Merle Haggard: Chicago Wind
Merle Haggard ist einer der letzten Countrysänger seiner Generation, die auch im hohen Alter immer noch regelmäßig mit Neuveröffentlichungen auf den Markt kommen. Umso erfreulicher, wenn sich eine solche Countrylegende wieder auf’s Neue ins Studio begibt, um die Nachwelt mit feinster Country Music zu versorgen.
Auf „Chicago Wind“ klingt „The Hag“ wie zu seinen besten Zeiten damals in den 60ern, ohne dabei den Anschluss ans Heute zu verlieren. Zeitgemäße Texte, die sich mit der aktuellen politischen Lage Amerikas befassen, präsentiert er in teilweise sehr sarkastischen Uptempo-Nummern wie „Where’s All The Freedom“ und „America First“ – (Let’s get out of Iraq, get back on the track and let’s rebuild America first). Dezente Balladen gibt es beispielsweise mit Roger Millers „Leavin’s Not the Only Way To Go“, „What I’ve Been Meaning To Say“ und dem sommerlich relaxten „Mexico“, bei dem man sich im wahrsten Sinne des Wortes für drei Minuten im sonnigen Mexiko aufhalten darf – wenn auch nur in akustischer Form, aber immerhin! Hier in Deutschland ist man ja dankbar für jeden warmen Sonnensstrahl, der durch die Lautsprecherboxen ans Ohr dringt. Wunderbar auch der Song „Honky Tonk Man“, der im schnulzigen Dreivierteltakt gehalten ist und so einen Hauch Nostalgie vermittelt. Ganz großes Countrykino, was der gute Merle hier bietet!
Für alle Willie Nelson-Fans dürfte die hier enthaltene Haggard’sche Interpretation von „It Always Will Be“, dem Titelsong des 2004 erschienenen Nelson-Albums, interessant sein. Das Original von Willie kann Merle zwar nicht übertreffen, aber immerhin macht er daraus seinen ganz eigenen Song. Wäre allerdings auch sehr suspekt, wenn er auf seine alten Tage noch anfangen würde irgendjemanden zu kopieren.
Einen bekannten Duettpartner gibt es zudem auch noch auf diesem Album. Es ist Toby Keith, einer der ganz großen Vertreter der aktuellen Countryszene, mit dem Merle den Song „Some Of Us Fly“ aufgenommen hat. Scheint fast so, als wäre Tobys Beitrag zu diesem Album eine Art Revanche, denn schließlich war es kein geringerer als Merle Haggard selbst, der ihn auf seinem 2005er-Album „Honkytonk University“ bei dem Song „She Ain’t Hooked On Me No More“ unterstützte. Eine Hand wäscht die andere – damals wie heute scheinbar die Faustregel in der Country Music.
Famous last words: Merle Haggard präsentiert auf „Chicago Wind“ sein vermutlich bestes Songmaterial seit Jahren. Gemeinsam mit dem ehemaligen George Strait-Produzenten Jimmy Bowen und der Rückkehr zu seinem alten Plattenlabel, der EMI, wo er damals in den 60ern seine legendären und bis heute größten Hits veröffentlichte, scheint er absolut unschlagbar. 100%ige Kaufempfehlung für ein 100%ig gelungenes Album!
Trackliste:
01. Chicago Wind |