Clay Walker: Long Live The Cowboy
Neun Jahre Warten hat sich gelohnt - Clay Walker hat mit "Long Live The Cowboy" ein großartiges Album am Start.
Achtung, dies ist kein Album mit Cowboy-Songs. Nur der Titelsong Long Live The Cowboy feiert das harte, aber auch besondere und gelegentlich schöne Leben des Cowboys, der Kultfigur des amerikanischen Westens. Walker nimmt Bezug auf die Orte, wo Cowboys arbeiten, die heute allerdings mehr auf dem Traktor als auch dem Pferd schuften und auch der Arbeiter auf der Ölplattform gehört dem Lied zufolge in diese Kategorie. Er besingt John Wayne und erwähnt „Amarillo By Morning“ von George Strait. Das Ganze denn auch in entsprechendem Tempo mit eingängigem Refrain: Ein gelungener Einstieg in das neue Album von Clay Walker. Er hat sich dafür fast neun Jahre Zeit gelassen und war 2012 mit „Jesse James“ ein letztes Mal in den Country-Charts vertreten. Schon 2015 hatte Walker dieses Album angekündigt, doch bis auf die Single „Right Now“, die jetzt auf der CD zu hören ist, passierte dann nichts, was auch auf seine intensive Arbeit zu Wohltätigkeitszwecken zurückzuführen sein dürfte, mit der er viel Geld für die Bekämpfung der Multiplen Sklerose sammelte.
Der demnächst 50 Jahre alte Sänger, der in der Mitte der 1990er Jahre Hit an Hit reihte („What’s It To You“ oder „Dreaming With My Eyes Open“) und immerhin sechs Nummer-1-Hits schaffte, kämpft selber seit Jahren gegen die Multiple Sklerose. Diese unheilbare Krankheit merkt man Clay Walker erfreulicher Weise auf dieser CD nicht an: Er klingt frisch, kraftvoll und überzeugt durch die sichere Interpretation der stilistisch unterschiedlichen Songs: mal ruhig und nachdenklich, wie zum Beispiel in seiner Version des Riesenhits „Thinking Out Loud“ von Popstar Ed Sheeran, das er in einen Country-Song verwandelt oder dem einfühlsamen Liebeslied „Working On Me“. Auch der Titel „Napkin“ gehört in diese Kategorie, wo es für einen Briten merkwürdig klingen muss, wenn eine Windel besungen wird, während der Amerikaner Napkin mit eine Serviette meint. Sehr gut gefällt auch das ruhig beginnende und sich langsam steigernde „Change“, in dem er sich fragt, warum er etwas ändern soll, was schon gut ist.
Doch auch den schnellen, rockigen Country-Song kann Clay Walker, wenn er über seine „Little Miss Whiskey abgeht, auch wenn hier die textliche Nähe zu manchen Bro-Country-Song unüberhörbar ist. Seine große Stärke aber sind die sogenannten Mid-Tempo-Songs, wie beispielsweise die Hymne an das Radio in „Rock The Radio“ oder die aktuelle Single „She Gets What She Wants“. Auch der letzte Song des Album gehört zu diesen Clay Walker-Liedern: „Love Is Like The Rain“ mit kräftiger Gitarrenbegleitung und dezentem Hintergrundchor, der den Refrain unterlegt. Und ehe ich es vergesse: Mein persönliches Highlight fängt ganz irisch an, es klingt nach Fiddle-Reel und nach River Dance, ehe Clay Walker so richtig loslegt und mit diesem „Makes Me Want To Stay“ begeistert.
Fazit: Das Warten der immer noch zahlreichen Fans von Clay Walker hat sich gelohnt: Er hat in den vergangenen Jahren nichts verlernt und eine außergewöhnlich gute CD aufgenommen, die durch eine Reihe gekonnter Songs besticht. Leicht nostalgisch könnte man sagen, dass Clay Walker die Tradition der inzwischen schon fast zur Legende gewordenen Countrymusik der 1990er Jahre weiterleben lässt.
Clay Walker – Long Live The Cowboy: Das Album
Titel: Long Live The Cowboy
Künstler: Clay Walker
Veröffentlichungstermin: 21. Januar 2019
Label: Maven Records
Formate: Digital
Laufzeit: 40:27 Min.
Tracks: 11
Genre: Country
Trackliste: (Long Live The Cowboy)
01. Long Live The Cowboy
02. She Gets What She Wants
03. Thinking Out Loud
04. Rock The Radio
05. Right Now
06. Little Miss Whiskey
07. Workin‘ On Me
08. Makes Me Want To Stay
09. Napkin
10. Change
11. Love Is Like The Rain