Jake Owen: Greetings From… Jake
Jake Owen liefert stimmungsvollen New Country ohne viel Schnörkel.
Alles bleibt neu. Mit diesem kurzen Statement ließe sich das sechste Studioalbum von New-Country-Sänger Jake Owen auf den Punkt bringen. Der Beach-Guy aus dem Sunshine State, dessen Karriere trotz einiger respektabler Hits nicht unbedingt geradlinig verlaufen ist, scheint auf dem 14-teiligen Greetings From… Jake bestrebt, aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen.
Im Jahr 2011 stand der Sänger aus dem Küstenort Vero Beach mit dem Album „Barefoot Blue Jean Night“ und vier Nr.1-Hits in Serie bereits auf der Überholspur, bevor stilistische Sidesteps gepaart mit privaten Rückschlägen zu einer unverhofften Karrierebremse führten. Mit dem Wechsel der Plattenfirma von RCA zu Big Loud soll nun zu alter Leichtigkeit zurückgefunden werden. Dazu wurde Nickelback-Produzent und Florida-Georgia-Line-Entdecker Joey Moi als verantwortlicher Soundtüftler zurückgeholt. Die Richtung ist damit klar: Anstelle bedeutsamer Charaktersongs steht der Easy-Going-Style früherer Jahre wieder im Vordergrund.
Das poppige Albumcover, im Stile einer Urlaubspostkarte gehalten, soll wohl als persönlicher Gruß des Interpreten an seine Fangemeinde verstanden werden. Dabei stellt sich die Frage, wieviel Persönlichkeit ein Werk enthalten kann, an dem mehr als 40 Autoren beteiligt waren und der Interpret selbst nur bei einem Song kreativ mitgewirkt hat. Auf den ersten Blick scheint das aktuelle Nashville-Problem mangelnder Künstlerauthentizität auch vor dem neuen Owen-Album nicht Halt zu machen.
Doch Jake Owen gehört zu den stärksten Songsellern der New-Country-Szene und besitzt die Gabe, durch meisterhafte Interpretation Fremdmaterial wie Eigenes klingen zu lassen. Die erste Kostprobe dazu gab es bereits im Sommer vergangenen Jahres. Das Team Owen-Moi holte an der Seite von Songwriter Craig Wiseman den Mellencamp-Klassiker „Jack & Diane“ aus der Mottenkiste und führte ihn unter dem Titel „I Was Jack (You Were Diane)“ in einer leicht-gängigen Coverversion an die Spitze der Charts. Auch wenn Heartland-Fans ob der gerappten Strophen Blasphemie wetterten, schien der Weg zum Karriere-Reboot geebnet.
Die aktuelle Single „Down To The Honkytonk“ eröffnet das Album und erweist sich als eines der stärksten Songreleases in Owens Karriere. Mit einem unwiderstehlichen Funkygroove gelingt es dem Florida-Guy glaubhaft, ein traditionell angehauchtes Honkytonkfeeling zu versprühen. Auch das folgende „Ain’t Here To Talk“ zeigt Countryherz und grooved in ähnlicher Weise. Mit dem stimmungsvollen „Catch A Cold One“ wird ohne jeden literarischen Anspruch ein weiterer Singlekandidat präsentiert.
Im Mittelteil des Albums findet sich die ein oder andere Banalität, die „Greetings From… Jake“ vorübergehend zu einem anspruchsarmen Sommeralbum verflachen lässt. Das Kid-Rock-Duett auf „Grass Is Always Greener (In Somebody Elses Joint)“ wurde von Jake Owen vor Jahren bereits in dem Song „What We Ain’t Got“ thematisch treffender verarbeitet. Auch der Reggae-Pop auf „Drink All Day“ und „Senorita“ an der Seite von Latino- Beauty Lele Pons reichen über die übliche Beachbartauglichkeit nicht hinaus. „Homemade“ hingegen klingt wie ein Relikt aus alten „Barefoot-Blue-Jeans-Night-Zeiten“ und besitzt die nötige DNA für den nächsten Radiohit.
Zum Ende des Albums findet der „Beachin'“-Sänger zurück in die Spur und zeigt auf „In It“ und „Mexico In Our Minds“ seine emotionale Seite. Das absolute Zeug zum Standard hat jedoch „Made For You“. Nicht von ungefähr hatte sich das New-Country-Couple Carly Pearce & Michael Ray die Darbietung dieses Gefühlskrachers als Wedding Song gewünscht. So ist es am Ende alles in allem mal wieder der Interpret, der einem ansprechenden New-Country-Album seinen besonderen Stempel aufdrückt.
Top-Tracks: „Down To The Honkytonk“, „Homemade“, „Made For You“.
Fazit: Auf „Greetings From… Jake“ stellt Jake Owen seine Stärken als Interpret einmal mehr unter Beweis und bietet New-Country-Fans stimmungsvollen und (fast) uneingeschränkten Hörgenuss.
Jake Owen – Greetings From… Jake: Das Album
Titel: Greetings From… Jake
Künstler: Jake Owen
Veröffentlichungstermin: 29. März 2019
Label: Big Loud Records
Format: Digital
Laufzeit: 45:43 Min.
Tracks: 14
Genre: New Country
Bewertung: 3,5 von 5 möglichen Punkten!
Trackliste: (Greetings From… Jake)
01. Down To The Honkytonk
02. Ain’t Here To Talk
03. Catch A Cold One
04. I Was Jack (You Were Diane)
05. Grass Is Always Greener – mit Kid Rock
06. Homemade
07. Drink All Day
08. That’s On Me
09. Señorita – mit Lele Pons
10. In It
11. River Of Time
12. Made For You
13. Mexico In Our Minds
14. Damn