Kane Brown gab umjubeltes Konzert im Berliner Metropol
Keine Experimente: Kane Brown versetzt Berliner Metropol in Extase!
Was ist da los? Das Licht im Saal geht aus, Musik aus der Konserve erschallt, die Handykameras werden startbereit in Richtung Bühne gehalten. Noch passiert gar nichts. Oder doch? Freudige Unruhe macht sich im Saal breit, irgendetwas scheint das vornehmend junge und weibliche Publikum zu spüren, was mich noch nicht erreicht hat … Nach und nach kommen die Musiker auf die Bühne und dann ist er da, der auf den alle warten: Kane Brown, der mit Superlativen bedachte Country-/Crossover-Star. Hier im Metropol Berlin absolviert er sein erstes Headliner Konzert auf deutschem Boden und auch das einzige dieser Tour – betitelt mit The Worldwide Beautiful Tour. Ausverkauft.
Optisch präsentiert sich Kane Brown eher als legerer HipHop-Star und viel weniger als Countrymusiker. Er trägt Basecap, tief ins Gesicht gezogen, und Turnschuhe, ist tätowiert, das T-Shirt zieren glitzernde Buchstaben, um den Hals und das Handgelenk trägt er Bling-Bling-Goldketten. Das Bühnenlicht ist grausam für die Augen. Beim Singen wirft er gern den Kopf nach hinten und hält das Mikrofon oft mit beiden Händen vor seiner Nase. Und trotz dieser fast schon abweisenden Geste feiert ihn das Publikum im Saal, scheinbar bedingungslos. Es scheint fast so, als wäre das einheimische Publikum in der Minderheit, überall englische Sprachfetzen und Zwischenrufe, dann wird mitgesungen und applaudiert. Und immer noch stehe ich überrascht „daneben“, fühle mich fast schon als Außenseiter. Ich habe irgendwie „Countrymusik“ erwartet und bekomme das! Aber was ist „Das“?
Zunächst merke ich, wenn man hier die Schublade „Country“ aufmachen möchte, wird man eher nicht fündig. Auch nicht, wenn man Kane Brown das Etikett „Modern Country“ anheftet. Das ist es nicht. Einzig die manches Mal näselnde Gesangstimme könnte in solch einer Schublade liegen. Mit etwas gutem Willen. Das war’s dann aber schon. Dass Brown mal Coversongs von George Strait und Alan Jackson sang, ist nicht mehr zu hören. Viel mehr erreicht die Ohren eine kraftvolle Mischung aus Rock und Rap, auch mal eine Ballade und mal etwas härter. Natürlich ist auch eine Geige unter seinen Musikern, doch die spielt keine dominante Rolle oder hebt sich prominent aus dem Gesamtprogramm. Staffage? Aber vielleicht ist ja auch die Musik nicht das Allerwichtigste an dieser Show. Möglicherweise ist es ja doch der 26-jährige selbst, der sich auf der Bühne sehr bedacht auf sein Image präsentiert, mit den Leuten plaudert und sich nahbar gibt, als er sich unbeeindruckt über einen weiteren Pressefotografen beugt (der angestrengt ein gutes Bild vom Künstler erhaschen möchte) und über ihn hinweg einige Hände aus der ersten Reihe abklatscht. Die müssen dafür aber erst mal ihre Handykameras beiseitelegen, die natürlich immer noch vor allem in den ersten Reihen (aber nicht nur) eine Hauptrolle spielen. Schließlich ist später zuhause nichts so toll, wie verwackelte „Hochkant-Videos“, oder?
Für Kane Brown war sein Deutschland-Debüt ein voller Erfolg. Volles Haus, begeistertes Publikum, das sich bereitwillig mitreißen ließ und auch ein Teil der Show wurde. Pure Countrymusik-Freunde wird ein Konzert mit Kane Brown allerdings nicht vom Hocker hauen. Wahrscheinlich wären sie enttäuscht.