Miranda Lambert: Wildcard
Miranda Lambert rockt und liebt sich auf "Wildcard" - mit einem großen Augenzwinkern, durch die Honky Tonks.
Wildcard ist nach ihrem Doppel-Album „The Weight Of These Wings“, das sie kurz nach der schmerzhaften Trennung von Blake Shelton aufgenommen hatte, Miranda Lamberts siebtes Studioalbum. Fast drei Jahre hat sich die blonde Sängerin dafür Zeit gelassen. Die Pause hat sie mit einigen Affären gefüllt, aber auch im Trio mit ihren Kolleginnen Ashley Monroe und Angeleena Presley ein weiteres – großartiges, Album der Pistol Annies herausgebracht.
Als Produzenten hat sie für „Wildcard“ keinen geringeren als Jay Joyce verpflichtet, der nicht nur als Multi-Instrumentalist (er soll 17 davon beherrschen) sondern auch als Produzent von Patti Griffin und der Rockband Cage The Elephant bekannt ist. Sein Einfluss erklärt gewiss die stilistische und musikalische Vielfalt des neuen Albums. 14 Titel sind entstanden und wie gewohnt hat Miranda Lambert bei allen Songs mitgeschrieben. Dabei hat sie in der Mehrheit Autorinnen gewonnen: Natalie Hemby (jetzt gerade bei den Highwomen aktiv), Hilary Lindsey, Lori McKenna, Liz Rose sowie Laura Veltz erklären die recht weibliche Perspektive vieler Songs, sie sind aber auch mitverantwortlich für witzige und außergewöhnliche Texte.
Dass Miranda singen kann und über scheinbar unbegrenzte Energie und Power verfügt, ist für ihre Fans nichts Neues. Und so überrascht nicht, wie gut sie es versteht, den unterschiedlichsten Stilrichtungen gerecht zu werden. In dem Country-Rock-Song „Locomotive“ geht sie ab wie eine Rockröhre und in dem vielleicht schönsten Song des Albums „Tequila Does“ klingt sie so Country wie es nur geht. Ebenfalls überzeugend rockt sie in der aktuellen ersten Single „It All Comes Out In The Wash“ und in „White Trash“ hört man New Wave-Anklänge aus den 1980er Jahren und bei „Mess With My Head“ denke ich fast an unsere Nena in ihren besten Zeiten, auch hier ist Retro-Sound zu hören. Frech und munter mit einem gehörigen Selbstvertrauen singt sie in „Pretty Bitchin“, dass es ihr einfach gut geht und das nimmt man ihr ab.
Die ruhigeren Songs wie „Settling Down“, „How Dare You Love“ oder „Bluebird“ drehen sich um die Perspektive einer nun 35-jährigen Frau und ihren Beziehungen. Das fast schon erotisch anmachende „Fire Escape“ hat sie mit drei Frauen zusammen geschrieben und „Track Record“ verfolgt die Liebesgeschichten, die sie erfahren hat, und aus deren Häufigkeit sie keinen Hehl macht. Den Abschluss des Albums bildet das nachdenkliche, ja traurige „Dark Bars“, in denen Miranda immer wieder landet, weil sie letztendlich doch alleine ist.
Zwei besondere Songs fehlen noch. „Holy Water“ ist ein Gospel-bluesiger Song, der sich über allzu große Gläubigkeit lustig macht: man trinke so viel heiliges Wasser, bis man bzw. sie schließlich darin ertrinkt. Mit ihrer jüngeren Kollegin Maren Morris hat Miranda ein Duett aufgenommen, in dem die beiden (wohl zu Recht) singen, dass sie viel zu hübsch sind um im Gefängnis zu landen, selbst wenn sie den Übeltäter gerne um die Ecke bringen würden.
Fazit: Auch wenn der ein oder andere Song etwas überproduziert klingt und weniger Technik erfordert hätte, so kann Miranda Lambert doch immer mit ihrer tollen Stimme, die ohne Mühe rockig, bluesig oder eben nach Country klingt, punkten. „Wildcard“ ist ein gutes, vielfältiges und unterhaltsames Album geworden und die Fans werden es Miranda danken.
Miranda Lambert – Wildcard: Das Album
Titel: Wildcard
Künstler: Miranda Lambert
Veröffentlichungstermin: 1. November 2019
Label: RCA Records Nashville
Vertrieb: Sony Music
Laufzeit: 48:46 Min.
Format: CD & Digital
Tracks: 14
Genre: Country, Rock
Trackliste: (Wildcard)
01. White Trash
02. Mess With My Head
03. It All Comes Out In The Wash
04. Settling Down
05. Holy Water
06. Way Too Pretty For Prison – mit Maren Morris
07. Locomotive
08. Bluebird
09. How Dare You Love
10. Fire Escape
11. Pretty Bitchin‘
12. Tequila Does
13. Track Record
14. Dark Bars