass er nie wieder ganz nach oben kommen wird, er brauche aber eine innere Zufriedenheit, um authentisch seine Country Music singen zu können. Das Publikum habe einen Anspruch darauf, den echten und kompletten Aaron Tippin auf der Bühne zu sehen.

Dazu hatten die Fans Ende Juni 2010 endlich auch in Europa Gelegenheit. Sogar in Deutschland. Wieder einmal ergriff das „Four Corners“ in Untermeitingen die Gelegenheit, diesen Star bei seinem Deutschland-Debüt zu präsentieren. Mit 300 Besuchern ist das Honky Tonk in bester texanischer Aufmachung restlos überfüllt. Die Stimmung war schon richtig angeheizt als der drahtige, durchtrainierte Sänger pünktlich die Bühne betrat. Schon vor dem ersten Ton hatte das Publikum ihn gefeiert. Zur Freude der weiblichen Fans zeigte Tippin, dass seine Muskeln von harter Arbeit gestählt sind (oder ist es doch das Ergebnis von Bodybuilding)?

Aaron Tippin

Überhaupt die Arme, er arbeitet damit auf der Bühne, benutzt sie als Instrumente bei seinem Dialog mit dem Publikum oder den Späßchen mit seinen Musikern. Allein was er mit Händen und Armen anstellt ist beobachtenswert. Würde man die Musik abstellen könnte man fast an Pantomime denken. Selten habe ich Jemanden erlebt, der seine Sprüche, Späße, Anekdoten auf diese Weise so nachhaltig unterstützt. Tippin sorgt dafür, dass keine Langeweile aufkommt. Im Mittelpunkt seiner Show stehen Songs seines aktuellen Albums „In Overdrive“. Und das ist im Trucker-Milieu angesiedelt. Passend dazu das überdimensionale Signalhorn eines US-Trucks, das er wiederholt einsetzt.

Aaron Tippin bekennt sich zur amerikanischen Mittelklasse, zur hart arbeitenden Bevölkerung und zur knackigen, traditionellen Country Music. Davon handeln seine Songs, er gibt dem Publikum stets das Gefühl, einer von ihnen zu sein. Es ist faszinierend, diesen Künstler auf der Bühne zu beobachten. Mal ist er Clown, mal Schlitzohr. Dann sitzt ihm der Schalk im Nacken, um den nächsten Song den Ladies zu widmen. Immer wieder nimmt er sich selbst auf den Arm und reiht einen Song an den nächsten. Nach reichlich einer Stunde und etlichen Zugaben endet eine Show, die wie im Fluge verging und das Publikum in Atem hielt.

Irgendwann am späten Abend trat auch ich den Heimweg an in der Gewissheit, einen Künstler erlebt zu haben, der voll aus sich heraus ging, um sein Versprechen einzuhalten, nämlich dem Publikum einen unterhaltsamen, entspannten Abend zu bereiten und das beste zu geben, zu dem er in der Lage war.
Aaron Tippin ging anschließend noch in die Schweiz. Hoffentlich war es nicht sein einziger Auftritt in Deutschland, denn Tippin versteht es, das Publikum aus der Reserve zu locken, mit druckvoller, gnadenlos authentischer Country Music. Wie zwinkerte er mir zu? „Ich liebe Country Music und gehe dahin, wo die Leute so etwas hören wollen. Glaub mir, es gibt noch genug davon. Und wenn ich auf der Bühne stehe, dann lasse ich mich vom Publikum treiben. So bestimmen die Leute selbst mit, was da oben abgeht.“

So ist er, so soll er bleiben. Ich wünsche, dass es noch oft heißt „Tippin is in town!“

   
In Overdrive
CD: „In Overdrive“
Erscheinungsdatum: 2009
Label: Nippit Records

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Trackliste:

01. East Bound And Down
02. Truck Drivin‘ Man
03. Drivin‘ My Life Away
04. Six Days On The Road
05. Chicken Truck
06. Ballad Of Danger Dave And Double Trouble
07. Prisoner Of The Highway
08. Girl On The Billboard
09. Long White Line
10. Movin‘ On
11. White Knight
12. Roll On
13. Drivin‘ Fool
14. Drill Here, Drill Now

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