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Die neue Dokumentation „I Am A Noise“ zeigt auch die unbekannten Seiten von Joan Baez

Berührendes Porträt einer Musik-Ikone: Ab dem 28. Dezember läuft der Film hierzulande im Kino.

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Joan Baez - I Am A Noise Joan Baez - I Am A Noise. Bildrechte: Magnolia Pictures

Ab einem Moment im Film, da dreht sich etwas, da kippt etwas. Und das ist nicht nach etwa 38 Minuten als endlich Bob Dylan auftaucht. Auf den – obwohl sie gerade einmal 2 bis3 Jahre zusammen waren, Joan Baez ihr Leben lang angesprochen wird. Nein, es ist der Punkt, als sie beginnt, darüber zu sprechen, dass ihre Schwester Mimi und sie vage Erinnerungen hatten an falsche Annäherungen ihres Vaters.

Trotz Weltruhm: Selbstzweifel, Panikattacken und dunkle Erinnerungen

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Der Film I Am A Noise wurde von den drei Regisseurinnen Miri Navasky, Maeve O’Boyle und Karen O’Connor gedreht und u.a. von Patti Smith produziert. Im Gegensatz zur letztveröffentlichten Film-Dokumentation „How Sweet The Sound“ aus dem Jahr 2009, geht dieses Werk nicht vordergründig auf ihre bekannte Karriere als Musikerin und Aktivistin ein, sondern zeigt eine Frau, die trotz Weltruhm und großer Beliebtheit einen Großteil ihres Lebens mit psychischen Problemen und inneren Dämonen zu kämpfen hatte und in Therapie war. Joan Baez lässt am Ende ihrer Karriere und im Alter von nun 82 Jahren die Öffentlichkeit an ihren lebenslangen geheimen Ängsten, Krankheiten und Gefühlen teilhaben. Dieser Film kommt so nah ran an sie wie keiner zuvor.

Die Geschichte wird entlang ihrer Abschiedstournee 2018/2019 erzählt. Mehre Jahre folgten die drei Regisseurinnen Joan Baez. Neben den üblichen Schnipsel zum Newport Festival, dem Marsch auf Washington oder Woodstock 1969, sieht man aber auch viele private Filmausschnitte. Joan als junges Mädchen im Kreis ihrer Familie. Das sieht nach glücklicher Kindheit und heiler Welt aus. Und tatsächlich machte Joan Baez im Rampenlicht immer den Eindruck einer taffen, humorvollen und agilen Frau. Dass dahinter große Selbstzweifel und Panikattacken sie quälten, war bis zu diesem Film nicht bekannt.

Dylan brach ihr das Herz

Schonungslos erzählt Joan von diesen Zeiten, ergänzt durch Aufnahmen aus Therapiesitzungen, ihrem Tonband-Tagebuch aus frühen Jahren und Lesungen aus Briefen an ihre Familie. Sie erzählt von der Beziehung zu ihren beiden mittlerweile verstorbenen Schwestern, zu ihrer Mutter, die sie bis zum Tod gepflegt hat und eben von der problematischen Beziehung zum Vater, von den Vorwürfen an ihn. Szenen, die berühren und einem nahegehen.

Doch der Film erschöpft sich nicht in den geheimen Seelenqualen der Künstlerin, sondern montiert auch Ausschnitte über die bekannte private Joan und natürlich über die öffentliche Figur. Aber auch da liefert der Film viele neue Erkenntnisse. Ehrlich gibt sie zu, wie sehr Bob Dylan ihr das Herz gebrochen hat, als sie sich 1965 in England von ihm trennen musste. Und dass ihr Ehemann und Vater ihres Sohnes Gabriel, David Harris, wahrscheinlich zu jung war und sie zu verrückt, als das ihre Beziehung hätte länger Bestand haben können. Und Sie erzählt von der Beziehung zu ihrer Freundin und Geliebten Kimmie Anfang der 1960er Jahre.

Daneben gibt es natürlich viel Musik aus allen ihren Schaffensperioden zu hören und zu sehen, doch in diesem Film geht es diesmal nicht um ihre Kunst, sondern um sie als Person. Am Ende ist es dann doch ein hoffnungsvoller, optimistischer Film. Denn trotz allem war Joanie immer eine Kämpferin. Und: Man ist nie zu alt, um seine Dämonen zu überwinden.

Fazit: Es ist ein ungewöhnlicher, gewöhnungsbedürftiger Blick auf ein Künstlerleben. Der Film spricht unangenehme Themen an, ist aber weit entfernt ein dunkler Problemfilm zu sein. Die fast zwei Stunden werden nie schwer oder lang, dazu ist er zu gut erzählt und montiert. Es lohnt sich, durch diesen Film das Bild einer fast überlebensgroßen Musik-Ikone vervollständigen zu lassen. Sehenswert!

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Über Thomas Waldherr (806 Artikel)
Redakteur. Fachgebiet: Bob Dylan, Country & Folk, Americana. Rezensionen, Specials.
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