Kris Kristofferson: The Cedar Creek Sessions
Ein Album aus einem Guß, überragend und nach wie vor unbeschreiblich schön.
Hier ist er also, der dritte Teil der von mir so bezeichneten „Kristofferson Festspiele“. Mittlerweile gibt es nun ja sogar diesbezüglich eine Ankündigung dieser Doppel-CD auf deutschen Plattformen. Dies ist keine „Best Of“, „Greatest Hits“, „Live At …“ oder etwas in dieser Richtung. Kris Kristofferson hat am 23., 24. und 25. Juni 2014 in den Cedar Creek Studios in Austin, Texas einfach nur seine Lieblingssongs aus seiner Feder aufgenommen. Produziert von Tamara Saviano und Shawn Camp, ist hier mit einer kleinen, sehr tighten Band ein Meisterwerk entstanden.
Insgesamt 25 Songs enthält The Cedar Creek Sessions, darunter einige seiner bekanntesten Songs. Ich bin versucht, zum direkten Vergleich seine letzten Alben heranzuziehen. Aber ich verzichte darauf und lasse mich zu folgendem Satz hinreißen: Kris Kristofferson klang nie besser! Das ist wirklich wunderbar und großartig! Shawn Camp ist ein exzellenter Musiker, ein Meister auf der akustischen Gitarre, und ich behaupte einfach, dass er diese kleine Band geleitet hat. Ich denke, ich sollte die instrumentalen Protagonisten nennen: Kevin Smith am Bass, Michael Ramos an den Keyboards, Mike Meadows an den Drums, als Gastmusiker Lloyd Maines (ja, der Lloyd Maines!) an Pedal Steel Guitar, Slide Guitar/Dobro und Mandoline und Fred Remmert, ebenfalls an den Keyboards, und natürlich Shawn Camp und Kris Kristofferson, beide an der Gitarre. Kris spielt, man konnte es erwarten, auch noch Mundharmonika.
Ich sitze hier und strahle, während dieses Album läuft. Warum hat man Kris Kristofferson nie immer genau so aufgenommen, ausschließlich? Er kann dabei nur gewinnen. Das ist unbeschreiblich! 78 Jahre alt war er 2014. Seine Stimme beinhaltet all die Weisheit, die man einem Mann seines Alters zugesteht, zutraut und die man erwartet. Dabei klingt er vertraut und warm. Über seinen Gesang hat er selbst einmal gesagt, er klinge wie ein Frosch. Nun, da widerspreche ich vehement! Nein, er ist kein Opernsänger. Das war er nie, das wird er auch nicht mehr, und das ist gut so! Ich könnte ihm stundenlang zuhören. Gut, nach den Jahrzehnten, die mich seine Stimme nun begleitet, was soll ich da zu seiner Stimme noch sagen? Er klingt wie Kris Kristofferson.
Eine kleine Überraschung enthält dieses Album dann doch. „The Loving Gift“, ein Kristofferson Song, den man bisher nur von Johnny Cash und June Carter kannte, ist hier als eigene Erstinterpretation enthalten, und zwar im Duett mit Sheryl Crow. Gleiche Band, gleiche Stimmung, gleiches Resultat: fantastisch! Und so begeistert dieses Album von Song zu Song, in allen Belangen. Kris Kristofferson strotzt nur so vor Vitalität, und die Gitarrensounds von Shawn Camp sind beeindruckend: kristallklar, warm, druckvoll, rund. Es klingt gerade so, als säße man im Studio. Es gibt keine kritikfähigen Arrangements, keine zu lauten, zu leisen oder sonstwie störenden Instrumente. Der Mix ist perfekt und sauber, ohne dabei künstlich und geglättet zu klingen. Und wissen Sie was? Die hier enthaltene Version von „Me And Bobby McGee“ ist ein „how to“, eine Anleitung zur perfekten Version dieses Songs. Nur so darf das klingen! Das ist natürlich mein persönlicher Geschmack. Ihnen steht es frei, sich Ihre eigene Meinung zu bilden.
Ich musste diese CD in den USA bestellen. Während sie unterwegs war, fragte ich mich: Was, wenn dieses Album toll ist und man kann es hier nicht kaufen? Dann kam es an, und ich sah „kriskristofferson.com“ und „KK Records“. Nun, es gibt eine Entwarnung. Dieser Mann ist zu bekannt und zu beliebt, um ein solches Meisterwerk irgendwo im Nirvana des Internets zu verstecken. Übrigens, das Booklet und das Design dieses Albums sind ebenso geschmackvoll wie die oben beschriebene Musik. Ein Album aus einem Guß, überragend und nach wie vor unbeschreiblich schön. Mein Kollege und Freund Bernd Wenserski und ich sprachen neulich über unsere Bewertungen von Alben generell. Wir wollen zukünftig etwas zurückhaltender sein und mit den überschwenglichen Bewertungen sparsamer umgehen. Es mag kurios klingen, aber ich fange damit jetzt an und vergebe fünf von fünf Punkten. Alle folgenden Alben müssen sich an den Cedar Creek Sessions messen lassen. Für mich stellen in den letzten sieben Monaten die Alben „Mr. Misunderstood“ von Eric Church bei den modernen, aktuellen Künstlern und „The Cedar Creek Sessions“ von Kris Kristofferson im Bereich Americana das Maß aller Dinge dar. Wie sagte noch Eric Church (mein bisheriges Lieblingszitat dieses Jahres)? „Kris Kristofferson was my Johnny Cash!“ Kris Kristofferson setzt seit Jahrzehnten Maßstäbe im Songwriting, und nun auch in der Qualität eines Albums. Ich hoffe, dieses Album ist nicht das Letzte seiner großen Karriere, denn es wäre schade, und dieses Album macht Appetit auf mehr!
Kris Kristofferson – The Cedar Creek Sessions: Das Album
Titel: The Cedar Creek Sessions
Künstler: Kris Kristofferson
Veröffentlichungstermin: 17. Juni 2016
Label: KK Records
Laufzeit: 80:05 Min.
Format: Digital
Genre: Americana
Bewertung: 5 von 5 möglichen Punkten!
Trackliste: (CD 1)
01. Duvalier’s Dream
02. The Loving Gift
03. The Sabre And The Rose
04. The Law Is for The Protection Of The People
05. It No Longer Matters What I Do
06. Stagger Mountain Tragedy
07. The Wife You Save
08. Lay Me Down And Love The World Away
09. The Bigger The Fool (The Harder The Fall)
10. Sunday Mornin‘ Comin‘ Down
11. Spooky Lady’s Revenge
12. Forever In Your Love
13. Winter
Trackliste: (CD 2)
01. Darby’s Castle
02. Me And Bobby Mcgee
03. Broken Freedom Song
04. Casey’s Last Ride
05. Billy Dee
06. Easter Island
07. For The Good Times
08. Help Me Make It Through The Night
09. Jody And The Kid
10. Loving Her Was Easier (Than Anything I’ll Ever Do Again)
11. Risky Business
12. To Beat The Devil