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Bobby Bare: The Moon Was Blue

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Irgendwann in den 1980er Jahren zog sich Bobby Bare aus dem Plattengeschäft zurück, vielleicht nicht ganz freiwillig aber durchaus frustriert. Es war nicht mehr sein Metier, das Business hatte sich stark verändert, Bare fühlte sich fast wie ein Fremder in Nashville. Was hatte dieser Mann schon alles erlebt in seinem Beruf! Wie habe ich es genossen, mit dieser Ikone zu diskutieren, einer Persönlichkeit mit Ecken und Kanten, an der man sich reiben kann.

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Ein Blatt hat er nie vor den Mund genommen, der an sich wortkarge Mann mit dem hintergründigen Humor und Mutterwitz. Ja, verstanden habe ich es, dass er nicht mehr Teil der Industrie sein wollte, die Country Music zur Wegwerfware konfektionierte und künstlerische Entfaltungsmöglichkeiten im Keim erstickte. Gerade die aber braucht ein Bobby Bare wie ein Fisch das Wasser.

„The Bare“ ist ganz sicher einer der verkanntesten Stilisten, die die Country Music je hatte. Immer war er zur Stelle, wenn sich Entscheidendes tat im Country Metier, wenn Weichen gestellt wurden, die Richtungen veränderten. Verbiegen lassen hat sich der Naturbursche aus Ironton, Ohio nie, seine Freiheit, tun und lassen zu können, was er wollte, die war und ist ihm wichtig. Das kann dazu führen, dass er tagelang mit seinem Boot zum Angeln abtaucht und einfach nicht erreichbar ist.

Ebenso skurril war seine Musik über viele Jahrzehnte. Trends ließen ihn kalt, der eigene Instinkt war ihm stets wichtiger. Bobby Bare hatte ein beinahe unheimliches Gespür für vielversprechende neue Talente – als Sänger, als Autor, als Produzent. Darauf setzte er, auch gegen gut gemeinte Empfehlungen. Das erfordert Mut aber auch Selbstbewusstsein. Bare war der Mann, der diese Innovationen transportieren konnte. Er blieb gesanglich und vom Auftreten her unverwechselbar … und er ist es erfreulicherweise auch heute noch.

Bobby Bare ist seit vielen Jahren einer der beliebtesten Countrysänger in Deutschland. Nicht von ungefähr. Zu Zeiten als mancher seiner Kollegen nicht einmal wusste, wo Deutschland auf der Landkarte zu suchen war, tourte er wochenlang bei uns. Ja er sang sogar einige Lieder in Deutsch. Herrlich seine Anekdoten aus den 1960er Jahren als er mit deutschen Schlagerstars unterwegs war. Es sind nur Episoden einer einzigartigen Karriere.

Einige Fakten mögen die Bedeutung dieses Künstlers für das Country-Businesss anklingen lassen. Seine Gesangskarriere begann eigentlich mit einer Verwechslung. Mit einer Parodie auf das Militär, in dessen Dienst er sich seinerzeit befand. „All American Boy“, von ihm geschrieben und gesungen, wurde irrtümlich unter dem Namen eines Freundes namens Bill Parsons veröffentlicht. Mit „500 Miles“ und „Detroit City“ sang er zwei der größten Country-Evergreens aller Zeiten. Etliche weitere Klassiker gelangen ihm mit „Four Strong Winds“, „Streets Of Baltimore“ oder „That’s How I Got To Memphis“. Lieder mit einem unvergleichlichen Touch von Fern- und Heimweh wurden sein Markenzeichen. Er ließ es nicht dabei bewenden.

Bare war es auch, der mit humorvollen Moritaten wie „Marie Laveau“ oder „Dropkick Me Jesus“ aufwartete. Bobby Bare war da, wenn es galt, neuen, intelligenten Songschreibern eine Chance zu geben wie Kris Kristofferson, Tom T. Hall, Billy Joe Shaver. Wenn es darum ging, Künstler anderer Sparten wie Bob Dylan in der Countryszene hoffähig zu machen, gehörte dieser Mann zu den Pionieren. Da verwundert es nicht, dass er auch an der „Outlaw-Welle“ beteiligt war, deren führende Exponenten Waylon und Willie wurden. Er verkörpert den eher stillen Rebellen, der als musikalischer Querdenker und durch seine davon geprägten Produkte Akzente setzt. Kaum eine Möglichkeit dazu ließ er ungenutzt.

Bare „entdeckte“ und förderte Shel Silverstein und seine abenteuerlichen Songs, er war einer der Ersten, der Konzeptalben Aufnahme wie „Lullabys, Legends & Lies“ oder „Singin‘ In The Kitchen“. Zu diesem Album gehörte auch „Daddy What If“, ein Duett mit seinem damals fünfjährigen Sohn Bobby Junior. Genau dieser längst auch als Musiker tätige Stammhalter holte seinen Vater aus dem Pensionärsstand zurück ins Studio.

Nur einmal hatte man in den letzten 15 oder so Jahren noch etwas von Bobby Bare auf Platte gehört mit dem Album „Old Dogs“, für das er sich mit Waylon Jennings, Jerry Reed und Mel Tillis zusammentat Ich weiß nicht, wie sein Sohn es geschafft hat, jedenfalls kehrte Bobby Bare ins Studio zurück und nahm dieses bärenstarke Album auf: „The Moon Was Blue“. Mit seinen 70 Jahren klingt er so vital wie eh und je, sein Bariton hat keinen Deut an Ausstrahlung verloren. Ausgesucht wurden ausnahmslos ruhige Stücke, bei denen sich Bare so richtig entfalten kann. Unnachahmlich seine Phrasierung, da weiß man sofort, wer singt. Und wer den passionierten Angler kennt, der erwartet etwas Besonderes.

Die Auswahl der Songs – durchweg bekannte Stücke – greift ein breites Spektrum ab, das von Silverstein bis Charles Aznavour als Autoren reicht. Allesamt tragen hier den Bare-Stempel. Mir scheint, er ist ans Mikro gegangen, hat das getan, was er immer noch beherrscht, er hat ganz einfach gesungen. Und der Sohn besorgte mit seinem Team hat den Sound , frisch, jung aber dem Meister angepasst. Alles stimmt, deshalb ist es gute Unterhaltung. Bare Jr. meinte, sein Vater habe keinen Kommentar abgegeben sondern nur dagesessen und sich schmunzelnd ins Fäustchen gelacht. Als ob er damit kundtun wolle, dass er es Allen noch einmal gezeigt hat, vor allem einer Industrie, die ihn auf seine eigene Vergangenheit hatte reduzieren wollen.

Fazit: Gratulation an beide Bare’s – den Junior dafür, dass er den „Alten“ wieder aktiviert hat und den Senior dafür, dass er sich hat überreden lassen. So kommen wir in den Genuss eines unerwarteten Kunstwerks, das im Oktober auch in Deutschland veröffentlicht werden soll.

   
The Moon Was Blue
CD: „The Moon Was Blue“
Erscheinungsdatum: 2005
Label: Dualtone Music Group

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Trackliste:

01. Are You Sincere
02. I Am An Island
03. Everybody’s Talkin‘ At Me
04. Yesterday When I Was Young
05. Love Letters In The Sand
06. The Ballad Of Lucy Jordan
07. My Heart Cries For You
08. It’s All In The Game
09. Harvest Moon
10. Easy To Forget
11. Fellow Travelers

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