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Rosanne Cash in Antwerpen

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Es sollte ein normaler Konzertbesuch werden. Ich hatte mich seit Wochen darauf gefreut, mit Rosanne Cash eine der großartigsten Songwriterinnen und dazu noch eine exzellente Sängerin live zu sehen. Was sind schon 200 Kilometer? Kein Problem. Soviel vorweg: Das Konzert hielt alles, was ich mir davon versprochen hatte. Der Eingriff in diesen Kurztrip hatte einen anderen Auslöser.

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An einem Freitag Nachmittag in Nordrhein Westfalen von A nach B zu kommen, kann mitunter, nein, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Problem. So passierte es auch mir am 26. April. Also nutzt man die Gelegenheit zu einer Pause, noch vor dem Grenzübertritt in die Niederlande. Ein kurzer Blick ins soziale Netzwerk, und es trifft mich wie ein Hammer: George Jones ist gestorben.

Die Kilometer bis Antwerpen erlebe ich in dem wechselnden Wunsch nach Musik von Rosanne Cash, zur Einstimmung, und nach Musik von George Jones. Rosanne Cash gewinnt, aber der Tod dieses Monumentes der Country Music verfolgt mich. Als ich dann in der Halle sitze, einem alten Kino, das mit seiner hohen Decke, der Empore mit den rot-bezogenen Klappsitzen und kleinen Tischen mit flackernden Kerzen im Parkett für eine stimmungsvolle Atmosphäre sorgt, regiert die Vorfreude auf das Konzert. Bhi Bhiman, ein Singer/Songwriter aus den USA mit Wurzeln in Sri Lanka, bestreitet ein exzellentes Vorprogramm von ca. 30 Minuten. Jetzt bin ich richtig drin in diesem Abend.

Nach einer Pause erscheint Rosanne Cash mit ihrem Mann John Leventhal auf der Bühne. Ich habe diese Konstellation schon erlebt. Meine persönliche Meinung dazu ist, dass bei dieser spartanischen instrumentellen Umsetzung die Songs von Rosanne Cash nur noch mehr an Tiefe gewinnen. John Leventhal, der erfolgreiche Produzent und Gitarrist, begleitet seine Frau auf der Akustikgitarre und mit Backgroundgesang. Bei einigen Titeln greift die älteste Tochter von Johnny Cash auch selbst zur Gitarre.

Rosanne Cash

Es wird ein großartiges Konzert. Songs aus ihrer aktuellen CD „The List“ wechseln sich ab mit Songs ihrer früheren Alben. Bereits in Köln, vor einigen Jahren, hat sie mit „Radio Operator“ ihr Publikum tief bewegt. Ein sehr lebhafter Song, der aus der Zeit erzählt, als John R. Cash seinen Dienst in der US Air Force in Deutschland als „Radio Operator“ ableistete und drei Jahre lang den Kontakt mit dem hübschen Mädchen aus San Antonio, seiner späteren Ehefrau und Rosannes Mutter Vivian, in einer Vielzahl von Briefen aufrecht hielt. John Leventhal deutet auf der Gitarre den mittlerweile berühmten Sound des damaligen Soldaten an.

Viele Verweise auf ihren Vater macht sie, voller Stolz, und es packt mich mehrmals während ihrer knapp 90-minütigen Performance, vor allem bei „September When It Comes“, dem Duett mit ihrem Vater, das sie alleine singt. Zwei Songs ihres kommenden Albums stellt sie ebenfalls vor. Beide Songs machen jetzt schon Appetit auf diese Scheibe. John Leventhal erhält mehrfach Szenenapplaus für seine großartige Gitarrenarbeit, und mit einem letzten Song von „The List“ bedankt sich Rosanne Cash beim begeisterten Publikum, das der Künstlerin eine Standing Ovation schenkt.

Die Rufe nach einer Zugabe werden erhört, und während Rosanne Cash mit ihrem Mann und Bhi Bhiman wieder die Bühne betritt, schließt sich der Kreis zur Nachricht des Tages. Sie spricht über den Tod von George Jones (ein guter Freund ihres Vaters) und zollt ihm Tribut mit „She (He) Thinks I Still Care“, das sie im Duett mit Bhi Bhiman in einer sehr bewegenden Version vorträgt. Mit einer weiteren Zugabe verabschiedet sich Rosanne Cash aus dieser faszinierenden Location. Danach erscheint sie im Publikum, nimmt an einem kleinen Tisch Platz und befriedigt Autogrammwünsche, posiert für Fotos und verlässt diesen Ort nicht, bevor nicht auch der letzte Fan zufrieden den Heimweg antritt. Gelernt ist eben gelernt.

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Über Bernd Wolf (146 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Johnny Cash, Singer & Songwriter. Rezensionen und Biografien.