Florida Georgia Line: Here’s To The Good Times … This Is How We Roll
Wer der Meinung ist, Amerika hätte seinen Status als Land der unbegrenzten Möglichkeiten eingebüßt, der darf sich zumindest in Sachen Musik vom Gegenteil überzeugen lassen. Auch ohne die Starthilfe einschlägiger Castingshows ist das New-Country-Duo Florida Georgia Line binnen anderthalb Jahren aus dem unerschöpflichen Reservoir musikalisch talentierter Southern Rednecks zu landesweiten Superstars emporgestiegen.
Multi-Platin-Verkaufs-Rekorde, ausverkaufte Headlinerkonzerte und nicht zuletzt die genreübergreifenden American Music Awards sind Ausweis eines in der Szene einzigartigen Karriereboosts. Zu verdanken haben sie diesen letztlich einem Titel, von dem in Europa bislang kaum jemand Notiz genommen hat.
Als „Cruise“ im Frühjahr 2012 im Country-Radio erstmalig auftauchte, war irgendwie klar, dass es sich hier um etwas Neues handelte, um eine originelle Stilmischung aus Modern-Country und Pop unterlegt mit einer Hip-Hop-Attitude und einem „charming local accent“. Seitdem haben Leadvocalist Tyler Hubbard aus Monroe in Georgia und Brian Kelley aus Ormond Beach in Florida einfach alles richtig gemacht und durch den Remix mit Rap-Superstar Nelly eine Chartrakete gezündet, die bei sechfachem Platin und Rang 4 der Billboard Hot 100 ihr Ziel fand.
Dass damit eine neue Entwicklungsstufe des New Country eingeläutet werden würde und ihre Musik nun auch in den urbanen, countryskeptischen Regionen des Nordens salonfähig geworden ist, dürfte den Jungs selbst bis heute wie ein Traum vorkommen. Auch die Folgesingle „Get Your Shine On“ hatte den nötigen Punch, der die Gefahr des One-Hit-Wonders im Keim erstickte und den zweiten Nr. 1-Hit begründete. Damit war besiegelt, dass die bauähnlichen Follower „Round Here“ und „Stay“ ein vergleichbares Schicksal nehmen würden. Selbstredend, dass auch das Album „Here’s To the Good Times“ zügig Platinstatus erzielen konnte, auf dem Songs wie „Hell Raisin‘ Heat Of The Summer“ oder „Tell Me How You Like It“ den Erfolgspfad nahtlos weitergeführt hätten.
Doch diese Partyhit-Compilation hatte aus kommerzieller Sicht einen Makel. Der „Cruise“-Erfolgsremix war darauf nicht enthalten. Mit der nun veröffentlichten Bonusedition „This Is How We Roll“ ist dies ist korrigiert worden, indem den bisherigen 11 Albumtracks besagter Remix plus fünf brandneue Songs hinzugefügt wurden. Es erübrigt sich, zu sagen, dass die Party ungebremst fortgesetzt wird und der spezielle, schon fast unverwechselbare Feelgoodsound des Duos, auch auf der Bonusedition seine Kreise zieht. So ist es unter anderem gelungen, mit Luke Bryan eine weitere New-Country-Ikone zu gewinnen, dessen Beigabe den Titeltrack zu einem ebenso sicheren Nummer-Eins-Kandidaten des Country-Radios machen dürfte.
Eine stilistische Weiterentwicklung ist dahingehend zu erkennen, dass die „Hip-Hop-Karte“ nun stärker gespielt wird. Ein Song wie „People Back Home“ könnte ob seiner Rap-Einlagen Tyler Hubbard gar den Titel „Eminem Of The South“ einbringen, während der vielleicht stärkste Bonustrack „Headphones“ die infektiöse Melodieführung von „Cruise“ mit einem melancholischen Strophenaufbau kombiniert. Faszinierend ist in jedem Fall, dass die Tracks trotz ähnlichen Strickmusters prägnant genug sind, um separat wahrgenommen zu werden. Eine Meisterleistung, die sich in erster Linie Produzent und „Cruise“-Co-Writer Joey Moi auf die Fahne schreiben darf. Dass die Zusatztracks nicht als Basis für ein neues Album genutzt wurden, mag Anlass zur Kritik geben. Es deutet jedoch darauf hin, dass die Jungs aus dem Südosten einen thematischen Abschluss suchen, der als Startschuss für eine neuerliche Stilentwicklung (möglicherweise noch stärker in Richtung Hip-Hop) mit dem nächsten Fullsizer vollzogen wird.
Fazit: Mit dieser auf 17 Tracks erweiterten Compilation haben Florida Georgia Line den Zeitgeist des partywilligen New-Country-Publikums voll und ganz bedient. Wer von den mitreißenden Arrangements und „smashing melodies“ bereits infiziert ist, wird auch an Songs wie „This Is How We Roll“, „Hands On You“ oder „Headphones“ nicht vorbeikommen und somit auch dieses Album besitzen wollen. Wem dies bislang alles zu gleichförmig und zu wenig countrylike gewesen ist, der wird auch mit den Bonustracks nicht wirklich glücklicher. Jenseits aller Geschmäcker bleibt jedoch die klare Botschaft, dass Florida Georgia Line ihren bahnbrechenden Siegeszug als „New-Country-Favorites“ auch jenseits der Strandbars von Virginia Beach bis Key West weiter fortsetzen werden.
Die Deluxe-Version Here’s To The Good Times von Florida Georgia Line – Bestellen, Format, VÖ. und Label:
Trackliste: 01. Cruise |