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Pokey LaFarge: Manic Revelations

Auf seinem neuen Longplayer schlägt der Musiker aus St. Louis auch gesellschaftskritische Töne an. Das Album ist sein bislang aufregendstes.

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Pokey LaFarge - Manic Revelations Pokey LaFarge - Manic Revelations: Bildrechre Concord Records

Pokey LaFarge lebt in St. Louis, Missouri. Der Musiker mit dem Faible für Old Time Music ist ein überzeugter Bewohner seiner Region. Da er aber gleichzeitig ein offener Geist und scharfer Beobachter ist, konnten die in den letzten Jahren in Folge von rassistisch motivierter Polizeigewalt immer wieder aufkommenden gewalttätigen Auseinandersetzungen in St. Louis nicht an ihm vorbeigehen, ohne Einfluss auf seine Musik und seine Texte zu haben. Das Ergebnis ist sein neues Album Manic Revelations mit dem Einstiegssong „Riot In The Streets“.

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„Es ist eine harte Arbeit darüber zu schreiben, aber als Einwohner von St. Louis und als Künstler, habe ich dazu etwas zu sagen. Hoffentlich tut dieser Song mehr Gutes als Schlechtes und führt letzten Endes zu einem Beginn des Dialogs. Außerdem ist es wichtig, die friedlichen Proteste nicht zu vergessen, die die Botschaft der Liebe verbreiteten, in dem sie für Gerechtigkeit und Gleichheit eintraten. Dieser Song ist über Menschen, die ausgegrenzt werden und an den Rand gedrängt werden. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sie zurückschlagen würden. Ich hoffe, man fühlt diese Anspannung in dem Song schon vorm ersten Basston an“, so Pokey zu „Riot In The Streets“.

Erfolg mit Retro-Charme

Pokey LaFarge hat in den letzten Jahren mit schöner Old Time Music an der Schnittstelle von Ragtime, Blues, Swing und Country für Aufsehen gesorgt. Pokey kennt und liebt die Roots Music: Old Time Jazz, Hillbilly, frühen Rockabilly und Western Swing. In den USA hat er bislang gute Erfolge vorzuweisen, doch in Holland kommt seine Mischung aus inspirierter leidenschaftlicher Musik und humorvollem Entertainment scheinbar am besten an. Im Sommer letzten Jahres spielte er im ausverkauften Paradiso in Amsterdam und auch für diesen Sommer ist wieder ein Konzerttermin für den Amsterdamer Musiktempel angekündigt.

Pokey LaFarge geht ein Wagnis ein…

So hätte es sicher weitergehen können, doch da Pokey ein wirklicher Künstler und kein Kunsthandwerker ist, mag er nicht das ewig Gleiche reproduzieren. Er wollte sich weiterentwickeln. Musikalisch und als Songwriter. Und das macht Manic Revelations so aufregend. Da geht einer nicht auf Nummer sicher, sondern wagt sich was. Und wagt beim Songwriting die Konfrontation. Denn er braucht die Reibung und die Konfrontation. „Darum geht es für mich bei dem gesamten Album: komponieren und konfrontieren.“ Und schrieb sich bei der Entstehung der neuen Songs wohl in eine Arte Rausch. „Die manische Offenbarung ist ein Zustand, in dem Künstler erschaffen“, sagt Pokey LaFarge hierzu. „Als ich diese Songs schrieb, gelangte ich an einen Punkt, an dem ich mich wie ein brennendes Haus fühlte, das einfach weiter brannte.“

Der zweite zentrale sozialkritische Song auf der Platte ist „Silent Movie“. Das Stück, so teilt seine Plattenfirma mit, schrieb er in fünfzehn Minuten. Ein ganzes Jahrzehnt, das er betrachtend, schreibend und reisend verbrachte, gipfelt in diesem Song. Er erinnert an die besten gesellschaftskritischen Lieder von Harry Nilsson, Kris Kristofferson oder auch Bob Dylan, dessen Fan Pokey seit langer Zeit ist und dessen Songs er immer wieder mal in seinen Konzerten einstreut.

Während eine einsame Gitarrenlinie den Song voranschleppt, richtet Pokey den Fokus auf ein Kind, das – einen Kopfhörer über die Ohren gestülpt – in der Chicago-Hochbahn sitzt. Der Song erzählt von einer Generation von Heranwachsenden, für die Amerika nicht mehr das Land des Glücksversprechens ist, sondern ein zerrissenes Land voller Fragen, dem der typisch amerikanische Optimismus abhandengekommen ist. „Man ist besser dran, wenn man ein Kind bleibt / Bis zu dem Tag, an dem man stirbt / Verharr in deinem Kopf / Oder geh nach draußen und finde einen Platz, an dem du dich verstecken kannst“, heißt es in dem Song, der letztendlich von der Abschottung von der Welt erzählt und damit eines der amerikanischen Probleme auf das Individuum herunterbricht.

…und gewinnt!

Auf dem gesamten Album schiebt Pokey, wo immer er kann, traurige Untertöne ein. Und doch ist Pokey weit davon entfernt hier eine traurige Humorlosigkeit an den Tag zu legen. Dazu ist zu viel Lebensfreude in ihm, die man ja auf seinen Konzerten förmlich spüren kann. Er hat viel erlebt, doch er weiß wie das Leben ist. Eben nicht nur schwarz oder weiß, eben nicht nur traurig oder froh. Sondern auch alles dazwischen.

Es gibt viele Höhepunkte auf diesem Longplayer. Zu erwähnen sind beispielsweise auch „Must Be A Reason“ – hier ver- und entlieben sich Leute – und verlieben sie sich dann wieder aufs Neue, und „Bad Dreams“, das davon handelt, dass man nicht vor sich selbst fliehen kann, wie weit man auch davonläuft. Beide Songs zeigen, dass Pokey bei allem Blick auf die gesellschaftlichen Realitäten, nie den Einzelnen aus dem Blick verliert. Pokey hat ein zutiefst menschliches Album geschaffen.

Aufgenommen wurde das Album mit den bewährten Kräften des „Southside Collective“ – seiner Tourband: LaFarge, Joey Glynn (Bass), Ryan Koenig (Harmonica, Guitjo, E-Gitarre), Adam Hoskins (E-Gitarre), Matt Meyer (Drums, Percussion), Luc Klein (Trompete, Euphonium, Piano, Glockenspiel), Alec Spiegelman (Saxofon, Piano, Tuba, Organ, Klarinette, Flöte) und David Beeman (Tambourin, Xylophon, Gitarre, Orgel). Produziert wurde das Ganze von Tony Hoffer.

Weiterentwicklung auch als Plattenkünstler

„Manic Revelations“ stellt für Pokey auch eine Weiterentwicklung als Plattenkünstler da. „Früher hatte ich immer das Gefühl, dass Live-Shows meine Musik am besten repräsentieren“, sagt Pokey LaFarge. „Jetzt habe ich erstmals den Eindruck, dass ich eine Platte gemacht habe, die besser ist als meine Live-Performances.“ Da ist also jemand bei sich angekommen und weiß endlich um seine künstlerische Stärke: Jetzt habe ich meinen Groove gefunden“, meint Pokey. „Ich muss nicht mehr überkompensieren. Niemand sieht so aus oder klingt so wie ich.“

Fazit: Ein aufregendes, starkes Album, bei dem Pokey die Wohlfühlzone verlässt und gewinnt: Amerikanische Hoffnung!

Pokey LaFarge – Manic Revelations: Das Album

Pokey LaFarge - Manic Revelations

Albumtitel: Manic Revelations
Künstler: Pokey LaFarge
Erscheinungsdatum: 19. Mai 2017
Label: Rounder Records, Concord Records (Universal)
Laufzeit: 35:37 Min.
Format: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 10
Genre: Americana, Old Time Music

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Trackliste: (Pokey LaFarge – Manic Revelations)

01. Riot In The Streets
02. Must Be A Reason
03. Better Man Than Me
04. Bad Dreams
05. Mother Nature
06. Silent Movie
07. Good Luck Charm
08. Going To The Country
09. Wellington
10. I Will Never Change

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Über Thomas Waldherr (802 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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