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Rosanne Cash: Name verpflichtet

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Sehr viele Alben hat sie nicht gemacht im Laufe ihrer auch schon über 30 Jahre andauernden Karriere. Meist wurde dabei etwas Besonderes von ihr erwartet. Immer wieder ist es ihr gelungen, den Ansprüchen gerecht zu werden. Denen des Publikums und vor allem ihren eigenen Ansprüchen und Erwartungen. Das ist ganz gewiss nicht leicht, wenn man die Tochter einer Legende wie Johnny Cash ist. Die Musik-Geschichte ist gespickt mit Beispielen, bei denen es nicht geklappt hat. Nur selten schaffen es Kinder von Superstars, im gleichen Metier ebenfalls zu Stars zu werden. Rosanne Cash ist sozusagen das Gegenbeispiel. Sie wurde zum Country-Star und ist musikalisch dennoch nicht mit ihrem Vater zu vergleichen.

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Immer wieder testet sie Randgebiete aus und sieht sich zwangsläufig auch heftiger Kritik ausgesetzt, sie würde die Wurzeln verlassen, zu weit abdriften. Es hat ihr erkennbar nichts ausgemacht, denn einen festen Willen hatte sie schon als Kind. Rosanne Cash wollte gar nicht ins Fahrwasser ihres Vaters und schon gar nicht deshalb erfolgreich sein, weil sie seine Tochter ist.

Rosanne CashVon ihrem ersten Album an ist das Bemühen erkennbar, musikalisch auf eigenen Füßen zu stehen. Dass dies nicht einfach sein würde, nahm sie in Kauf und streckte ihre Fühler immer wieder über den Tellerrand hinaus aus. Auf diese Weise hat sie ihren Weg gefunden, der nicht immer gradlinig war, auch nicht immer nur nach vorn und nach oben ging. Ein Weg, reichlich gespickt mit Erfahrungen, ein Weg, der half, sich selbst zu verwirklichen, ein Weg, der ihr Selbstvertrauen gab und Erfolge einbrachte, die sie allein aufgrund ihres Talentes und ihrer Arbeit erzielte. Und ein Weg, dessen Ende noch längst nicht abzusehen ist. Auch nicht, wohin er Rosanne Cash noch führen wird.

Zurückverfolgen aber kann man ihren bisherigen Weg. Der begann am 24. Mai 1955 dort, wo just zu dieser Zeit Musikgeschichte geschrieben, wo die Unterhaltungsmusik revolutioniert und für immer verändert wurde: in Memphis am mächtigen Mississippi River. Mitten drin im Geschehen und noch ganz am Anfang einer sensationellen Karriere ihr Vater Johnny Cash. Mutter Vivian, geborene Liberto, hatte mit Musik wenig zu tun. Sie blieb jahrelang überwiegend im Hintergrund. Schlagzeilen machte sie erst als die Ehe in die Brüche ging und viel später im Zusammenhang mit dem Film „Walk The Line“ über einen Teil des Lebens von Johnny Cash.

Rosanne Cash ist das erste Kind des Ehepaares. 1958, nachdem die Karriere des Vaters richtig in Gang gekommen war, zog die Familie nach Kalifornien. Die Ehe stand unter einem ungünstigen Stern, der seinerzeit oft unberechenbare Vater war selten zu Hause. Immer häufiger erlag er den vielen Versuchungen, die eine Künstler-Karriere vor allem in jenen Jahren flankierten. Nach einigen Jahren der Trennung wurde die Ehe 1966 geschieden. Rosanne Cash blieb in der Obhut der Mutter. Natürlich wusste sie, dass der Vater ein berühmter Mann war, aber – so sagt sie – als Kind kümmere einen das nicht, da möchte man, dass die Eltern für einen da sind wie ganz normale Eltern für ihre Kinder. Stolz sei sie schon auf den Vater gewesen, doch die Aufmerksamkeit, die man ihr entgegen gebracht habe nur weil sie seine Tochter war, die gefiel ihr überhaupt nicht. Möglicherweise ist dies ein Grund für ihre Scheu und Zweifel am späteren eigenen Erfolg. Die Leute in Nashville jedenfalls sagten ihr damals gar nichts, die kannten ja nicht einmal die Beatles – oder wollten sie nicht kennen. Mit deren Musik sowie der von Gruppen wie den Doors war Rosanne Cash in Kalifornien groß geworden. Was wunder, wenn sie sich anderweitig orientierte – bloß weg von Nashville um sich zu bestätigen hieß ihre Devise.

Rosanne Cash behielt danach einen mehr oder weniger engen Kontakt zu ihrem Vater. Dass sie sein musikalisches Talent geerbt hatte, blieb nicht lange verborgen. Doch legten die Eltern Wert darauf, dass Rosanne Cash erst einmal ihre Schule erfolgreich abschloss. Dann aber wandte sie sich der Musik zu und hatte natürlich reichlich Gelegenheit, in das Show Business hineinzuwachsen. Unter der Obhut ihres Vaters lernte sie das Leben eines Musikers auf Tournee kennen. Zunächst noch hinter der Bühne, doch schon bald als Chorsängerin und dann mit Solo-Einlagen.

Privat wie beruflich hat sich Rosanne Cash immer als dickköpfig erwiesen, letztlich nicht zu ihrem Nachteil. Schon in jungen Jahren wollte sie nicht nur auf einem Bein stehen. In einem so riskanten Business wie dem Showgeschäft kann es nicht schaden, wenn man möglichst viele Facetten davon kennen lernt. Beim Plattenkonzern CBS arbeitete sie und ging dafür nach London. Unterdessen lockte die Schauspielerei – Rosanne Cash entschloss sich dazu, sich auch in diesem Metier zu testen. Sie ging nach Nashville und studierte an der renommierten Vanderbuilt University in den Fächern Drama und Englisch. Letzteres wiederum kam ihr durchaus bei den ersten Versuchen mit dem Schreiben von Songs zugute. In Nashville hielt es sie nicht lange, die Schauspielausbildung setzte sie am Lee Strasberg Institut in Hollywood fort.

Die ganze Zeit über blieb Rosanne Cash auch der Musik treu und blendete diese nicht etwa aus. Als sie den Kollegen Rodney Crowell kennen lernte, der zu der Zeit in der Band von Emmylou Harris spielte, bekam die Musik wieder das Übergewicht. Sie kamen sich nicht nur privat näher und heirateten 1979 sondern beflügelten sich gegenseitig in der Musik. Crowell produzierte einige Demos mit Rosanne Cash, die schließlich in einem Album mündeten. Einem ganz besonderen Album, denn das erschien ausgerechnet in Deutschland bei Ariola Records und wurde nach meiner Kenntnis nie in den USA veröffentlicht. Längst ist diese Langrille aus dem Jahr 1978 zu einem Sammlerstück geworden. Bis auf drei Songs, die in Nashville produziert wurden, entstand das Album in München mit durchweg einheimischen Musikern im Studio. Die Sängerin selbst ist gar nicht gut darauf zu sprechen und würde dieses Album am liebsten komplett vergessen. Geht aber nicht, denn das war der Start in ihre Karriere als Plattensängerin. Ganz so schlecht kann die LP nicht gewesen sein, denn immerhin weckte sie das Interesse von Columbia Records, wo 1979 ihr Album „Right Or Wrong“ erschien und sie auf die Landkarte der Country Music setzte. Live war Rosanne Cash regelmäßig bei den „Cherry Bombs“ zu erleben, einer Band, die Ehemann Rodney Crowell gegründet hatte. Derweil hielt sie im Duett mit Bobby Bare und dem Song „No Memories Hanging Around“ Einzug in die Top Twenty der Country Charts und konnte auch die beiden folgenden Singles dort platzieren: „Couldn’t Do Nothing Right“ und „Take, Take Me“.

Eine weitere wichtige Herausforderung galt es zu meistern, Rosanne Cash wurde zum ersten Mal Mutter. Sie stellte sich der neuen Situation und meisterte sie. Und dann gingen sie und Crowell 1981 doch nach Nashville!

Auch wenn sie es damals vielleicht nicht recht eingestehen mochte, es war genau die richtige Entscheidung. Denn ihre Karriere als Sängerin nahm nun richtig Fahrt auf. Im gleichen Jahr erschien ihr Album „Seven Year Ache“ und brachte ihr die Anerkennung, die man ihr bis dahin teilweise verweigert hatte. Was sicher auch daran lag, dass sie die Tochter eines Superstars ist. Nicht nur Anerkennung wurde Rosanne Cash zuteil sondern endlich auch kommerzieller Erfolg, denn das Album bekam „Gold“. Im Frühsommer 1981 stand der Name Cash mal wieder ganz oben in den Charts, diesmal lautete der Vorname allerdings Rosanne. Ein besonderes Glücksgefühl, wenn man zum ersten Mal die Spitze der Charts erobert hat. Jetzt ließ es Rosanne Cash richtig krachen, denn nach „Seven Year Ache“ erreichten auch die nachfolgenden Singles „My Baby Thinks He’s A Train“ und „Blue Moon With A Heartache“ die Nummer 1! Das Schöne daran und für die Künstlerin auch eine Genugtuung – sie hatte dies ohne die Hilfe ihres Vaters geschafft, allein aufgrund ihres Talentes und der Mithilfe von Ehemann Rodney Crowell. Gleichzeitig machte sie mit dem Album deutlich, dass sie sich musikalisch von ihrem Vater abgrenzen wollte und konnte, dass sie ihren eigenen Weg gehen würde. Was sich dann noch als schwer genug erweisen sollte. Denn das „Hoch“ hielt nicht an. Bereits das nächste Album „Somewhere In The Stars“ bereitete kommerziell gesehen eine Enttäuschung. Es war ganz und gar kein Reinfall aber es blieb doch hinter den Erwartungen deutlich zurück. „Ain’t No Money“ und „I Wonder“ konnten sich bis in die Top Ten hoch kämpfen, „It Hasn’t Happened Yet“ blieb schon in den Top Twenty hängen.

Laienhaft könnte man meinen, wer als Kind eines Stars wie Johnny Cash aufgewachsen ist, der sollte mit dem Show Business und seinen Gefahren vertraut sein und ihnen nicht erliegen. Ihr Vater war alles andere als ein Kind von Traurigkeit und sicher nicht immer ein Vorbild. Was Rosanne Cash nicht daran hinderte, ähnliche Fehler zu machen. Dass die Ehe mit Rodney Crowell Risse bekam, dass es Streitereien gab, ist dabei nichts Ungewöhnliches, wenn Beide im gleichen Metier tätig und erfolgreich sind. Rosanne Cash zeigte menschliche Schwächen, sie war offenbar doch nicht für das gerüstet, was seit ihrem Aufstieg auf sie einprasselte, beruflich wie privat. Sie erreichte einen Scheideweg, ihr Leben stand auf der Kippe, wie sie selbst bestätigte. Sie wurde drogenabhängig und begab sich 1984 in medizinische Obhut deswegen. Cash durchlebte Krisen im psychischen wie im kreativen Bereich, Selbstzweifel plagten sie. In dieser schwierigen Phase gab ihr Rodney Crowell Mut und Halt, denn der kannte sich mit ähnlichen Dingen aus. Gemeinsam fanden sie den Kurs aus diesem gefährlichen Fahrwasser. Einiges aus dieser Zeit tauchte dann in ihren Songs auf, die sie nun zunehmend selbst schrieb. Diese Jahre bedeuteten einen enormen Reifeprozess für die Künstlerin, beinahe drei Jahre, die sie mit neuen Perspektiven in ihre Zukunft entließen.

Als sich Rosanne Cash 1985 zurück meldete mit dem Album „Rhythm & Romance“ hatte sie ihre Lehren gezogen und war besser vorbereitet. Mit „I Don’t Know Why You Don’t Want Me“ (wurde mit einem Grammy ausgezeichnet) und „Never Be You“ eroberte sie gleich wieder Platz 1. Das Album zeigte eine neue Rosanne Cash, der es meisterlich gelang, Country Music und Pop Elemente zu verknüpfen. „Hold On“ blieb zwar auf Platz 5 hängen, war aber einer der meistgespielten Songs des Jahres 1986.

Ein Befreiungsschlag war es dennoch nicht. Rosanne Cash ist selbst ihre vielleicht härteste Kritikerin. Auch jetzt stellten sich noch Zweifel an ihrem Talent ein, glaubte sie zeitweise noch, die Erfolge seien eher auf ihren Namen zurückzuführen. Doch mit einer bemerkenswerten Sturheit ließ sie sich nicht in die Tretmühle hineinziehen, die sich meist in Gang setzt, wenn Jemand zum Plattenstar wird. Dann heißt es nämlich pausenlos unterwegs zu sein für Konzerte oder Promotion. Schließlich soll die Kuh gemolken werden, solange sie Milch gibt. Stattdessen zog sich Rosanne Cash zurück, ging nur gelegentlich raus in die Konzerhallen und hatte es auch nicht eilig, ein neues Album zu produzieren. Sie sagte selbst dazu, Rodney Crowell habe sie nach über einem Jahr dazu überreden müssen, wieder ins Studio zu gehen. Eine erfolgreiche Sängerin wollte sie schon sein, diesen Ehrgeiz hatte sie aber – so behauptete sie – es interessiere sie überhaupt nicht, wieviel Zeit zwischen zwei Alben verginge. Sie müsse innerlich dazu bereit sein und es gebe andere Dinge, die dann auch mal wichtiger seien. Beispielsweise die Kinder (3 Töchter mit Rodney Crowell), die einen Anspruch darauf hätten, von ihrer Mutter auch etwas zu haben. Es gebe wohl keinen idealen Weg, erfolgreich Platten zu machen, eine anerkannte Autorin von Songs und Kurzgeschichten zu sein und ein geordnetes, normales Privatleben zu führen.

Es erwies sich als völlig richtig, dass sie sich reichlich Zeit genommen hatte, denn das 1987 veröffentlichte Album „King’s Record Shop“ war ihr bis dahin mit Abstand reifstes und wurde von der Kritik beinahe enthusiastisch gefeiert. Die Fans spielten ebenso mit und sorgten dafür, dass allein 4 Auskoppelungen aus dem Album Platz 1 belegten: „The Way We Make A Broken Heart“ (geschrieben von John Hiatt), „If You Change Your Mind“, „Runaway Train“ und das Remake von „Tennessee Flat Top Box“ ihres Vaters. Dazu gesellte sich eine weitere Nr. 1 im Duett mit Rodney Crowell: „It’s Such A Small World“.

Auch für Rosanne Cash persönlich bedeutete „King’s Record Shop“ vermutlich das wichtigste Album ihrer Karriere. Denn nun endlich stellte sich bei ihr eine gewisse Zufriedenheit und Selbstbestätigung ein. Sogar ein wenig stolz dürfte sie gewesen sein. Sie fühlte sich anerkannt aufgrund ihrer künstlerischen Leistungen. Das sei für ihre Selbstfindung wichtig gewesen ebenso wie die Überwindung des Drogenproblems zuvor: „Egal ob Drogen oder Alkohol, sie überlagern und unterdrücken andere, meist geistige Sequenzen. Man ist nicht mehr Herr seiner selbst und muss erst zu sich zurückfinden und Zutrauen zu sich selbst bekommen“ lautete ihr Fazit.

1989 erklomm sie noch einmal den Spitzenplatz, diesmal mit dem Beatles Song „I Don’t Want To Spoil The Party“, das man dem Sampler „Hits 1979-1989“ als neuen Song beigegeben hatte. Ein weiterer neuer Song spielte in den Charts kaum eine Rolle, brachte ihr aber eine weitere Grammy Nominierung ein: „Black & White“.

Mit Beginn der 1990er Jahre nahm die künstlerische Karriere eine erneute Wendung, hin zu noch persönlicheren Songs. Es scheint als ob Rosanne Cash Gefallen und den Weg gefunden hat, ihre eigenen Erfahrungen so in Songs umzusetzen, dass sie sehr persönlich bleiben und dabei gleichwohl die breite Masse ansprechen. Viele, ja die meisten der Songs stammen nun von ihr selbst. Das ist in den meisten Karrieren gleichbedeutend mit dem Abschied aus den Charts, und der Hinwendung zu künstlerischer Freiheit. Mit dem 1990 erschienenen Album „Interiors“ hielt Rosanne Cash Einzug in die Liga der Interpreten, die nicht mehr auf eine Präsens in den meist kurzlebigen Single-Charts schielen müssen. Sie gehört zu den Interpreten, die sich Zeit lassen können, um sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit in ein Album einbringen zu können. Man kann ihre Alben seit 1990 kaum miteinander vergleichen, mit jeder neuen Produktion stellt sie sich mit einer weiteren Facette ihrer Persönlichkeit vor. Mindestens drei Jahre liegen deshalb auch zwischen den Alben.

Ihre Alben sind immer von bestimmten Stimmungen geprägt. Obwohl sie immer wieder betont, längst nicht alle Songs seien autobiographisch, ihre Gemütsverfassung und ihr Seelenleben spiegeln sich gleichwohl darin wieder. Denn es tat sich einiges in ihrem Leben.

1992 kam das Aus für ihre Ehe mit Rodney Crowell. Man trennte sich als Freunde. Zum Ärger vielleicht der Yellow Press wurde keine schmutzige Wäsche gewaschen. In Nashville hatte sich Cash nie heimisch gefühlt, auch hatte sie nie Zweifel daran gelassen, dass sie sich musikalisch ungebunden fühlte und nicht nur der Country Music zugehörig. Deshalb war es nur logisch, dass sie Nashville den Rücken kehrte und sich nach New York City orientierte.

Die musikalische Reise ging weiter über das Album „The Wheel“, ihr letztes für Columbia. Darin verarbeitete sie mehr oder weniger die gescheiterte Ehe. Das hielt sie nicht davon ab, erneut den Hafen der Ehe anzusteuern und einen Kollegen zu heiraten. 1995 standen sie und John Leventhal vor dem Traualtar. Leventhal sammelte seine Meriten in erster Linie als Songschreiber und Produzent. Insbesondere bei der Gruppe „Seldom Scene“ ist er mir als Autor aufgefallen.

Mit dem Wechsel zu Capitol Records und dem Album „10 Song Demo“ überraschte sie mit einer Art unplugged Produktion, genau das, was der Album-Titel verspricht. Danach dauerte es sechs Jahre bis 2003, ehe es Neues von Cash gab. Diesmal gab es andere Gründe als künstlerische für die lange Pause. Da war einmal die Geburt ihres Sohnes Jacob. Und sie hatte Probleme mit den Stimmbändern, die sie zwei Jahre daran hinderten, ins Studio zu gehen. Sie nutzte die Zeit dazu, ein Kinderbuch und Kurzgeschichten zu schreiben. „Rules Of Travel“, ihr Album aus 2003, war wieder ein Studio-Album mit Gast-Auftritten von Sheryl Crow und Steve Earle. Der bemerkenswerteste Song aus Sicht des Country Fans war sicher „September When It Comes“, ein Duett mit ihrem schon von seiner Krankheit gezeichneten Vater Johnny Cash.

„Black Cadillac“ heißt ihr bisher vorletztes Album, veröffentlicht 2006. In den Jahren zuvor waren ihre Mutter (2005) und ihr Vater und die Schwiegermutter (Johnny Cash & June Carter – 2003) verstorben. Ein sehr persönliches Album einmal mehr, in dem es ihr gelingt, die Schicksalsschläge stilvoll zu verarbeiten. Nicht nur weil sich Rosanne Cash diesmal stark in die Promotion einbrachte, fand das Album weltweit ein großes Echo. Das bringt uns dann in die Gegenwart und zu ihrem bisher letzten Album, das im herbst 2009 veröffentlicht wurde: „The List“. Der Album-Titel bedarf einer Erläuterung. Als Cash 18 Jahre alt war, soll ihr Vater ihr eine Liste mit den 100 herausragendsten Country und American Songs gegeben haben. Daraus hat Rosanne Cash 12 Songs ausgesucht und für das Album aufgenommen. Prominente Unterstützung erhielt sie dabei von Rufus Wainwright, Elvis Costello, Jeff Tweedy und Bruce Springsteen. Das allein zeigte deutlich, wie breit die Akzeptanz der Sängerin Rosanne Cash inzwischen geworden ist. Und noch ist ein Ende ihrer Karriere nicht abzusehen. Sie wird uns mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit auch in Zukunft weiter überraschen. Sofern die Gesundheit mitspielt – was immer die wichtigste Voraussetzung ist. Ein Schuss vor den Bug war in dieser Hinsicht als sie sich im Spätherbst 2007 erfolgreich einer Gehirnoperation unterziehen musste, von der sie sich längst erholt hat.

Rosanne Cash steht mit beiden Beinen fest im Leben und bleibt auf dem Boden der Tatsachen. Was eine Äußerung wie diese unterstreicht: „Ich bin mir klar über das, was mir wichtig ist. Ich mache nichts, was mir nicht gut und richtig erscheint. Und wenn ich nein sage, dann heißt das auch nein.“ Sie sagt es mit unterschwelligem Trotz. Wenn sie einmal in Fahrt ist, lässt sie sich nur schwer bremsen. Zwar teile sie mit ihrem Vater die Liebe zur Literatur und zur englischen Sprache, doch im Gegensatz zu ihm sei sie völlig unreligiös, meinte sie vor rund 20 Jahren im Gespräch. Religion sei für sie nicht der Schlüssel zu Gott.

Wenn sie eines bewiesen hat, dann, dass sie eine starke Person ist, vermutlich hat abgefärbt, dass in ihrem Leben willensstarke Männer stets eine Rolle gespielt haben. Ihr Album „Interiors“ war das erste Album, das die Hobby-Malerin selbst produzierte. Eine gute Erfahrung sei das gewesen und wohl auch Ermutigung für ihre Kolleginnen, es ihr gleich zu tun. Zur CD selbst sagte sie seinerzeit: „Sie ist depressiv, dunkel. Ich habe immer gern die dunkle Seite erkundet. Diesmal ging es etwas tiefer. Das Ganze ist wie ein Blick auf das eigene Ich.“ Mit den nachfolgenden Alben hat Rosanne Cash ihre Linie fortgesetzt, natürlich nicht nur mit Songs von der dunklen Seite aber eben mit Produktionen, bei denen sie sich von ihrem Instinkt leiten ließ und ungemein viel von sich einbrachte.

Eine bequeme Künstlerin ist Rosanne Cash nie gewesen und wird sie auch nie sein. Dazu weiß sie längst zu genau, was sie musikalisch will. Sie wird sich weiter die Zeit lassen, von der sie meint, dass sie sie braucht. Man darf sicher sein, dass sie mit etwas Handfestem aufwartet, mit einer durchdachten Produktion, bei der nichts dem Zufall überlassen bleibt. Mit einer Produktion wie es zuletzt auch bei „The List“ der Fall war. Rosanne Cash ist eine echte Persönlichkeit in der Unterhaltungsmusik geworden.

  • 1978 – Rosanne Cash
  • 1979 – Right Or Wrong
  • 1981 – Seven Year Ache
  • 1982 – Somewhere In The Stars
  • 1985 – Rhythm & Romance
  • 1987 – King’s Record Shop
  • 1990 – Interiors1993 – The Wheel
  • 1996 – 10 Song Demo
  • 2003 – Rules Of Travel
  • 2006 – Black Cadillac
  • 2009 – The List
   
The List
CD: „The List“
Erscheinungsdatum: 2009
Label: Manhattan

Bestellen / Download:
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Hier bestellen!Nicht erhältlich!

Trackliste:

01. Miss The Mississippi And You
02. Motherless Children
03. Sea Of Heartbreak ( mit Bruce Springsteen)
04. Take These Chains From My Heart
05. I’m Movin‘ On
06. Heartaches By The Number (mit Elvis Costello)
07. 500 Miles
08. Long Black Veil (mit Jeff Tweedy)
09. She’s Got You
10. Girl From The North Country
11. Silver Wings (mit Rufus Wainwright)
12. Bury Me Under The Weeping Willow

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