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Pokey LaFarge: Rock Bottom Rapsody

Die neuen Songs von Pokey LaFarge könnten als Liederzyklus auch "Songs vom Ritt auf der Rasierklinge" heißen. Es ist ein Album, das von einer Lebenskrise und dem Ausweg daraus handelt.

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Pokey LaFarge - Rock Bottom Rhapsody Pokey LaFarge - Rock Bottom Rhapsody. Bildrechte: Pias, New West Records

„Der Mann, der diese Lieder singt, ist nicht der gleiche Mann, der sie geschrieben hat“, sagt Pokey LaFarge zu den Songs seines neuen Albums. Denn als sie geschrieben wurden, kündigte sich der Ausbruch einer großen Lebenskrise an, als er sie aufnahm, hatte er sie dank seines neuen Glaubens überwunden. Doch welcher Pokey LaFarge wofür verantwortlich zeichnet, ist für den Hörer erstmal nicht so wichtig. Denn er hört 13 neue Songs, die zum Besten gehören, was der Musiker aus Midwest bislang veröffentlicht hat.

Songs aus der Lebenskrise

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Wir erinnern uns: Irgendwann im Jahr 2018 wurde Pokey St. Louis zu klein. Er wollte raus aus der Stadt, in der er bis dahin sein musikalisches und kreatives Umfeld hatte. Er brauchte neue Impulse und zog nach Los Angeles. Doch Ende des Jahres befand er sich in einer veritablen Lebenskrise wieder. Was ihn so mitnahm und was ihn aus der Bahn warf, wird von Pokey in den Interviews nicht weiter ausgeführt. Es war aber wohl so heftig, dass er wirklich ganz tief in den Abgrund schaute. Als das Dunkel heraufzog schrieb er Songs, ging auch weiterhin auf Tour – z.B. auch mit Solo-Konzerten in Deutschland – bis es nicht mehr ging, er in der Krise war und er ein „Erweckungserlebnis“ hatte, das ihm das Licht aus dem Dunkel wies.

Vom neuen Album gab es bereits zwei Auskopplungen, die beide musikalisch richtig Lust auf das neue Album gemacht haben. Während „Fuck Me Up“ eine rasante, bitter-ironische Selbstbehauptung angesichts der vielen Gefahren des Lebens ist – und der dazugehörige Video ein Feuerwerk an Bildern und Anspielungen – ist „Lucky Sometimes“ ein Song ganz im Stil eines romantischen Crooners. Und zu den großen Croonern zählt für Pokey nicht nur Frank Sinatra oder Dean Martin, sondern auch eines seiner Vorbilder, Bob Dylan.

Doch auch neben diesen beiden Stücken enthält Rock Bottom Rapsody ein ganzes Bündel starke Songs. Und auch der Einstieg ist gleich vom feinsten. Nach dem rein instrumentalen elegischen Titelstück – es geht hier schon in Richtung Konzeptalbum! – folgt mit „End Of The Rope“ ein Rockabilly-Stück, ehe sich das schon bekannte „Fuck Me Up“ anschließt.

Echte Verzweiflung in toller Musik verpackt

„Bluebird“ ist dann ein Song für eine Muse, ein bisschen Femme Fatale, die, auch weil sie den Sänger quält, ihm die Worte und Lieder schenkt. Na ja, wer kreativ sein will muss leiden. Doch ehe wir uns zu sehr mit dieser Frage auseinandersetzen, folgt mit „Rock Bottom Reprise“ ein instrumentales Zwischenstück. Bei „Lucky Sometimes“ wird es dann zur Abwechslung melancholisch statt existentialistisch oder katastrophisch. Wunderschön, aus diesem Song spricht die leise Hoffnung, gerettet zu werden. Auch „Carry On“ variiert dieses Thema. Da ist einer ganz schön aus der Spur, und sucht jemanden auf den er bauen kann.

„Just The Same“ klingt dann wie ein Retro-Pop-Sound im Stile eines Burt Bacharach. Ja, der neue Pokey zieht hier alle Register und lotet erneut seine musikalischen Ausdrucksformen und Möglichkeiten aus. Klasse! Mit „Fallen Angel“ wird es dann mysteriös. Er will sich nicht von einem gefallenen Engel runter ziehen lassen. Das klingt doch sehr nach „ich bin zwar am Boden und Du scheinst mir helfen zu wollen, aber Du wirst mir nicht gut tun“. Eine Miniatur, die die Fallhöhe deutlich macht, vor der Pokey stand.

Die Songs auf diesem Album ziehen ihre Wirkung vor allem aus den Widersprüchen zwischen sanfter wunderschöner Musik und der echten Verzweiflung, die in vielen Texten spürbar ist, obwohl sie meist nur mit Andeutungen arbeiten. Der Pokey aus den Songs, von dem der neue Pokey singt, muss wohl wirklich ganz schön durch gewesen sein. Und dann dieser großartige Schlussakkord on Moll. „Lost In The Crowd“, der vom Verloren sein erzählt. Trotz Kultur und Zerstreuung – viele Menschen bleiben viele letztlich allein. Das Album endet mit leisem einsamen Klaviergeklimper und Schluss!

Fazit: Wow! Was für ein starkes Album! Pokey LaFarge legt uns ein Album vor, das wirklich ebenso unterhaltsam wie schmerzhaft ist. Und folgt auch hier wieder seinem Vorbild Bob Dylan. Denn der hatte in einer Lebenskrise – seine Ehe ging in die Brüche – mit „Blood On The Tracks“ eines der unterhaltsamsten traurigen Alben aller Zeiten veröffentlicht. Pokey kommt ihm da von der Güte schon recht nahe. Fantastisch!

Pokey LaFarge – Rock Bottom Rhapsody: Das Album

Pokey LaFarge - Rock Bottom Rhapsody

Titel: Rock Bottom Rhapsody
Künstler: Pokey LaFarge
Veröffentlichungstermin: 10. April 2020
Label: Pias, New West Records
Vertrieb: Rough Trade
Formate: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 37:09 Min.
Tracks: 13
Genre: Americana

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Trackliste: (Rock Bottom Rhapsody)

01. Rock Bottom Rhapsody
02. End Of My Rope
03. Fuck Me Up
04. Bluebird
05. Rock Bottom Reprise
06. Lucky Sometimes
07. Carry On
08. Just The Same
09. Fallen Angel
10. Storm-A-Comin‘
11. Ain’t Comin‘ Home
12. Lost In The Crowd
13. Rock Bottom Finale

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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