Eric Church: Heart & Soul
Eric Church veröffentlicht kombiniert unter dem Titel "Heart & Soul" drei Alben innerhalb einer Woche.
Eric Church ist auf dem vorläufigen Zenit seiner Karriere angekommen. Inmitten der Corona-Krise hat der 43-jährige Country-Rocker den lang ersehnten und wohlverdienten Titel des „Entertainer Of The Year“ der Country Music Association erhalten. Mit diesem Ritterschlag im Rücken steuert der Querkopf aus North Carolina auf weitere musikalische Großtaten zu.
Wie viele Szenekollegen hat auch Eric Church die pandemiebedingte Tourpause nicht untätig verbracht. Die unbändige Kreativität brauchte ein Ventil und hat sich in intensiver Studioarbeit entladen. Binnen 28 Tagen ist mit Unterstützung seiner kongenialen Band und ausgewählter Songwriterkollegen – inspiriert durch die Umgebung der mystischen Smoky Mountains – ein umfangreiches Machwerk entstanden. Es sind nicht weniger als 24 Songs, die der Singer-Songwriter seiner Fangemeinde präsentiert. Aufgesplittet in 3 Teilprojekte, die als homöopathische Dosen binnen einer Woche veröffentlicht werden.
Heart & Soul heißt das Projekt, das auf den ersten Blick nichts von dem rebellischen Habitus vergangener Alben wie „The Outsiders“ oder „Mr. Misunderstood“ in sich zu tragen scheint. Bereits auf dem 2018er Longplayer „Desperate Man“ war Eric Church die charakterliche Häutung zu einem familienbezogenen und gesettleten Middle-Ager anzumerken.
Blicken wir zunächst auf die „Verpackung“. Eric Church, Manager John Peets und Produzent Jay Joyce haben in Sachen Marketing wieder alles gegeben. Anstatt das Doppeldutzend an Songs auf 2 Alben aufzuteilen, hat man sich für ein Extra-Fanbonbon entschieden. Neben dem ersten Teil „Heart“ und dem dritten Teil „Soul“, die aus jeweils 9 Songs bestehen, werden 6 weitere Tracks unter den Titel „&“ exklusiv nur dem treu ergebenen „Church Choir“ als Vinyl-Fassung zur Verfügung gestellt. Was steckt hinter dieser musikalischen Fassade? Welche Botschaft verfolgt der Hexenmeister aus Granite Falls mit dieser Trilogie? Die Spannung steigt und wir hören rein!
Im Vergleich zu den letzten Church-Releases ist der Auftakt von „Heart“ eher untypisch. „Creepin'“ (Chief), „The Outsiders“, „Mr. Misunderstood“ und zuletzt „The Snake“ (Desperate Man) sind allesamt schräge Statement-Songs, mit denen die Vorgängeralben eröffnet wurden. Dagegen klingt der aktuelle Opener „Heart On Fire“ mit seinem kommerziellen Country-Rock-Feel eher geradlinig, positiv und durchaus radiofreundlich. Mit der pianogetriggerten Ballade „Heart Of The Night“ bewegt sich Church wieder in gewohntes Fahrwasser. Er gibt sich nachdenklich, verletzlich und transportiert dieses Gefühl durch Rhythmuswechsel und opusartige Sequenzen. Die erste Perle des Albums, „Russian Roulette“, ist ein melodischer Leckerbissen, der durch die Unterstützung von Top-Songwriter Casey Beathard auf ein Niveau a la „Springsteen“ emporgehoben wird. Ein endfertiges Hitprodukt!
Auf Song Nr. 5 „Stick That In Your Country Song“ wird erstmalig gegen den Strich gebürstet. Die kernige Leadsingle mit der Aufforderung, mehr gesellschaftskritische Songbilder zu verwenden, ist alles andere als massentauglich und im Country-Radio relativ früh gescheitert. Auf Songs wie „People Break“, „Never Break Heart“ und „Crazyland“ dominieren die leisen Töne, die bei Eric Church immer ein Stück Selbstreflexion beinhalten. Bei Titel Nr. 8 fährt der Meister dann doch noch die „Honkytonk-Krallen“ aus. „Bunch Of Nothing“, aus der Co-Feder von Bandmember Jeff Hyde, ist ein vibrierender Country-Jam, gespickt mit musikalischen Finessen und unbändiger Spielfreude. Eric Church beendet den ersten Teil seiner Trilogie mit dem optimistischen „Love Shine Down“, einem gospelgetränkten Mutmacher über Nächstenliebe und Zuversicht, den man sich in schweren Zeiten besonders gerne zu Herzen nimmt.
Was bleibt nun hängen als erster Eindruck? Mit „Heart“ hat Eric Church im besten aller Sinne abgeliefert und präsentiert ein Kreativwerk, in dem jeder Song seine Daseinsberechtigung findet. Innere Kämpfe und Rebellion früherer Alben sind einer schon fast weisen Gelassenheit gewichen. Musikalisch oberstes Regal, eine Megaproduktion mit unglaublicher Detailliebe und einer Bandperformance, in der die Backings um die überragende Joanna Cotten extra hervorstechen.
„&“ ist das Überraschungsei für die treuen Fans, die ihrem Meister durch die harten Jahre der Countryrebellion bereitwillig gefolgt sind. Nun da Eric Church den Gipfel der Szene erreicht hat, wird jener „Church Choir“ mit geglätteten Universalsounds eines gereiften All-Genre-Künstlers bedacht. „Through My Ray-Bans“ ist eine Hymne der Hoffnung, in der Orte und Zeiten menschlichen Beisammenseins beschrieben werden. Wer bei aller opulenten Musikalität das Countrybackbone vermisst, wird durch die reduzierte Stringballade „Doin‘ Life With Me“ dezent daran erinnert. Das funkige „Do Side“ ist ein wenig an die Free-Style-Elemente von „The Outsiders“ angelehnt, bevor mit „Mad Man“ und dem hymnischen „Lone Wolf“ zwei scharfsinnige Persönlichkeitsprofile den Abschluss bilden. Insgesamt hat „&“ eher den Charakter einer Bonus-Session, überzeugt durch grundsolides Singer-Songwriting, ohne dabei die großen, spektakulären Ausbrüche zu anzubieten.
Als krönender Abschluss der Church-Trilogie folgt „Soul“. Die Eröffnung mit „Rock & Roll Found Me“ ist aus der Zusammenarbeit mit Gitarrist Driver Williams entstanden und stellt die Macht der leisen Töne erneut eindrucksvoll unter Beweis. „Look Good And You Know It“ trägt ein schmuckes Motown-Gewand und ist eine charmante Hommage an die Beauty der eigenen besseren Hälfte. Das folkige „Bright Side Girl“ geht thematisch in eine ähnliche Richtung, bevor auf „Break It Kind Of Guy“ in die Blueskiste gegriffen wird und der Rebell erneut zum Vorschein kommt.
Eric Church hat es bei aller Schrägheit immer verstanden, auch den Mainstreamhörer zu bedienen. „Hell Of A View“ ist eine nahezu perfekte Radiohymne, die sich kontinuierlich Richtung Chartspitze bewegt und ohne kommerzielle Plattheiten auskommt. Der Schlussteil von „Soul“ zeigt sich noch einmal tiefsinnig und handgemacht. Das im Alleingang verfasste „Jenny“, das Southern-Rock-getränkte „Bad Mother Trucker“ oder die Deep-South-Hymne „Lynyrd Skynyrd Jones“ sind Songwriterperlen, die Eric Church einmal mehr als geerdeten und charakterstarken Storyteller offenbaren.
Top-Tracks: „Russian Roulette“ (Heart), „Crazyland“ (Heart), „Doin‘ Life With Me“ (&), „Hell Of A View“ (Soul), „Bad Mother Trucker“ (Soul)
Fazit: Eric Church bietet auf „Heart & Soul“ einen Crossover-Cocktail der Sonderklasse. „Heart“ wird getragen von starken Melodien und nahezu perfekten Arrangements, die auf „Soul“ in musikalisch reduzierte Charakterstories übergehen. Auch wenn dem 24-Teiler die kompakte Genialität eines „Mr. Misunderstood“ naturgemäß etwas abgeht, hat der amtierende CMA-Entertainer des Jahres die hohen Erwartungen der wachsenden Fangemeinde mit seinem 2021er-Release ein weiteres Mal erfüllt.
Eric Church – Heart: Das Album
Titel: Heart
Künstler: Eric Church
Veröffentlichungstermin: 16. April 2021
Label: EMI Nashville
Vertrieb: Universal Music
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 9
Genre: Country Rock
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!
Trackliste & Songschreiber: (Heart) 16. April 2021
01. Heart On Fire (Eric Church)
02. Heart Of The Night (Eric Church, Jeremy Spillman, Jeff Hyde, Ryan Tyndell, Travis Hill)
03. Russian Roulette (Eric Church, Casey Beathard, Monty Criswell)
04. People Break (Eric Church, Luke Laird)
05. Stick That In Your Country Song (Davis Naish, Jeffrey Steele)
06. Never Break Heart (Eric Church, Luke Dick)
07. Crazyland (Eric Church, Luke Laird, Michael Heeney)
08. Bunch Of Nothing (Eric Church, Jeff Hyde)
09. Love Shine Down (Eric Church, Casey Beathard, Jeffrey Steele)
Eric Church – &: Das Album
Titel: &
Künstler: Eric Church
Veröffentlichungstermin: 20. April 2021
Label: EMI Nashville
Vertrieb: Universal Music
Formate: Vinyl
Tracks: 6
Genre: Country Rock
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!
Bestellen nur direkt bei Eric Church: www.ericchurch.com
Trackliste & Songschreiber: (&) 20. April 2021
01. Through My Ray-Bans (Eric Church, Luke Laird, Barry Dean)
02. Doing Life With Me (Eric Church, Casey Beathard, Jeffrey Steele)
03. Do Side (Eric Church, Casey Beathard)
04. Kiss Her Goodbye (Eric Church, Casey Beathard)
05. Mad Man (Eric Church, Casey Beathard)
06. Lone Wolf (Eric Church, Jeff Hyde, Ryan Tyndell)
Eric Church – Soul: Das Album
Titel: Soul
Künstler: Eric Church
Veröffentlichungstermin: 23. April 2021
Label: EMI Nashville
Vertrieb: Universal Music
Formate: CD, Vinyl & Digital
Tracks: 9
Genre: Country Rock
Bewertung: 4,5 von 5 möglichen Punkten!
Trackliste & Songschreiber: (Soul) 23. April 2021
01. Rock & Roll Found Me (Eric Church, Casey Beathard, Driver Williams)
02. Look Good And You Know It (Eric Church, Jonathan Singleton, Travis Meadows)
03. Bright Side Girl (Eric Church, Jeff Hyde, Scotty Emerick, Clint Daniels)
04. Break It Kind Of Guy (Eric Church, Casey Beathard, Luke Dick)
05. Hell Of A View (Eric Church, Casey Beathard, Monty Criswell)
06. Where I Wanna Be (Eric Church, Casey Beathard, Jeremy Spillman, Ryan Tyndell)
07. Jenny (Eric Church)
08. Bad Mother Trucker (Eric Church, Casey Beathard, Luke Dick, Jeremy Spillman)
09. Lynyrd Skynyrd Jones (Casey Beathard)