Brett Eldredge: Sunday Drive
Brett Eldredge hat mit "Sunday Drive" ein großartiges Album am Start - vielleicht eines der stärksten des Jahres 2020.
Sie meinen, Sie wissen, wo Paris ist? Klar, in Frankreich, und von Wim Wenders‘ Film kennen wir Paris, Texas. Brett Eldredge stammt aus Paris, aber dieser Ort ist im Bundesstaat Illinois, etwas 50 Kilometer westlich von Indianapolis und hat kanpp 9.000 Einwohner. Seiner Geburtsstadt bringt Eldredge zum Abschluss seines fünften Studioalbums Sunday Drive ein elegisches Ständchen, wo er mit dezenter Klavierbegleitung fast sehnsuchtsvoll singt, wie gerne er dort wäre.
Nach vier erfolgreichen Alben und immerhin fünf Nummer-Eins-Hits in den Billboard Airplay Charts machte Eldredge etwas Ungewöhnliches. Er nahm sich fast drei Jahre Auszeit vom Studio, kappte fast alle Kontakte zu den sogenannten „Sozialen Medien“ und stellte sein Leben neu auf. Erst dann begann er wieder zu schreiben, suchte und fand zwei neue Produzenten. Daniel Tashian und Ian Fitchuck haben sich einen Namen gemacht, weil sie mit Kacey Musgraves deren Grammy-Album „Golden Hour“ aufnahmen.
Herausgekommen am 10. Juli ist „Sunday Drive“ mit zwölf Titeln und mit der ersten Single, in der er die „Gabrielle“ gekonnt und einfühlsam besingt, steht bereits er in den Charts, Tendenz steigend. Zunächst ist hörbar, dass Eldredge eine herrliche, kraftvolle Stimme besitzt, fast schon ein Alleinstellungsmerkmal. Ihn erkennt man sofort, im Gegensatz zu vielen seiner männlichen Kollegen in Nashville. Er hat dieses Album praktisch live in Chicago aufgenommen, wie er dem Billboard in einem Interview erzählte. Das bedeutet, dass er die Lieder ohne technische Tricks aufgenommen hat, es ist seine Stimme und natürlich die Musik.
Eldredge hat Songs sehr unterschiedlicher Art auf dieser CD zusammengestellt, obwohl die nachdenklichen Songs überwiegen. Es beginnt mit zartem Gitarrenspiel und dem überzeugenden „Where The Heart Is“, von dem Eldredge sagt, dass es den Ton seines Werkes vorgibt. Sehr gut gelungen und ohrwurmverdächtig ist sein „Magnolia“, für mich eines der Highlights des Albums. Dann gibt es die langsamen, schönen Balladen wie „The One I Need“ oder „Fix A Heart“ (mit toller Bläserbegleitung) und die erwähnte Hymne auf seine Heimatstadt „Paris, Illinois“ ebenso der Titelsong „Sunday Drive“ (übrigens das einzige Lied, bei dem Eldredge nicht mitgeschrieben hat) und das reflektierte „Then You Do“. Ein weiteres Extra ist „Crowd My Mind“, auch hier gefällt die dezente, aber glänzend gute Begleitung am Klavier.
Nein, ich finde einfach keinen Schwachpunkt: „Good Day“, „Fall For Me“ sind gut anzuhören. Und wer denkt, dass „When I Die“ nun das traurigste der Lieder wäre, wird angenehm überrascht, denn Eldredges stimmliche Energie macht es zu einem weiteren ausgezeichneten Song.
Fazit: Brett Eldredge ist ein Risiko eingegangen, als er auf dem vermeintlichen Höhepunkt seiner Karriere eine schöpferische Pause eingelegt hat. Und es hat sich gelohnt: Dies ist ein durch und durch interessantes, hörenswertes Werk geworden, bei dem spürbar ist, dass Eldredge wirklich jeden Song zu etwas besonderem machen wollte, Und das ist ihm in vollem Maße gelungen. Ob das in jedem Fall ein genrereiner Countrysound ist, sei dahingestellt. Doch „Sunday Drive“ dürfte in diesem Jahr qualitativ nur schwer zu übertreffen sein.
Brett Eldredge – Sunday Drive: Das Album
Titel: Sunday Drive
Künstler: Brett Eldredge
Veröffentlichungstermin: 10. Juli 2020
Label: Warner Music Nashville
Formate: CD & Digital
Laufzeit: 43:35 Min.
Tracks: 12
Genre: Country
Trackliste: (Sunday Drive)
01. Where The Heart Is
02. The One You Need
03. Magnolia
04. Crowd My Mind
05. Good Day
06. Fall For Me
07. Sunday Drive
08. When I Die
09. Gabrielle
10. Fix A Heart
11. Then You Do
12. Paris, Illinois