Brothers Osborne: Port Saint Joe
T.J. und John Osborne liefern mit "Port Saint Joe" eines der stärksten Alben des Jahres 2018.
Am 7. April gewannen die Brothers Osborne, das sind T.J. und John Osborne, erneut Awards der Academy of Country Music (ACM) als bestes Duo und das Video des Jahres. Die beiden kommen aus dem kleinen Städtchen Deale in Maryland und waren ob der Auszeichnung natürlich begeistert. „Hier kommen wir aus der Provinz nach Las Vegas und gewinnen“, sagte John Osborne. „Wenn wir es schaffen, kann es jeder schaffen“.
Und pünktlich zu ihrem Erfolg legten die beiden ihr neues Album vor, auf das die Fans immerhin zwei Jahre warten mussten. Das zweite Studioalbum nannten sie Port Saint Joe, nach einem kleinen Küstenort im sonnigen Florida. Dort haben sie die elf Lieder unter der Leitung ihres Produzenten Jay Joyce eingespielt und die erste Single daraus steht bereits in den Country-Charts; „Shoot Me Straight“. Der Song ist bereits typisch für die Art von Country Music der Gebrüder Osborne. Krachend, rockig, mal bluesig, mal klingt es fast nach Rap (aber nur ein bisschen) und immer sind Gitarren dabei, die gerne auch mal drei Minuten lang ein Solo spielen.
Los geht es mit „Slow Your Roll“, balladesk, aber rau und ehrlich klingend. Wunderbar ist ihnen „I Don’t Remember Me Before You“ gelungen, melodisch und einfühlsam singen, das können die beiden halt auch. Dann wird es witzig: Was tun, um bestens zu entspannen, wenn der Stress plagt? „Weed, Whiskey And Willie“ helfen, sprich Gras, Alkohol und die Musik von Willie Nelson, die ja zum Weed passt. In mehreren Bundesstaaten ist diese Kombination ja nicht strafbar, seit Willie Nelson für die Legalisierung eingesetzt. Dann spielt plötzlich ein Banjo auf: Es wird eine Geschichte erzählt, ein Thema, das in der Country Music sehr häufig behandelt, beziehungsweise besungen wird: Liebeskummer und der Tröster, in diesem netten Lied ist „Tequila Again“. Die beiden verzichten dabei gänzlich auf ganz laute Töne und bringen die Botschaft umso eindringlicher „rüber“.
„A Couple Wrongs Don’t Make It Alright“ ist getragen von melodischem Rhythmus und mal klingt es wie Rap, aber das „La-la-di, la-la-da“ im Refrain bricht diesen Eindruck. Ich finde es fetzig. Ballade können die beiden auch, wir werden uns lieben, bis wir die Radieschen von unten betrachten: „Pushing Up Daisies“. Gewagte Liebeserklärung, aber gelungen. Die Brüder Osborne sind wie schon bemerkt dem Alkohol nicht abgeneigt: Rockig geht es weiter, und die Anspielung an große Vorbilder ist zu hören. „Drank Like Hank“. Hier erinnern mich die Brothers an die besten Zeiten der Kentucky Headhunters, es rockt im Country.
Nochmal Tempowechsel, Midtempo, „A Little Bitty Trouble“ ruhiger Harmoniegesang und ruhige Instrumentierung. Und noch eine Perle zum Schluss: „While You Still Can“ gibt einen guten Ratschlag: Versäume nicht, das zu tun, was jetzt möglich ist, ehe es zu spät ist, weil man es nicht mehr kann.
Fazit: Das Album überzeugt mit schönen Songs aller Art. Dazu haben Songschreiber wie Shane McAnally und Kendall Marvel gewiss beigetragen, welch die Osbornes als Co-Autoren gewinnen konnten. Meine Empfehlung gilt einem der besten Country-Alben des Jahres 2018 bisher. Den Brothers Osborne ist ein großer Wurf gelungen.
Brothers Osborne – Port Saint Joe: Das Album
Titel: Port Saint Joe
Künstler: Brothers Osborne
Veröffentlichungstermin: 20. April 2018
Label: Capitol Nashville (Universal Music)
Format: CD, Vinyl & Digital
Laufzeit: 37:56 Min.
Tracks: 10
Genre: Country, Rock
Trackliste: (Port Saint Joe)
01. Slow Your Roll
02. Shoot Me Straight
03. I Don’t Remember Me (Before You)
04. Weed, Whiskey And Willie
05. Tequila Again
06. A Couple Wrongs Makin‘ It Alright
07. Pushing Up Daisies (Love Alive)
08. Drank Like Hank
09. A Little Bit Trouble
10. While You Still Can