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Wade Bowen: Die Rückkehr der Stimme!

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Seit mehr als 10 Jahren zählt Wade Bowen zu den Stars der regionalen Texas-Countryszene. Seine Radiosongs sind Dauerbrenner, die Clubkonzerte ausverkauft und die Kreativität als Songwriter scheint nahezu grenzenlos. Es mag mit dem bescheidenen, stets freundlichen Wesen des Mannes aus Waco zusammenhängen, dass der Klang seines Namens außerhalb des Lone Star States schnell verhallt.

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Durch einen Record-Deal mit der Sony-Tochter BNA führte der Weg 2012 nach Nashville, um der überregionalen Bekanntheit den nötigen Schub zu verpassen. Das von Justin Niebank produzierte, soundmäßig-glatte, vierte Studioalbum „The Given“ konnte mit Platz 9 in den Billboard-Countrycharts immerhin einen kommerziellen Achtungserfolg erzielen.

Doch der Weg, den die texanischen Rowdy-Buddies Pat Green und Jack Ingram zuvor beschritten hatten, ging für den introvertierten Bowen letztlich in die entgegengesetzte Richtung. Der Stimmromantiker Bowen und das partywillige Nashville trafen inmitten der Bro-Country-Hochphase zusammen und gingen nur ein Jahr später ohne gemeinsamen Nenner wieder auseinander.

Als stille Abrechnung mit Music City schaffte die von Brandy Clark geschriebene, originelle Anti-Bro-Hymne „Songs About Trucks“ Ende 2013 binnen kurzer Zeit schließlich Platz 1 der Texas-Radiocharts. „Ich bin kein Protest-Typ und auch kein Shit-Talker. Doch ich hatte das Gefühl, dass der Song ein starkes Statement über die Country-Szene abgibt, ohne irgendjemandem persönlich zu nahe zu treten,“ sagt Bowen heute rückblickend.

Mit dem nun erschienenen fünften Studioalbum ist die Red-Dirt-Seele wieder in Texas angekommen und präsentiert 12 individuelle und ausdrucksstarke Songs, denen zumindest der Erfolg auf dem Heimatmarkt sicher sein dürfte. Die Tatsache, dass der Albumtitel den Namen seines Interpreten trägt, unterstreicht dessen Vorstellung von einem Neuanfang: „Ich habe einen anderen Ansatz gewählt. Meine bisherigen Platten waren alle mehr oder weniger textlich getrieben. Dieses Album hat mehr Energie als alles was ich bisher veröffentlicht habe.“

Wade Bowen

Schon mit Blick auf die aktuelle Leadsingle darf man dieses Selbstbild uneingeschränkt bestätigen. „When I Woke Up Today“ ist dynamischer Texas-Country-Rock, der durch Wade Bowens prägnante Stimme ein gewisses „mild flavour“ zurückbehält. Perfekt auf das Radio abgestimmt scheint der Spitzenplatz in den Texas Regional Charts (aktuell Rang 4) nur noch eine Frage der Zeit. Ein melodisches Juwel wie „Sun Shines On A Dreamer“ wäre mit seinem luftig-folkigen Gewand unter dem Sony-Label so wohl kaum möglich gewesen. Auch hier gilt das Prädikat: stark hitverdächtig!

Im weiteren Verlauf ist „Wade Bowen“ gespickt mit Highlights, die sich stilistisch variabel aber stets zugänglich präsentieren. Die ruhigen Passagen wie das poetische „My California“ oder das intensiv-melancholische „Hungover“werden ebenso von Bowens einnehmender Stimme getragen wie die Uptempos, von denen „When It’s Reckless“ den stärksten Drive entfacht. Ein melodisches Highlight ist „Long Enough To Be A Memory „, das als Radio-Release auch außerhalb von Texas gute Chancen haben dürfte. „West Texas Rain“ verfügt über eine starke Hook, die in Verbindung mit der heimatbezogenen Story die Rückkehr zu den Wurzeln betont.

Die Stilwechsel werden auf dem leicht jazzig-swingenden „Welcome Mat“ oder dem folkig-liebevollen „Sweet Leona“ am deutlichsten. Ansonsten steht außer Frage, dass der passionierte Golfer, der mittlerweile in New Braunfels ansässig ist, ein blitzsauberes Texas-Country-Album vollbracht hat, das alleine aufgrund der Stimmfarbe eine unverwechselbare Note in sich trägt. Die Ausnahme bildet der Schlusspunkt. „I’m Gonna Go“ klingt wie ein Überbleibsel aus der zurückliegenden Nashville-Zeit und vermittelt einen kraftvoll-modernen Outlawrockstyle, den wir zuletzt in den Produktionen von Jay Joyce (Eric Church, Little Big Town) gehört haben. Ein lebendiger Beweis dafür, dass mit jedem Abschied auch ein Neuanfang verbunden ist.

Fazit: Wade Bowen hat mit dem selbstbetitelten Album die Reset-Taste gedrückt und seine prägnante Stimmfarbe in ein authentisches Stilkonzept gefasst. Es bleibt trotz seiner traditionellen Elemente modern und verfügt über einen „easy-touch“, der interessierten Einsteigern die Vorzüge des Texas-Country überzeugend vermittelt. Mit Wade Bowen erhält Texas eine Stimme zurück, die den eigenständigen Charakter ihrer Musikszene ausmacht.

 
Wade Bowen
 
Künstler / Albumtitel: Wade Bowen
Format / Label / Veröffentlicht: CD & Digital (Amp Records 2014)
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten
 
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Trackliste:

01. When I Woke Up Today
02. Sun Shines On A Dreamer
03. My California
04. Watch Her Drive
05. Hungover
06. West Texas Rain
07. When It’s Reckless
08. Long Enough To Be A Memory
09. Sweet Leona
10. Welcome Mat
11. Honky Tonk Road
12. I’m Gonna Go

 
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Über Bernd Wenserski (609 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: New Country. Rezensionen und Specials.
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