Wolf Schubert-K. – Geläutert mit Country und Gospel
Er ist schon so etwas wie ein Urgestein der überschaubaren Americana-Szene in Rhein-Main und Deutschland: Wolf Schubert-K. Der 52-Jährige war in den 90er Jahren Frontmann der „Dirty Birdies“ und gab den Rockstar. Daneben aber, mit den „Cosmic Twins“ und den „Rubberdolls“, war er Mitbegründer des deutschen Alternative-Country. Doch gesundheitliche Probleme stoppten ihn, und beendeten sein Wirken als Live-Künstler mehr als zehn Jahre.
Nun ist er seit geraumer Zeit wieder da und spielt mit seiner „Sacred Blues Band“ Country, Folk, Blues und Gospel auf einem Niveau, das in Deutschland weiterhin selten ist. Und tritt im September bei „Americana im Pädagog“ auf. Allemal gute Gründe, um ihn hier einmal vorzustellen.
Von den Drogen zum Gospel
Auf dem Höhepunkt seiner ersten Karriere brachte er Country und Trash, Akustik-Folk und Roots zusammen. Tourte mit den „Cosmic Twins“ exzessiv durch Deutschland, Frankreich und Belgien. Doch Ende der 90er war es damit erst einmal vorbei. Schwere gesundheitliche Probleme aufgrund von Drogen- und Alkohol führten zu einem jähen Ende seiner musikalischen Karriere. Als er ganz unten war, unterzog sich einer Entziehungskur und entkam der (Drogen-) Hölle auch mit Hilfe des Glaubens. „Da habe ich die Gospelmusik schätzen gelernt“, sagt Wolf und stimmt zu, dass man ihn durchaus als „Geläuterten“ bezeichnen darf.
Mehr als zehn Jahre lang zog er sich von der Bühne zurück. „Live-Auftritte standen für mich einfach zu stark mit Drogen und Alkohol in Verbindung.“ Er arbeitete fortan als Studiomusiker und Produzent. Erst 2009/2010 wagte er sich wieder als Live-Künstler zu reüssieren. Er nahm das Album „Sacred Blues“ auf und versuchte sich als Straßenmusiker in Frankfurt und Heidelberg. Aus der Zusammenarbeit mit alten Weggefährten aus „Cosmic Twins“-Zeiten entstand Anfang des Jahres das heutige Line-Up von „Wolf Schubert-K. & The Sacred Blues Band“ zu dem Mathias „Muli“ Müller (Gitarren, Dobro, Mandoline), Tony Spagone (Bass und Vocals) und Rebecca Berg (Piano und Vocals) gehören.
Gram Parsons & Emmylou Harris, Bluegrass & Bob Dylan als Einflüsse
Schon als Kind hat sich Wolf für die Musik interessiert. „Neben dem Rock’n’Roll und den Stones war da aber auch bald die Beziehung zur Countrymusik. Besonders die Verbindung von Rock und Countrymusik durch Gram Parsons hat mich angesprochen.“ Klar, dass er da auch Parsons Partnerin Emmylou Harris für sich entdeckte. Und über die wiederum die Bluesgrassmusik von Bill Monroe und den Stanley-Brothers. Eine Musik, die er bis heute liebt.
Warum die Faszination für Country? „Country geht tiefer als Rock’n’Roll. Bei dem geht es nur um die Lust am Augenblick. Country eignet sich dagegen für die großen Fragen nach Liebe, Glauben und Tod.“ Der heutige Nashville-Mainstream ist jedoch nicht seine Musik. „Ich verstehe mich als Alt-Country, Roots-Rock und Americana-Künstler.“ Und was ihn an der Gospel –und Bluegrass-Musik besonders fasziniert: „Sie spricht meine religiöse Ader an. Denn im Gegensatz zur ernsten und steifen europäischen Spiritualität steckt in der amerikanischen so viel Pfeffer, Freude und Drive drin.“
Bei Musik, die sich großen Themen widmet, kommt man natürlich nicht an Bob Dylan, dem „Vater des Americana“ vorbei. „Für mich als Songwriter sind natürlich Leute wie Townes van Zandt und Dylan, der ja praktisch alle Grenzen niedergewalzt hat, große Fixpunkte.“ Als Songwriter hat er eigentlich kein durchgängiges Prinzip, wie neue Lieder entstehen. „Früher war erst die Melodie da, momentan entstehen zuerst die Texte“.
„Sacred Blues“ und „The Next Few Miles“
Die Musik, die Wolf Schubert-K mit seiner Band heute spielt, ist Musik voller Lebensweisheit, die Songs reflektieren über Gott, Wolf und die Welt, voller Nachdenklichkeit und dennoch voller Hoffnung und Optimismus. Da sind auch mal Molltöne möglich, doch da das Leben nicht nur Moll ist, gibt es auch einige temperamentvolle Songs im Gepäck der Band.
2010 erschien mit „Sacred Blues“ sein für das neue Leben richtungsweisendes Album. Die eigenen Songs wie „Aimlessly“ oder „The Damage“ sind programmatisch und reflektieren das Vergangene und das Neue. Die früheren Probleme und der heutige Weg. Dies spiegelte sich auch in der Auswahl der Coverversionen. Mit dem inzwischen verstorbenen Frankfurter Musikjournalisten, Manager und Musiker Bob Lyng spielte Wolf den Hank-Williams-Klassiker „Your Cheatin‘ Heart“ ein. Die beiden anderen Coverversionen sind „All My Tears“ und „Rest In The Arms Of Angels“ von Gospel-Legende Julie Miller und Countrymusikerin Tammy Rogers und bringen Wolfs Innerlichkeit und Spiritualität mittels des Americana zum Ausdruck.
Sein aktuelles Album „The Next Few Miles“ setzt diesen Weg fort. Folkballaden, nachdenkliche Country- und Gospelstücke, sowie Rock- und Roots-Elemente sind das musikalische Gewand der Songs. In seinen Liedern wie „Lost“ oder „Who Will Catch You“ erzählt er Geschichten von Menschen, „von deren Ups und Downs zwischen Zusammenbruch und Aufbruch, vom Leben gezeichnet, aber doch voller Leidenschaft und Hoffnung“, wie der Pressetext der Bandbio verspricht. Besonders gelungen: „The Ballad of Rusty & Sin“, das an große Songwriting-Traditionen anknüpft.
Zuversichtlich im Hier und Jetzt
Seit Anfang des Jahres hat „The Sacred Blues Band“ die oben erwähnte Zusammensetzung plus Günther Bozem oder Anselm Wild an den Drums, mit der Wolf sehr zufrieden ist. „Ich bin unheimlich happy mit der Band. Alle ziehen mit, haben Spaß und wir können jetzt proben, wann wir wollen. Ich bin sehr zuversichtlich, weil ich jetzt Teil einer Band bin.“ Zur Zufriedenheit hat aber auch entscheidend beigetragen, dass er sich aus seinem letzten Vertrag mit einer Plattenfirma relativ unproblematisch rauskaufen konnte. „Ich bin froh, jetzt wieder ein freier Künstler zu sein.“
Dass dieser freie Künstler Wolf Schubert-K, der jetzt geläutert und zuversichtlich im Hier und Jetzt lebt, nun endlich als Mensch und Musiker bei sich angekommen zu sein scheint, das lässt uns hoffen. Denn so er kann der Welt noch so viel gute Musik geben. Und das tut er auch. Ein neues Album ist schon in der Pipeline und eine ganze Reihe von Konzerten steht für den Herbst bereits auf dem Plan. Eines davon führt ihn am 25. September nach Darmstadt. Denn mit Wolf Schubert-K startet die von Country.de präsentierte Reihe „Americana im Pädagog“ ins zweite Halbjahr.
Künstler / Albumtitel: Wolf Schubert-K. & The Sacred Blues Band – The Next Few Miles Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Performance Music Records 2013) |
Trackliste:
01. Lost |